Zunächst werden vier alte Werkshallen oberhalb des HDM-Verwaltungsgebäudes abgerissen und durch neue Hallen ersetzt. Das Gelände dafür hat Heidelberger Druckmaschinen an den Immobilien-Entwickler VGP verkauft – insgesamt 130 000 Quadratmeter. In einem zweiten Schritt könnten dann weitere Flächen an der L 723 vermarktet werden. Animation: VGP/Repro: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch-Walldorf. In einer Pressekonferenz wurden gestern die Planungen für einen Gewerbe- und Industriepark auf dem Gelände der Heidelberger Druckmaschinen (HDM) vorgestellt. Bis zu 500 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.
Bereits im Dezember war der Verkauf des Areals an die Unternehmensgruppe VGP Industriebau verkündet worden. 130.000 Quadratmeter inmitten des Wiesloch-Walldorfer Werksgeländes wurden, das bestätigte HDM-Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer, für 50 Millionen Euro an VGP veräußert. Die in ganz Europa tätige Firma hat sich nach der Gründung 1998 auf Bau, Entwicklung und Vermarktung von Logistik- und Gewerbeimmobilien spezialisiert.
Noch im Verlauf dieses Jahres soll der Abriss der vier Hallen, die noch auf dem erworbenen Gelände stehen, starten, um danach möglichst schnell mit den Neubauten zu beginnen. Das erläuterte der Geschäftsführer von VGP Deutschland, Daniel Sigmann, ohne sich auf einen genauen Zeitplan festlegen zu wollen. Ihm zufolge sollen in erster Linie Firmen mit Schwerpunkt Produktion dort angesiedelt werden.
Stellten die Pläne vor: (v.l.) Rainer Hundsdörfer, Orhan Bekyigit, Daniel Sigmann und Darius Scheible. Foto: PfeiferWieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann bezeichnete die Entscheidung als ein wichtiges Signal für den Standort der Heidelberger Druckmaschinen. "Wir sind stolz, mit Heidelberg die Perle des deutschen Maschinenbaus hier zu haben", betonte er. In ersten Gesprächen habe sich VGP als kompetenter und professioneller Projektentwickler gezeigt. "Ich bin froh, dass VGP hohe Ansprüche an die Nachhaltigkeit seiner Projekte stellt und sich explizit auch als Partner der Kommunen versteht. Dies stimmt mich zuversichtlich, dass wir gemeinsam die Herausforderungen in den Bereichen Klima- und Umweltschutz sowie Verkehr meistern werden."
Als "Juniorpartner" bezeichnete Bürgermeisterin Christine Staab Walldorf. "Auf unserem Gebiet befinden sich nur sieben Prozent der veräußerten Fläche, aber wir werden dennoch überall da helfen, wo wir können", kündigte sie an. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region hätten ihren Job verloren oder seien jetzt in Kurzarbeit. Mit dem Projekt und den damit verbundenen neuen Arbeitsplätzen eröffne sich eine Zukunftsperspektive. Staab lobte das Engagement von VGP, in sicherlich nicht einfachen Zeiten einen solchen Schritt vollzogen zu haben. "Die Heidelberger Druckmaschinen sind ein tolles Unternehmen und ich wünsche allen Beteiligten ,Glück Auf’ für das Vorhaben."
Zur Entscheidung von HDM, sich von nicht mehr benötigten Flächen zu trennen, sagte Hundsdörfer, dies sei ein weiterer, entscheidender Schritt in der Transformation des Unternehmens. "Wir sind mitten im Wandel, haben unsere Organisation neu ausgerichtet, das Produktportfolio bereinigt und die Digitalisierung vorangetrieben", sagte er. Und es seien ja nicht nur die 50 Millionen, die man bekommen habe. "Auch Unterhaltungskosten für leer stehende Hallen fallen weg." Man sei "schon länger damit beschäftigt, die Produktion vor Ort zu verdichten, also räumlich zu konzentrieren."
Im Vorfeld habe man sich intern mit vielen Varianten beschäftigt, mit VGP sei nun der "richtige und kompetente Partner" an Bord. Hundsdörfer gab ein klares Bekenntnis für den Technologie- und Produktionsstandort Wiesloch-Walldorf ab. Auch die Aussicht auf 500 neue, qualifizierte Arbeitsplätze habe bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt.
"Mit der Neuansiedlung von Produktionsstätten auf unserem Gelände können Synergien zu uns hergestellt werden." Hundsdörfer zufolge kann HDM umfangreiche Entwicklungsdienste, speziell für kleinere Unternehmen, denen die nötige Infrastruktur fehle, anbieten. Hier gehe es nicht um einen "Ausverkauf des Geländes": Vielmehr müsse man sich an den tatsächlichen Gegebenheiten orientieren. Die Corona-Pandemie habe man genutzt, um das Vorhaben schneller zu realisieren. "Wir werden die Pläne mit VGP umsetzen, als echte Partner agieren und auch die Städte Wiesloch und Walldorf einbeziehen", kündigte Hundsdörfer an. Mit Blick speziell auf den Oberbürgermeister fügte er hinzu, Wiesloch werde sich gewiss über steigernde Gewerbesteuereinnahmen freuen.
Darius Scheible, ebenfalls Geschäftsführer von VGP, erläuterte die Planungen näher. Speziell Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sowie Verkehr "spielen in unseren Überlegungen eine große Rolle". Die Dächer der Neubauten sollen mit Fotovoltaik versehen werden und auch auf den Radverkehr lege man viel Wert. Dazu habe es bereits Gespräche mit Wiesloch und Walldorf gegeben.
Für Wiesloch-Walldorf habe VGP sich entschieden, weil die Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur hervorragend und die Lage inmitten der Metropolregion Rhein-Neckar strategisch günstig seien, so Scheible und Sigmann. Ein sicher wichtiger Faktor für HDM sei auch, "dass wir die jetzt erworbenen Flächen und die geplanten Neubauten in unserem Bestand behalten" – sie würden nicht veräußert, sondern vermietet, VGP bleibe für sie verantwortlich.