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20.05.2020 UPDATE: 23.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 14 Sekunden

Frisieren ist kein Kavaliersdelikt

Was früher das frisierte Mofa, ist heute das getunte Elektrorad: illegal, mitunter gefährlich und oftmals bagatellisiert.

Strafen drohen: Die maximale Geschwindigkeit der Antriebsunterstützung bei Pedelecs liegt bei 25 km/h. Danach regelt das System ab und schnelleres Fahren ist einzig durch Muskelkraft möglich. So mancher E-Biker liebäugelt deshalb damit, seinem Elektrorad einfach ein paar Stundenkilometer mehr zu geben – und findet im Internet leicht Möglichkeiten. Doch was anfänglich nach einem guten Schnäppchen klingt, führt schnell in den Weg der Illegalität. Tuning von E-Bikes ist nämlich ein Rechtsverstoß, wenn das Rad anschließend im Straßenverkehr benutzt wird. Wird der Motor beim Pedelec so manipuliert, dass er über die 25 km/h hinaus unterstützt, handelt es sich aus rechtlicher Sicht nicht mehr um ein Fahrrad, sondern um ein Kleinkraftrad – also einen anderen Fahrzeugtypen. Das getunte Gefährt benötigt beispielsweise eine Betriebserlaubnis sowie eine Versicherung und darf nicht mehr auf Radwegen fahren. Außerdem braucht der Fahrer einen Führerschein der Klasse AM und es besteht Helmpflicht. Wird man ohne die entsprechenden Nachweise im öffentlichen Verkehr erwischt, drohen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen und zivilrechtliche Konsequenzen wie Haftung für Personenschäden bei Unfällen.

Keine Garantie mehr: Hinzu kommt, dass Tuning-Kits Schäden am Rad und am Antriebssystem verursachen können. Der Verkauf solcher Sets ist zwar legal, solange der Anbieter darauf hinweist, dass das getunte E-Bike nicht mehr im Straßenverkehr, sondern nur auf Privatgelände gefahren werden darf. Doch werden auch Bauteile durch die gesteigerte Leistung stärker beansprucht und können schneller verschleißen. Ansprüche auf Garantie, Gewährleistung und Produkthaftung erlöschen durch das Tuning – auf den Kosten bleibt der Nutzer selbst sitzen.

Test beim Händler: Eine regelmäßig verpflichtende Überprüfung, ähnlich einer Hauptuntersuchung beim Auto, gibt es für E-Bikes nicht. Manipulationen am Antrieb können vom Fachhändler oder auch vom Fahrradhersteller über Datenauslese beim Service festgestellt werden – eine Hilfe, wenn man sein E-Bike aus zweiter Hand kaufen will.