Besuch an Thanksgiving

Trump in Afghanistan: "Die Taliban wollen einen Deal"

Bei seinem Besuch in Afghanistan erklärt Trump, dass die Gespräche mit den Taliban über Wege zu Frieden wieder aufgenommen wurden. Details blieb der US-Präsident allerdings schuldig.

29.11.2019 UPDATE: 28.11.2019 21:58 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Trump in Afghanistan
Höchste Sicherheitsstufe: US-Präsident Donald Trump spricht - gut abgeschirmt - zu US-Truppen auf der Bagram Air Base. Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Kabul (dpa) - Bei einem unangekündigten Besuch bei US-Truppen in Afghanistan an Thanksgiving hat US-Präsident Donald Trump Hoffnungen auf eine Einigung mit den militant-islamistischen Taliban genährt.

Trump erklärte am US-Militärstützpunkt Bagram, Washington habe Gespräche über Wege zu Frieden mit den Islamisten weniger als drei Monate nach ihrem Abbruch wieder aufgenommen. Auf die entsprechende Frage einer mitreisenden Journalistin antwortete Trump nach Angaben der Reporterin mit "Ja". Die Taliban wollten dazu keine Erklärung abgeben. Ein Taliban-Sprecher sagte lediglich, es sei noch zu früh, um auf Trumps Aussagen zu reagieren.

"Die Taliban wollen einen Deal machen. Und wir treffen sie", hatte Trump im Beisein seines afghanischen Kollegen Aschraf Ghani erklärt. Bedingung für eine Verständigung sei eine Waffenruhe. Er glaube, dass die Taliban mittlerweile auch eine Waffenruhe wollten, sagte Trump weiter.

Der US-Präsident hatte mehr als ein Jahr laufende Gespräche mit den Taliban Anfang September kurz vor einer Einigung abgebrochen. Ziel der Verhandlungen war ein Abkommen, das den Weg für einen Abzug der US-Truppen und für Frieden in Afghanistan bereiten soll. Unmittelbarer Auslöser für den Abbruch war ein Anschlag in Kabul, bei dem ein US-Soldat starb. Diesen verurteilte Trump erneut.

Beobachter hatten einen kürzlich vollzogenen Gefangenenaustausch, bei dem zwei westliche Taliban-Geiseln im Gegenzug für drei hochrangige Taliban-Mitglieder freigelassen wurden, als möglichen Schritt zur Wiederaufnahme der USA-Taliban-Gespräche gewertet. In den vergangenen Wochen hatte es zudem immer wieder Berichte gegeben, dass die Gespräche zwischen den USA und den Taliban wieder aufgenommen worden seien. Allerdings wurde dies von keiner Seite offiziell bestätigt.

Dass die USA nun offenbar auf eine Waffenruhe als Bedingung für eine Übereinkunft mit den Taliban bestehen, löste bei Afghanen Optimismus aus. Die Islamisten hatten bisher eine Waffenruhe stets abgelehnt. Beobachter sehen allerdings keine Zeichen dafür, dass die Islamisten ihre Meinung geändert hätten. In den vergangenen Wochen ist zwar die Gewalt in Afghanistan vor allem in der Hauptstadt Kabul zurückgegangen, allerdings greifen Taliban-Kämpfer weiter mehrmals in der Woche afghanische Sicherheitskräfte an oder verüben gezielte Tötungen an Regierungsmitarbeitern. In der Vergangenheit hatten die Taliban stets erklärt, sie wollten erst über eine Waffenruhe sprechen, wenn die US-Truppen das Land verlassen haben.

Weitere Details zu den Gesprächen ließ Trump offen. Er machte auch keine Angaben darüber, ob oder wie die afghanische Regierung in die neu gestarteten Friedensbemühungen eingebunden werden. In der Vergangenheit hatten die direkten Gespräche zwischen Washington und den Taliban bereits zu Zerwürfnissen im US-afghanischen Verhältnis geführt. Kabul fühlte sich oft übergangen und kritisierte, dass seine Interessen keine ausreichende Berücksichtigung fanden.

Die Taliban hatten seit dem Abbruch der Gespräche mit den USA immer wieder Bereitschaft gezeigt, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Vergangene Woche hatte es aus Kabul geheißen, Trump habe seinem afghanischen Amtskollegen in einem Telefonat gesagt, die Regierung in Kabul müsse von Anfang an die Führung bei den Gesprächen übernehmen. Weiterhin weigern sich allerdings die Taliban, mit der Regierung in Kabul zu sprechen. Sie betrachten diese als "Marionette" des Westens.

Präsident Ghani erklärte im Anschluss an Trumps Besuch auf Twitter, er und Trump hätten unterstrichen, dass die Taliban "eine Waffenruhe akzeptieren müssen", wenn sie wirklich ein Friedensabkommen erreichen wollten. Er äußerte sich nicht über möglicherweise wieder aufgenommene Gespräche oder darüber, welche Rolle seine Regierung dabei spielen könnte.

Ghani schrieb zudem, dass er und Trump im Gespräch auch betont hätten, dass für einen andauernden Frieden in Afghanistan Zufluchtsorte für Terroristen außerhalb des Landes zerstört werden müssten. Kabul hat in der Vergangenheit immer wieder dem Nachbarland Pakistan vorgeworfen, die Taliban zu unterstützen. Islamabad bestreitet dies.

Trump versuchte in Bagram offenbar auch, Sorgen über einen möglichen unangekündigten US-Truppenabzug zu zerstreuen. Er erklärte, die USA würden so lange in Afghanistan bleiben, bis ein "Deal" mit den Taliban erzielt sei - "oder wir einen totalen Sieg haben". Zugleich kündigte er allerdings an, die US-Truppenstärke auf etwa 8600 reduzieren zu wollen. Derzeit sind zwischen 12.000 und 13.000 amerikanische Soldaten in dem Land stationiert.

Es war Trumps erster Besuch bei amerikanischen Truppen in Afghanistan und sein zweiter von Kampftruppen im Ausland überhaupt. Begleitet wurde er unter anderem vom Nationalen Sicherheitsberater Robert O'Brien, vor Ort war auch US-Generalstabschef Mark Milley.