Auf dem Weg entlang der Gerbersruhstraße wird es eng: Eigentlich für Fußgänger und Radfahrer gedacht, wird er auch von rauchenden Schülern und Lehrern genutzt, da auf dem Gelände des Berufsschulzentrums nicht mehr geraucht werden darf. Foto: Pfeifer
Von Sebastian Lerche
Wiesloch. Seit mindestens drei Wochen sorgen sie bei Anwohnerinnen und Anwohnern der Gerbersruhstraße für Verdruss: Raucherinnen und Raucher, die sich auf dem Gehweg am Berufsschulzentrum sammeln. Sie könnten beim Rauchen natürlich keine Mund-Nasen-Bedeckungen tragen, hat ein Leser der RNZ mitgeteilt, aber den Abstand hielten sie überdies auch nicht ein.
Bis zu 100 Raucher auf einmal seien es "auf engstem Raum", berichtet der Leser. Für Passanten sei da auf dem Weg kein Durchkommen mehr, wenn Fußgänger oder Radler auf die Straße ausweichen müssten, sei das gefährlich. Mit dem Vorgehen von Lehrkräften, Ordnungsamt oder Polizei zeigte sich unser Leser alles andere als zufrieden, bisher sei nicht genug unternommen worden – und Erfolge hätten sich auch noch nicht gezeigt.
Die Schulen müssen selbstverständlich die Corona-Regeln durchsetzen. Wie einige Schüler der RNZ erklärten, haben Louise-Otto-Peters- und Hubert-Sternberg-Schule, die viele junge Erwachsene älter als 18 Jahre besuchen, als "Raucherecken" bekannte Bereiche auf ihren Höfen abgeschafft. Da ist kein Platz, um den Mindestabstand einzuhalten. In der Folge müssen die Raucher ebenso wie die der "rauchfreien" Johann-Philipp-Bronner-Schule das Schulgelände verlassen.
Aber wo sollen sie hin? Ins Stadion? Vor die Dreifaltigkeitskirche? In den Gerbersruhpark? In den Wald? Sicher nicht. Andere Stellen bieten sich auch nicht an: "Wir werden überall verjagt", berichtet ein Schüler. Und nicht nur sie seien betroffen: "Die Lehrer haben das gleiche Problem, die stellen sich zu uns."
Was für die jungen Leute keinen Sinn ergibt: die Schulgelände als "rauchfrei" zu titulieren und sie auf öffentliche Flächen zu schicken. "Das ist milde ausgedrückt unbedacht, das wird nicht funktionieren", meinen sie. Die "Raucherecken" auf den Schulhöfen hätten sehr viel mehr Platz geboten als der Gehweg der Gerbersruhstraße, hier könne man sich kaum verteilen, zumal man Radler und Fußgänger durchlassen müsse.
Auf die Coronaregeln zu achten, ergibt für die meisten Schülerinnen und Schüler wiederum absolut Sinn: "Das ist richtig: Die Schulen sind offen, es besteht Ansteckungsgefahr, da treffen viele Haushalte aufeinander, also muss man eben aufpassen", meinte ein Schüler.
"Das Rauchen ist nicht das Problem, solange sie Abstand halten", sagten übereinstimmend Wieslochs Ordnungsamtsleiter Daniel Ahmeti und Polizei-Pressesprecher Norbert Schätzle. Das Ordnungsamt hatte am Montag, die Polizei am gestrigen Dienstag Kontrollen durchgeführt. "Wir wollen für die Notwendigkeit sensibilisieren, die Corona-Regeln einzuhalten", so Ahmeti.
Die Polizei hat am Dienstag etwa 40 bis 50 Schülerinnen und Schüler auf dem Weg an der Gerbersruhstraße beobachtet, zuvor waren es bei der "Voraufklärung" auch mal 70 oder mehr, so Schätzle: Einige seien in die Parkstraße ausgewichen, sobald sie die Polizei erblickten. Überwiegend sei man bei den Schülerinnen und Schülern auf Verständnis gestoßen, berichtete Schätzle: Klar sei, dass der Geh- und Radweg für derlei Menschenansammlungen viel zu schmal sei. Die Polizei war zur Unterstützung des städtischen Ordnungsamts und Gemeindevollzugsdiensts vor Ort und will mit mehreren Streifen dranbleiben. In den nächsten Wochen sollen "unregelmäßig regelmäßig", durchaus mehrmals am Tag, Kontrollen stattfinden. Größere Menschenmengen erwartet man besonders zu den beiden großen Pausen ab 9 und ab 11 Uhr.
Schätzle war wichtig zu betonen: "Wir holen nicht gleich die Bußgeldkeule heraus. Wir klären zunächst auf und setzen auf die Einsicht der Schüler." Jedenfalls bei denen ab 18 Jahren. Alle jüngeren dürfen erstens ohnehin nicht rauchen und zweitens auch nicht das Schulgelände verlassen. Milde zeigt man sich auch nur beim ersten Mal, so Schätzle: Dann werde man Personalien erheben und weitere Maßnahmen mit Wieslocher Ordnungsamt und Schulen abstimmen. Vor allem aber will man gemeinsam Lösungen erarbeiten. Für Schätzle denkbar wären Markierungen auf dem Boden, ähnlich wie in Heidelberg, mit denen die Raucher auf dem Schulhof automatisch Abstand halten. Laut Ordnungsamtsleiter Ahmeti ist von Seiten des Rhein-Neckar-Kreises angedacht, einen eigenen Raucherbereich nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern auf kreiseigenen Flächen im oder nahe dem Berufsschulzentrum auszuweisen.
Das bestätigt die Pressestelle des Rhein-Neckar-Kreises, dessen Vertreter die "Raucherproblematik" am Montag vor Ort mit Schulleitungen, Polizei und Ordnungsamt besprochen haben. Grundsätzlich aber steht der Kreis auf dem Standpunkt, dass die beruflichen Schulen "rauchfrei" seien, so die Mitteilung. Schülerinnen und Schüler müssten das Gelände zum Rauchen verlassen "und sobald sie außerhalb sind, befinden sie sich im öffentlichen Raum und sind für ihr Verhalten alleine verantwortlich". Man sei sich aber der eigenen Verantwortung bewusst und wolle mit an einer Lösung arbeiten.