Hintergrund

06.07.2020 UPDATE: 06.07.2020 19:30 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Das Dr.-Schmeißer-Stift ist im Dezember 1972 eingeweiht worden. Das Haus ist im Eigentum des Vereins Stiftung Altersheim. Seit fast einer Dekade verfällt es. Zur Zeit des Vereinsvorsitzenden Bürgermeister Bernhard Martin (1997 bis 2012) wurde es mehr oder weniger lahmgelegt. Lediglich die Küche ist noch in Betrieb – für das damals neue Pflegeheim "Lebensrad", das auch dem Verein gehört. Selbst diese Kochgelegenheit wird demnächst abgeschaltet: Die Baugenehmigung für den Küchenanbau am Lebensrad ist beantragt, kann jeden Tag eintreffen.

Kreditwürdigkeit und Rückendeckung in finanziellen Angelegenheiten gab die jahrzehntelange Anbindung des Schmeißer-Stifts an die Stadt. Ende 2018 hat der Gemeinderat jedoch die Stadt-Garantien für das Schmeißer-Stift zurückgenommen und eine teilweise Ausfallbürgschaft verweigert. Mit diesem Entscheid kappte das Ratsgremium nicht nur die ideelle Unterstützung. Dies spielte in der Folge negativ herein in die Verhandlungsposition des Vereins mit Kreditgebern.

Entkoppelt wurde die seit der Vereinsgründung 1962 festgeschriebene funktionale Bindung zwischen dem Vorsitzenden und dem jeweils aktiven Rathauschef. Dazu war 2013 die Vereinssatzung geändert worden. Waren die Bürgermeister Horst Schlesinger und Bernhard Martin zuvor noch automatisch Vorsitzende, zog sich nach der Änderung im November 2018 der jetzige Bürgermeister Peter Reichert vom Vorstandsposten zurück, nachdem er rund fünf Jahre als Privatmann den Verein führte. Inzwischen hat Vorsitzender Hans Wipfler mit seinem fünf Personen zählenden Vorstandsgremium eine Bürde, die von Monat zu Monat immer schwerer wird.

Teilweise Unmögliches erwartet die interessierte Bevölkerung: Anstrengungen, das Schmeißer-Stift in seinem Bauvolumen zu erhalten, zu sanieren und Betreutes Wohnen anzubieten – das alles ist bislang mangels günstiger Kredite gescheitert. Andererseits hat der in die Planungen einbezogene Generalunternehmer den Preis des Angebotes erhöht. Zusagen von Stiftungen wurden zurückgezogen. Der Überlegung, das Gebäude zu verkaufen, sperrt man sich im Verein. Ein Neubau an gleicher Stelle dürfte in der außergewöhnlichen Höhe des jetzigen Hauses ohnehin nicht mehr genehmigt werden. Die Immobilie würde also an Wert verlieren. (rho)