Heidelberg auch

Frühere Mitarbeiter rechnen mit Spuhlers Führungsstil ab

24.07.2020 UPDATE: 24.07.2020 20:02 Uhr 1 Minute, 2 Sekunden

Heidelberg. (we) Es geht ums Grundsätzliche. Ehemalige Mitarbeiter von Peter Spuhler aus seiner Heidelberger Zeit als Intendant (2005 – 2011) schildern in einem Brief an die Rhein-Neckar-Zeitung, wie teilweise unmenschlich die Arbeitsbedingungen an deutschen Theatern seien. Gerade weil an den Häusern niedrige Gehälter und Gagen gezahlt würden, hätten die Mitarbeiter ein Recht "mit Würde und Achtung" behandelt zu werden. Spuhler habe dies nicht nur in Karlsruhe, sondern auch in Heidelberg verweigert. Die derzeit diskutierten Vorwürfe seien "in vielen deutschen Theatern" ein Problem. Deshalb sei es Zeit für einen offenen und ehrlichen Diskurs – nicht nur "im Ländle, sondern in der gesamten deutschen Theater- und Feuilletonwelt".

Die Unterzeichner (zehn Frauen und ein Mann) beklagen in dem dreiseitigen Schreiben, dass sie sich von dem strapaziösen Arbeitsklima unter Spuhler teilweise bis heute nicht richtig erholt hätten. Erlebt hätten sie cholerische Ausbrüche, Kontrollzwang bis hin zur Pedanterie, Druck fast rund um die Uhr und eine auffallend hohe Fluktuation beim intendantennahen Personal – Vorwürfe, die denen aus Karlsruhe sehr ähneln.

Die ehemaligen Assistentinnen, Mitarbeiterinnen der Öffentlichkeitsarbeit sowie weitere frühere Beschäftigte am Heidelberger Theater fordern Spuhlers Rücktritt in Karlsruhe, weil er trotz seiner "großartigen Fähigkeiten hinsichtlich des Theaters" keine Führungsqualitäten besitze, "derer es für ein Stadt- oder Staatstheater bedarf".

Dass die Unterzeichner über neun Jahre schwiegen, begründen sie mit der Furcht vor beruflichen Nachteilen. In Deutschland seien alle Theaterintendanten eng miteinander vernetzt, aufmüpfige Mitarbeiter müssten mit Nichtverlängerung ihrer Verträge rechnen und hätten Angst, "an einem künftigen Haus als illoyal oder aufrührerisch" zu gelten. Erst der Mut der Karlsruher Kollegen habe auch sie ermutigt, sich zu äußern.