Auf der A5 bei St. Leon-Rot wird aktuell auf den inneren Fahrstreifen gearbeitet. Foto: Vetter
St. Leon-Rot. (rö) Wer die Lage auf den Straßen der Region kennt, hätte die Gäste aus Stuttgart und Berlin vorwarnen können. Angesichts der aktuellen "Stausituation" (so Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder) verspäteten diese sich deutlich beim Vor-Ort-Termin an der Autobahn A5-Baustelle in St. Leon-Rot.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) trudelte mit mehr als 30 Minuten Verspätung ein, Steffen Bilger (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sogar mit einer guten Stunde. "Gell, Sie stecken auch im Stau", gab Hermann ein Telefonat der beiden wieder. Dass es nicht nur in der Region, sondern im ganzen Land "viele Baustellen" gibt - Hermann sprach von über 300 Sanierungsprojekten mit einem Finanzvolumen von 400 (Bund) plus 160 (Land) Millionen Euro allein in diesem Jahr -, sei aber "aufgrund der hohen Belastung im Straßensystem dringend notwendig". Bilger sah in Anwesenheit mehrerer Abgeordneter und Bürgermeister aus den benachbarten Kommunen "gut investiertes Geld", das der Bund vor allem in Baden-Württemberg ausgebe.
Dass aktuell gleichzeitig auf der A5 zwischen Kronau und dem Kreuz Walldorf (voraussichtlich bis April 2021) und auf der A6 zwischen Wiesloch-Rauenberg und Sinsheim (bis Ende 2020) gebaut wird, ist aus Sicht der beiden Politiker unumgänglich, wie sie auf RNZ-Anfrage erläuterten: "Die A6 ist praktisch ein Neubau, das wurde ewig geplant und gefordert", sagte Hermann.
Aber auch die Sanierung der A5 könne man "nicht ewig verschieben", zumal die Gefahr von Abplatzungen oder Aufwölbungen von Betonfahrbahnplatten bestehe und man nicht plötzlich zu einer Notsanierung gezwungen sein wolle. "Man muss jede Gelegenheit nutzen, gerade ist Geld da", ergänzte Bilger. Warte man zu lange, werde die Sanierung "noch teurer".
Beide Politiker lobten die aktuellen Arbeiten auf der A5: "Gut geplant", sagte Bilger, während Hermann, der angesichts einer Investition von 65 Millionen von "einem der größten Sanierungsprojekte, die wir überhaupt haben", sprach, hervorhob, dass überall, wo es möglich ist, rund um die Uhr gearbeitet werde. "Wir glauben, das ist gerechtfertigt, um schneller voranzukommen", sagte der Verkehrsminister.
Lob gab es auch von St. Leon-Rots Bürgermeister Dr. Alexander Eger für die "hervorragende Zusammenarbeit" mit Regierungspräsidium und Landesverwaltung. Man habe auch "Maßnahmen auf eigene Kosten" einbringen können. Nach der Fertigstellung werde es allerdings wohl nur eine kurze Atempause für die Gemeinde geben, folge dann doch der Ausbau des Walldorfer Kreuzes (voraussichtlich von 2022 bis 2025), das zum Großteil auf St. Leon-Roter Gemarkung liege.
"Wir bauen, damit die Zukunft rosiger aussieht", sagte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder über die Ende September begonnenen Arbeiten. Gerade in einer Region, "die vor Wirtschaftskraft strotzt", sei die Mobilität wichtig. Für Jürgen Genthner, Leiter des Referats Straßenbau Mitte am Regierungspräsidium, wird die A5 "quasi auf sechs Kilometern neu gebaut", dazu würden drei Brücken, alle zwischen Rot und St. Leon gelegen, abgerissen und neu errichtet.
Für die Anwohner verbessere sich die Situation mit breiteren Geh- und Radwegen in den Unterführungen sowie einer höheren und längeren Lärmschutzwand (auf der Roter Seite allerdings erst im Zug des sich anschließenden Ausbaus am Walldorfer Kreuz). Auf der A5 selbst hoffe man, für die nächsten 25 Jahre Ruhe zu haben, aktuell sei der Belag teils 45 Jahre alt und werde mit über 110.000 Fahrzeugen täglich belastet.
Derzeit läuft laut Genthner noch die Vorphase, ab Ende November geht es in der Hauptphase "verstärkt an die Erneuerung der drei Bauwerke", verbunden mit Sperrungen zwischen den beiden Ortsteilen. Gearbeitet wird auf der Fahrbahn in Richtung Karlsruhe, dafür muss der Verkehr auf die andere Autobahnhälfte umgelegt werden. Mit einer Sommerpause im Juli/August wird auf den Reiseverkehr Rücksicht genommen, ehe die Fahrbahn in Richtung Frankfurt an der Reihe ist.
Ziel ist eine Verkehrsfreigabe im April, Rot und St. Leon werden noch "Restarbeiten bis Ende Juli" in Kauf nehmen müssen. "Wir haben zu der Sanierung keine Alternative", sagte Genthner, deshalb stünden nun "ein paar Monate mit großen Verkehrsbelastungen" bevor.
Ein Bild von der Baustelle machten sich (unten v.li.) Bürgermeister Dr. Alexander Eger, Verkehrsminister Winfried Hermann, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Steffen Bilger. Foto: Theo Vetter