Die Seasteading-Bewegung

13.01.2020 UPDATE: 16.01.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Die Seasteading-Bewegung

Die Idee: Die Seasteading-Bewegung will das Meer bewohnbar machen und damit eine neue Art von Gemeinschaft in internationalen Gewässern entwickeln. Mehre schwimmende Städte mit eigenen Regierungen sollen abseits der aktuellen Nationalstaaten geschaffen werden. Durch die schwimmenden Eigenheime sind die Bewohner mobil. Sollte ihnen nun das Leben in der einen Gemeinschaft nicht gefallen, können sie mit der Plattform einfach an einer anderen Stadt andocken. So die Theorie.

Der Vorläufer: Eine ähnliche Bewegung gab es bereits 1987 in Großbritannien. Ein ehemaliger Militärangehöriger besetzte einen britischen Unterwasser-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und rief einen freien Staat aus, erklärt Matthias Hartwig vom Max-Planck Institut für Völkerrecht in Heidelberg. "Das war außerhalb des britischen Hoheitsgebietes. Niemand hat den Staat anerkannt, niemand hat etwas unternommen." Die aktuelle Bewegung geht auf den Amerikaner Patri Friedman zurück, wie Kochs Firma "Ocean Builders" auf ihrer Website beschreibt. Wie so viele unkonventionelle Ideen, startete die Bewegung im US-amerikanischen Silicon Valley.

Der Experte: Hartwig sieht das Seasteading-Konzept eher skeptisch. "Auch ein neuer Staat wird in eine Rechtsordnung reingeboren", sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Da gelte noch immer die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen von 1982. Dieses Übereinkommen verbiete "die territoriale Aneignung der hohen See durch den Staat". Die internationale Staatengemeinschaft würde diese neuen Gemeinschaften nicht anerkennen, ist sich der 63-Jährige sicher. "Wenn Panama in seiner Staatszone Genehmigung erteilt, dann kann es das ohne Probleme machen. Für die Hohe See, was ja das zukünftige Ziel ist, hat es natürlich überhaupt keine Kompetenz oder Erlaubnisse."

Das Seerecht: Der Bereich vor der Küste eines Landes ist in mehrere Zonen eingeteilt, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter. "Die ersten 12 Meilen sind noch Staatsgebiet des jeweiligen Landes, die ersten 200 Meilen sind exklusive Wirtschaftszone." In diesem Bereich hat der Staat das Recht, künstliche Inseln, wirtschaftliche Nutzung und alles, was ihn in seiner Nutzung dieses Bereichs beeinträchtigen könnte zu regulieren – so steht es in der Seerechtskonvention. Erst nach den 200 Meilen beginnt die "Hohe See".