Hintergrund Bernd Kappenstein Schwetzingen

04.01.2021 UPDATE: 04.01.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 7 Sekunden

Wie Bernd Kappenstein 2006 Schwetzingens OB-Wahl verlor

Als am 3. Dezember 2006 im Schwetzinger Ratssaal die Schaubilder mit den Zwischenständen bei der Oberbürgermeisterwahl an die Wand geworfen wurden, glaubte noch jeder der Anwesenden, dass es sich um Testbilder handelt. Da waren zwei gleich große Balken in gelb und schwarz zu sehen. Gleichauf lagen der haushohe Favorit, Amtsinhaber Bernd Kappenstein (CDU), und sein bis dato unbekannter Herausforderer Bernhard Junker. Die IT-Experten basteln noch an ihrem Statistikprogramm, dachte man. Schließlich schwankten die Prognosen zuvor zwischen 70 und 90 Prozent – für Kappenstein. Jeder, wirklich jeder, hatte da einen ganz großen schwarzen Balken erwartet und einen ganz kleinen gelben. Es kam anders bei dieser denkwürdigen Wahl, die bis heute als eine der größten kommunalpolitischen Sensationen in der Region gilt.

Nur Junker, krasser Außenseiter des damaligen Schwetzinger "Wählerforums SWF 97", hatte Kappenstein herausgefordert. Kein Vertreter der SPD und auch kein Grüner hatten sich zur Wahl bereit erklärt. Zu übermächtig erschien der Amtsinhaber. Da konnte man sich nur eine blutige Nase holen, fürchtete man bei der politischen Konkurrenz.

Im ersten Briefwahlbezirk lag Junker mit 164 zu 140 Stimmen vorn. Im zweiten ein Patt: 132 zu 132. Nachdenklichkeit machte sich breit. Konnte das wahr sein? So knapp hatte das niemand erwartet. Eine gute halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale, exakt um 18.35 Uhr und nach der Auszählung von 16 der insgesamt 19 Wahlbezirke, lag Junker erstmals in Führung. Hochspannung. Um 18.40 Uhr war die Sensation perfekt: Junker hatte 50,2 Prozent geholt, Kappenstein 49,6.

Am Tag danach machte man die geringe Wahlbeteiligung von 43,4 Prozent für die Niederlage verantwortlich. Die Anhänger Kappensteins hatten sich angesichts der Favoritenstellung ihres Wunsch-OBs zu sicher gefühlt und waren zu Hause geblieben. Kappenstein selbst sagte damals, dass er nicht wisse, wie es beruflich mit ihm weiter gehen werde. Heute weiß man, welche neuen Möglichkeiten ihm die Niederlage eröffnete.