Über die Uhrzeit bestimmt die Gemeinde

Glockenschlag ist nicht das Gleiche wie Glockenläuten

24.02.2019 UPDATE: 24.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 31 Sekunden

Glockenschlag ist nicht das Gleiche wie Glockenläuten

Nur weil sich Glocken im Kirchturm befinden, sind sie noch lange keine reine Kirchenangelegenheit. "In vielen Kommunen gehören die Kirchturmuhren der politischen Gemeinde", erklärt Johannes Beisel, seit 2011 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden in Gaiberg und Gauangelloch. Und das sei eben auch in Gaiberg der Fall und daher dürfe die Gemeinde entscheiden, wann die Uhr schlägt.

Die Betonung liegt dabei auf "schlägt". Man muss nämlich unterscheiden zwischen Glockenschlag und Glockengeläut. Die Uhrzeiten werden über einen Glockenschlag bekanntgegeben: Ein Hammer schlägt dabei von außen an die Glocke. In Gaiberg hängen insgesamt drei Glocken im Kirchturm. Zur Viertelstunde schlägt ein Hammer fast zeitgleich die beiden kleinen Glocken an, zur halben Stunde tut er dies zweimal, zur Dreiviertelstunde dreimal, zur vollen Stunde viermal. Bei jeder vollen Stunde schlägt zudem noch ein Hammer die tiefste Glocke an - und zwar so oft, wie es für die Bekanntgabe der Stundenzahl notwendig ist. "Der Glockenschlag kommt zwar von der Kirche, hat aber nichts mit der Kirche zu tun", berichtet Pfarrer Beisel. Dies sei vielmehr ein Service der Gemeinde.

Dass dieser Glockenschlag nun in der Nacht nicht mehr ertönen soll, kann der Pfarrer verstehen: "Das ist schon laut für die Nachbarn", sagt er. "Die kriegen das viel direkter ab als jene, die weiter weg wohnen." Daher habe er schon vor Jahren zu verstehen gegeben, dass er nichts gegen die Abschaffung des nächtlichen Glockenschlags habe.

Etwas anderes ist das Glockenläuten: Vor Gottesdienstbeginn schwingen etwa alle drei Glocken und rufen auf diese Art die Menschen in die Kirche. Der Ton entsteht dabei dadurch, dass der Klöppel innen an den Glockenkörper stößt. "Und das kirchliche Läuten ist juristisch geschützt", weiß der evangelische Pfarrer.

In Gaiberg gibt es nun - wie übrigens in vielen anderen Gemeinden - auch ein 11-Uhr-Läuten. Da stellt sich die Frage: Ist dies nun ein religiöses Läuten oder liegt es in der Hand der Kommune? "Darüber haben wir im Kirchengemeinderat gesprochen", berichtet der Pfarrer. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen: "Das ist kein christliches Läuten", so der 60-Jährige. Daher gab die evangelische Kirchengemeinde die Entscheidung über das 11-Uhr-Geläut in die Hände der Kommune.

Anders verhält es sich beim täglichen Läuten um 12 und um 18 Uhr: Auch hier schwingt eine der drei Glocken. Das aber sieht der Pfarrer durchaus als religiös an: "Das ist ein Aufruf zum Gebet." (aham)