Hintergrund Abschiebung Neckargemünd

23.11.2018 UPDATE: 23.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute

Asylkreis Neckargemünd "fassungslos" über die Abschiebung

(cm) "Polizei!" Als Ilka Schlüchtermann am Montagmorgen diese Nachricht aufs Handy bekam, wusste das Mitglied des Neckargemünder Asylkreises sofort, was passiert. Die Beamten waren gekommen, um Amela Memedi und Haris Kalburi abzuholen. Abschiebung. Das Ehepaar durfte nur mitnehmen, was es tragen konnte. Am Nachmittag saßen die beiden am Flughafen bei Karlsruhe, wenig später waren sie wieder in ihrer Heimat - eine Heimat, in die sie auf keinen Fall wieder zurück wollten, weil sie als Roma dort am Rande der Gesellschaft leben und vielen Benachteiligungen ausgesetzt sind.

Für den Asylkreis ist die Abschiebung ein Schock und eine große Enttäuschung. "Es ist völlig absurd, ein so gut integriertes Paar abzuschieben", meint Ilka Schlüchtermann. "Wir sind fassungslos." Schlüchtermann und die Asylkreis-Vorsitzende Petra Groesser kannten das Ehepaar seit drei Jahren. Amela Memedi und Haris Kalburi hatten Freunde in der Stadt, engagierten sich selbst selbst im Asylkreis, wollten bei der Tafel helfen. Während Memedi nicht arbeiten durfte (siehe Artikel links), fand Kalburi eine Vollzeitstelle im lokalen Fahrradgeschäft. "Dieses hat händeringend Personal gesucht und war froh, als Haris kam", erzählt Groesser. "Er hat gute Zeugnisse bekommen und war beliebt unter den Kollegen."

Inzwischen ist Amela in Mazedonien bei ihrer Mutter untergekommen, ihr Mann lebt in einer Unterkunft für zehn Euro die Nacht. "Er traut sich nicht auf die Straße, weil er zum Militär eingezogen werden soll", sagt Groesser.

Der Asylkreis löst nun die Wohnung der beiden auf und verkauft die Einrichtung. Das Geld könnte dem Paar dabei helfen, eines Tages wieder legal nach Deutschland zu kommen.