Auf dem Fahrradweg zwischen Wiesloch und Dielheim wurde eine Ausnahmegenehmigung für die Beleuchtung erteilt. Weil der Wissensstand heute ein anderer ist als vor drei Jahren, hat die Beleuchtung des Bögnerwegs kaum Aussichten auf Erfolg. Grafik: RNZ-Repro
Von Timo Teufert
Wiesloch/Rauenberg. Wie kommt es, dass der Fahrradweg zwischen Wiesloch und Dielheim, der mitten durch das Naturschutzgebiet Sauerwiesen-Fuchsloch führt, mit sensorgesteuerten Laternen beleuchtet werden darf? Aber die Untere Naturschutzbehörde für eine solche Beleuchtung am Bögnerweg zwischen Wiesloch und Rauenberg, der am Naturschutzgebiet "Landschaft am Angelbach" vorbeiführt, eine ablehnende Empfehlung abgegeben hat? Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe auf Nachfrage mitteilt, sind neuste wissenschaftliche Erkenntnisse Grundlage dieser Entscheidung. Demnach würde auch die Beleuchtung nach Dielheim heute nicht mehr genehmigt werden.
Die Stadt Wiesloch hatte 2017 bei den Planungen für den Weg nach Dielheim bei der Höheren Naturschutzbehörde einen Befreiungsantrag gestellt. "Die möglichen negativen Auswirkungen auf die Schutzobjekte des Naturschutzgebietes wurden damals bewertet. Auf der Grundlage des damaligen Wissensstands wurde eine Beleuchtung mit Nebenbestimmungen für vertretbar gehalten", heißt es aus Karlsruhe. Dort ist geregelt, dass die Leuchten maximal zwei Minuten lang leuchten, sich die Lichtpunkte auf maximal fünf Meter Höhe befinden und nur langwelliges Licht verwendet wird. So sollten die negativen Auswirkungen auf nachtaktive Tierarten reduziert werden.
"Zwischenzeitlich hat sich der Wissensstand jedoch deutlich erweitert. Durch Untersuchungen zum Insektensterben konnten dramatische Rückgänge von Insekten auch in Naturschutzgebieten nachgewiesen werden", heißt es vom Regierungspräsidium. Verantwortlich dafür sei ein Mix verschiedener Faktoren: "Die Wissenschaft sieht dabei auch die Lichtverschmutzung als einen relevanten Faktor an, der zum Insektenrückgang beiträgt." Würde heute der gleiche Befreiungsantrag bei der Höheren Naturschutzbehörde gestellt werden, würde diese nicht mehr erteilt.
"Diese aktuelle Einschätzung wird auch von der Unteren Naturschutzbehörde geteilt, sodass sie eine negative Stellungnahme für die gleichartige Beleuchtung abgegeben hat", heißt es vom Regierungspräsidium Karlsruhe. Grundsätzlich gelte, dass Fahrräder beleuchtet sein müssen. "Wie bei Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften sollten daher auch Radwege außerhalb der Ortslage aus Sicht der Naturschutzbehörden nicht beleuchtet werden."
Im Rauenberger Gemeinderat ging es jüngst um diese Thematik und eine möglich Alternativroute durch die Talwiesen, nachdem sich der Wieslocher Gemeinderat – trotz der Vorbehalte des Naturschutzes – für eine Beleuchtung des oberen Weges ausgesprochen hatte. "Der Bögnerweg ist bei Tageslicht absolut die bessere Variante", sagte Franz Sieber (Freie Wähler). Da die Beleuchtung des Talwiesenweges nur die Hälfte koste, bevorzuge er diesen. "Unser Haushalt würde es gut vertragen." Schülerinnen hätten ihm berichtet, dass sie in der Winterzeit den Weg durch die Felder nehmen würden und nur im Sommer den Bögnerweg. "Der Talwiesenweg ist sicher." Zudem fürchtet er, dass der Naturschutz die Beleuchtung verhindern würde. "Man muss sich nicht unnötig mit dem Naturschutz anlegen", fand auch Wolfgang Mayer (SPD).
"Grundsätzlich begrüßen wir, dass es bei dem Thema vorangeht", erklärte Manuel Steidel (Grüne). 2019 habe man bereits beim Kreis den Antrag gestellt, dass der Bögnerweg beleuchtet werde und eine Ablehnung erhalten. In der Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde seien einige sehr stichhaltige Punkte, warum die Beleuchtung dort nicht gehe. "Wir haben aber nichts dagegen, wenn man hier noch einmal das Gespräch sucht und überlegt, ob es nicht doch eine technische Möglichkeit gibt", sagte Steidel. Gerade auch, weil der Bögnerweg in das Kreisradwegenetz eingebunden sei. "Aus unserer Sicht sind beide Wege gut. Die Hauptsache ist doch, dass einer beleuchtet wird", so Steidel. Der Talwiesenweg sei schließlich auch eine wichtige Verbindung zum Bahnhof Wiesloch/Walldorf.
Nach dem Willen der Mehrheit der Rauenberger Gemeinderäte sollen die Bürgermeister noch einmal mit der Unteren Naturschutzbehörde sprechen, ob sich doch noch Möglichkeiten einer Beleuchtung des Bögnerwegs bieten. Sollte dieser Vorstoß scheitern, ist man in Rauenberg für eine Beleuchtung des Talwiesenwegs. Nur Franz Sieber und Ludwig Schäffner (beide Freie Wähler) sowie Wolfgang Mayer (SPD) stimmten dagegen. Christa Albrecht, Jan Barthel und Stephan Hakala (alle Freie Wähler) enthielten sich. Sollte es zum Ausbau des Talwiesenwegs kommen, bevorzugt der Gemeinderat hier Leuchten, die mit Solarzellen und Akkus betrieben werden. Sie sind in der Anschaffung rund die Hälfte günstiger als herkömmliche Laternen, da das Verlegen einer Leitung entfällt.