Hintergrund Bäume Sandhausen

29.12.2020 UPDATE: 29.12.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Räte wollen weniger Nutzwald

Mit zahlreichen Fragen und Anregungen reagierten die Gemeinderäte auf die Präsentation des Forstbezirksleiters Philipp Schweigler (vgl. Artikel rechts). Dabei ging es unter anderem um die mögliche Einbindung von Bürgern in aufwendige Pflegearbeiten, um eine neue Form der Waldbewirtschaftung und um Kritik am Vorgehen mit dem gerade erst ausgewiesenen Naturschutzgebiet "Brühlwegdüne".

"Vor fünf Jahren haben wir uns noch geärgert, dass der Wald keine Erträge abwirft, dann haben wir uns gefreut auf Null herauszukommen", sagte Lars Albrecht (CDU) mit Blick auf den Wandel im Forsthaushalt (vgl. "Forst 2021"). "Und die letzten Jahre wird das Defizit immer größer." Er warb dafür, "Geld in die Hand zu nehmen, neue Bäume zu setzen und tote zu fällen". So wollte er von Schweigler wissen, wie viel Wald man in einem Jahr pflanzen kann und was das kostet. "Ein Hektar pro Jahr sollte machbar sein", entgegnete der Fachmann, "das kostet etwa 40.000 bis 50.000 Euro pro Hektar, bis er fertig ist und man den Zaun abbauen kann".

Besonders sorgfältig mit den Zahlen und Fakten zum Forst beschäftigt hatte sich Georg Diem (FDP). "Unser Holzboden steht zu 51 Prozent auf Dünenfläche", hob er hervor, "das ist wirtschaftlich sehr wenig attraktiv". Er warf in Schweiglers Richtung die Frage auf, ob es nicht "Zeit zum Umdenken auf eine Dauerwaldbewirtschaftung" sei; bisher herrscht wie in ganz Deutschland auch in Sandhausen die Betriebsform eines auf Holzernte ausgerichteten Altersklassenwaldes vor. Mit einem Dauerwald verband Diem "eine wirkliche Priorisierung von Naherholung und Ökologie", zumal man damit "bestens gerüstet" für "Krisenereignisse wie Dürren" sei. Dazu erklärte Schweigler: "Ob Dauerwald oder Altersklassenwald, das ist nicht die Frage, die wir uns zurzeit stellen. Sondern zurzeit brennt das Dach, das müssen wir zuerst lösen."

Beate Würzer (GAL) würde das "Ziel der Herstellung eines lichten Kiefernwaldes aufgeben". Vielmehr solle man auf diesen Fläche auf die "offenbar entwicklungsfähige Naturverjüngung" setzen. Ähnlich wie Diem sah auch Würzer gute Gründe für "einen Paradigmenwechsel: weg vom Wald als alleinig ökonomischem Produkt, hin zur ganzheitlichen Betrachtung des Waldes als Dauerwald". Dieser sei auch in der Lage, "enorme Mengen an CO2 zu binden". Zudem könnte aus ihrer Sicht "bürgerschaftliches Engagement positiv genutzt werden", um die Waldarbeiter bei der Beseitigung der schädlichen Kermesbeere zu unterstützen. Auch sprach sich Würzer dafür aus, Bürgern zweimal jährlich "forstliche Waldbegehungen" anzubieten. Dafür zeigte sich Schweigler ebenso offen wie für eine Bekämpfung der Kermesbeere mit Ehrenamtlichen.

Auch für Thomas Schulzes (SPD) Fraktion ist "die Naherholungs- und Klimaschutzfunktion unseres Waldes schon lange am wichtigsten". Daher könnten sie die Aussage über eine "zweitrangige Nutzfunktion" unterstreichen. Um den Wald "zukunftsfähig" umzubauen, nehme man höhere Kosten durch mehr Pflegeaufwand in Kauf. Als "Lichtblick" bezeichnete Schulz, dass sich die Verjüngungsvorräte vermehrt haben. Auch er warb für einen "Waldumbau mit einer besseren Durchmischung der verschiedenen Baumarten".