Nur das Nötigste, zwei Räume mit sechs Schlafplätzen, davon zwei Plätze extra für Frauen, dazu eine Toilette: Das bietet die Stadt Wiesloch im Erfrierungsschutz für Obdachlose im Adelsförsterpfad 10/0. Foto: Pfeifer
Von Marion Gottlob
Wiesloch. Erst war es eisigkalt – und jetzt ist es nasskalt: Das Wetter ist für wohnungslose Menschen schwierig, denn Kälte und Nässe kriechen in die Kleidung. Mit dem Sinken der Temperaturen hat die Stadt Wiesloch ihren Erfrierungsschutz im Adelsförsterpfad 10/0, gegenüber der KFZ-Zulassungsstelle, im Untergeschoss geöffnet. "Man kann dort im Notfall kostenlos die kalte Nacht verbringen", erklärt Timo Fitzau vom Ordnungsamt.
Der Erfrierungsschutz besteht aus zwei Räumen mit sechs Schlafplätzen, davon sind zwei Plätze extra für Frauen reserviert. Dazu gibt es eine Toilette. "Die Räume sind nicht für einen dauerhaften Aufenthalt gedacht. Es ist nur das Nötigste für die kalte Jahreszeit", so Fitzau weiter. Der Raum stehe nun bis etwa Ende März zur Verfügung – je nach Temperatur.
Darüber, ob der Erfrierungsschutz in Anspruch genommen wird, gibt es keine genauen Auskünfte. Die "Gäste" kommen und gehen, meist ohne ihre Daten zu hinterlassen. Doch man geht davon aus, dass das Angebot in den vergangenen Nächten genutzt wurde.
Eigentlich ist das Konzept so angedacht, dass die Gäste den Raum quasi selbst verwalten, das heißt, ihn aufräumen und keinen Abfall hinterlassen. Öfter komme es aber – leider – zu Vandalismus. Die notwendigen Reparaturen werden bei der jährlichen Grundreinigung dann behoben.
Unter den Wohnungslosen finden sich immer mal auch Jugendliche und junge Erwachsene. Roberto Di Natali, Streetworker der Stadt, sagt: "Gott sei Dank ist mir niemand gemeldet worden." Dennoch bittet er darum, ihn zu kontaktieren, wenn jemand betroffene Jugendliche beobachtet. Manchmal ist die Ursache ein akuter Streit mit der Familie, der sich vielleicht wieder beheben lässt. Manchmal sind es auch Jugendliche, die als Wohnungslose durch Deutschland reisen. Jährlich vier bis acht wohnungslose Jugendliche betreut Roberto Di Natali.
"Wenn man mich informiert, kann ich mit den jungen Menschen reden. Ich tue nichts gegen den Willen der Jugendlichen, aber vielleicht finden wir bei einer heißen Tasse Kaffee oder Tee gemeinsam eine Lösung", berichtet der Streetworker.
Info: Wer eine Erfrierungsgefahr bei Menschen in Not erkennt, wendet sich bitte an die Stadtverwaltung Wiesloch unter Telefon 0 62 22/8 42 62 oder an das Polizeirevier Wiesloch unter Telefon 0 62 22/ 5 70 90. Wer Kinder oder Jugendliche antrifft, die wohnungslos wirken, kann sich unter Telefon 0 62 22/8 43 72 melden. Bei drohender Lebensgefahr und akuten gesundheitlichen Gefährdungen bitte den Notruf 112 wählen.