Skurrile Figuren, schrille Kostüme, tolle Musik, ein effektvolles Bühnenbild und Dialoge im Kurpfälzer Zungenschlag: Die Dschungelbuch-Version des Mannheimer Capitols begeisterte die kleinen und großen Zuschauer im Palatin. Foto: Barth
Von Christiane Barth
Wiesloch. Können Elefanten Kurpfälzisch? In der Mannheimer Version des Dschungelbuchs schon. Nun wurde die Bühne des Palatins zum Urwald und 700 Gäste nahmen am Ende Mogli in ihre Herde der Zweibeiner auf. "Vielleicht habt ihr Platz in eurem Herzen und auch ein bisschen Mut", sagte Mogli zu einem Publikum. Viele Kinder waren mit ihren Eltern gekommen und manchen davon wurde es auch bald etwas mulmig zumute, als die Schlange Kaa und der Tiger Shir Khan auf die Bühne traten, wenngleich die Figuren viel Witz und Charme versprühten.
Die vielleicht wichtigste Botschaft des Musicals: "Lass Friede sein im Dschungel und in der Zweibeinerwelt." Die Eigenproduktion des Mannheimer Capitols war gewürzt mit skurrilen Figuren, schrillen Kostümen und menschlichen Schwächen, die den Tieren auf den Leib geschrieben wurden. Und, ja, auch mit dem Kurpfälzer Zungenschlag, der die Aufführung von der literarischen Vorlage abhob und ihr einen regionalen Wohlfühlfaktor verlieh.
Schrille Vögel im Dschungel, eitle Tiger, ein verantwortungsbewusster Panther, eine listige Schlange und der Pennbruder Balu: Das Dschungelbuch ist eine unendliche Geschichte, die immer wieder erzählt werden kann. Dass die wohl vor allem aus dem Disney-Klassiker bekannten Figuren in Menschengestalt daher kamen, überraschte die Kinder zunächst. Und dass ein Mann als Diva in Stöckelschuhen lispelnd und zischelnd die Schlange Kaa (herrlich anzuschauen: Travestiekünstler Markus Beisel) verkörperte, war nur einer von vielen Überraschungseffekten, die auch für die Eltern die Buchvorlage in ein reizvolles neues Gewand kleidete.
Und als Shir Khan den Erfolgssong "Fever" von Peggy Lee nutzte, um zu verkünden: "Ich bin der Tiger" und dazu eine Stimme von großem Format offenbarte, wurde deutlich: Diese Aufführung begeistert die ganze Familie.
Foto: BarthDie Charaktere sind klar gezeichnet: Shir Khan macht keinen Hehl aus seiner Bedrohlichkeit und seiner Größe, wenn er etwa sagt: "Was kann ich denn dafür, dass ihr kleiner seid?" oder "Erst kommt das Fressen und dann die Moral." Doch die Geschichte will es so, dass auch die Zweibeiner nicht ungefährlich sind, denn sie beherrschen die Macht des Feuers.
Das Musical lebt nicht nur von vielen Überraschungen, die die Darsteller bieten, sondern auch von einem effektvollen Bühnenbild, von der Musik und von universellen Botschaften wie: "Im Dschungel (des Lebens?) braucht es einen Freund und ein dickes Fell". Sehr überzeugend außerdem die erst zehnjährige Isabelle Scheithe in der Hauptrolle des Mogli. Beifallsstürme erntete auch die beliebte Künstlerin Marion La Marché als Balu.
Die Produktion nähert sich kreativ und spielerisch an die Vorlage an, lässt dem Zuschauer jedoch auch viel Raum, um die Figuren mit eigener Fantasie zu vollenden. Am Ausgang strahlende Kindergesichter und entspannte Eltern.