Hintergrund - Der Corona-Container hat sich bewährt

06.05.2020 UPDATE: 06.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Der Corona-Container hat sich bewährt

Die Einrichtung der "Infekt-Ambulanz" im Wiesenbacher Bürgerhaus bedeutet eine Erleichterung für Dr. Liane Wirth. Denn in den vergangenen vier Wochen hatte die Bammentaler Hausärztin in ihrem Container vor ihrer Praxis neben ihren Patienten auch infektiöse Erkrankte ihrer Kolleginnen aus Wiesenbach untersucht. Nun wird diese Last dank der Kooperation mit den Kolleginnen auf mehrere Schultern verteilt.

"Ich bin sehr froh über die Kooperation mit den Ärztinnen aus Wiesenbach", freut sich die 42-Jährige, die auch sehr glücklich mit ihrer Container-Lösung ist: "Es läuft sehr gut, denn keiner muss Angst vor einer Ansteckung mit Corona haben – auch nicht das medizinische Personal." Zudem sei alles vor Ort: EKG, Sauerstoffgerät, Ultraschall.

Von 8 bis 10 Uhr behandelte Wirth in den vergangenen Wochen täglich in ihrer Praxis, danach ging es bis etwa 12 Uhr in den Container. Wo ein Patient behandelt wird, entscheidet eine Checkliste mit Fragen. "Die Patienten sind nicht mehr so ängstlich und haben mehr Vertrauen", hat Wirth beobachtet. So seien auch viele neue Patienten zu ihr gekommen, die angegeben hätten, dass sie keinen Hausarzt haben.

Seit Anfang März behandelt Wirth nur mit Maske. "Es geht auch ums Psychologische", meint sie. "Auch wenn 1000 Mal desinfiziert wurde, besteht oft noch Unsicherheit." Manche Patienten hätten sogar eine potenzielle Corona-Erkrankung verheimlichen wollen – aus Angst vor gesellschaftlicher Ächtung und Folgen bei der Arbeit. Die Anschaffung des Containers habe sich jedenfalls gelohnt.

Anfangs war Wirth noch davon ausgegangen, dass sie die Miete von 10.500 Euro für die Monate April und Mai selbst zahlen muss, doch dann übernahm die von Ehrenbürger Hansi Flick initiierte Hilfsaktion "Bammental gegen Corona" die Kosten. Der Container ist zunächst bis Ende Mai gebucht, Wirth will aber verlängern – auf jeden Fall für Juni und vielleicht noch so lange, bis ein Impfstoff da ist. "Es läuft gut, solange alle Mundschutz tragen", glaubt die Medizinerin, die eine zweite Infektionswelle nicht für ausgeschlossen hält. "Dafür müssen wir gerüstet sein", sagt sie. Auch mit Bürgermeister Holger Karl habe es schon Gespräche gegeben, wie im wirklichen Ernstfall zum Beispiel eine Halle in ein Lazarett umgewandelt werden könnte.

Wirth hat in ihrer Praxis übrigens bisher 99 Abstriche zum Testen auf eine Corona-Infektion durchgeführt, zwei davon waren positiv. Inzwischen konnten sich hier sicherheitshalber auch Personen testen lassen, die keine typischen Corona-Symptome zeigten – zum Beispiel medizinisches Personal. "Aber es geht nicht nur um Corona", betont Wirth. "Es gibt ja auch noch andere Erkrankungen, die keine Pause machen." Zuletzt sei es im Container wieder ruhiger geworden, sodass dieser an vier Tagen gar nicht öffnen musste. Eine trügerische Ruhe? Das werden die nächsten Wochen zeigen. (cm)