Von Sabine Hebbelmann
Rauenberg. Trails mit Steilkurven und Sprunghügeln zwischen zahlreichen Buckeln und hohen Bäumen – das hügelige Gelände bei Malschenberg ist für Mountainbiker attraktiv. Dumm nur, dass es sich mitten im Naturschutzgebiet befindet. Auf einer Informationstafel bei der Grillhütte steht es schwarz auf hellgrün: "Achten Sie auf die Vorfahrt für die Natur: Ein Naturschutzgebiet ist kein Geländeparcours! Mountainbiker müssen auf den Wegen bleiben."
Seit vergangenem Mittwoch finden sich an etlichen Baumstämmen zusätzlich Schilder mit einer deutlichen Warnung des Gemeindeverwaltungsverbandes Rauenberg: "Der Mountainbike-Trail hier im Wald wurde illegal angelegt. Falls Sie diese Strecken dennoch befahren, kann das eine ordnungsrechtliche Strafe mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 15.000 Euro nach sich ziehen. Entsprechende Kontrollen werden künftig vermehrt stattfinden." Das rot-weiße Flatterband, mit dem die Stadt die Trails abgesperrt hat, wurde an vielen Stellen herabgerissen.
An einem durchschnittlichen Wochenende könne man im Naturschutzgebiet Altenbachtal und Galgenberg an die 50 Mountainbiker zählen, berichten zwei Freunde aus Malsch und Malschenberg, die regelmäßig durch den Wald laufen. Sie zeigen Stellen, an denen der Boden besonders stark verdichtet ist. Ein weiterer Bekannter gesellt sich zu ihnen. "Die Schäden sind seit Jahren bekannt", sagt der 65-Jährige. Er hatte bei der Stadtverwaltung vorgesprochen und die Zusage erhalten, dass sie Schilder anbringt und das Gebiet öfter kontrolliert. Zwei Mountainbiker huschen an den Schildern vorbei und verschwinden im Wald. Die Männer rufen ihnen hinterher. "Hier ist gesperrt!"
Die Strecken im westlichen Teil des Waldes existieren schon länger, ist zu erfahren. Aktuell werden im Nordosten des Gebietes weitere Trails angelegt. "Die kommen mit Klapp-Spaten und bauen waghalsige Rampen, wo sie rumsausen können", sagt einer der Naturliebhaber anerkennend. Eine Wassergrube sieht aus, als hätten sich Wildschweine darin gesuhlt. Tatsächlich sei hier Lehm für die Modellierung des Parcours und den Bau von Schanzen angerührt worden. Wo das benötigte Material ausgegraben wurde, finden sich Löcher. An einigen Stellen zeigt der freigelegte Lössboden Risse, beim nächsten Wolkenbruch könnte er weggeschwemmt werden.
"Die Eingriffe sind zu massiv geworden", bestätigt Bürgermeister Peter Seithel. Mit einem Stufenplan will er gegen den Umweltfrevel vorgehen, hat sich mit dem Förster, dem Ordnungsamt, der Naturschutzbehörde und der Umweltbeauftragten abgestimmt und den Appell auch im örtlichen Mitteilungsblatt veröffentlicht. Um Klarheit zu schaffen, wurden die Naturschutzschilder ergänzt durch Piktogramme, die noch einmal die geltenden Regeln deutlich machen.
"Wir werden Trails absperren und die Kontrollen erhöhen", kündigt der Bürgermeister an. Wer erwischt wird, müsse mit empfindlichen Strafen rechnen. Zur Höhe der Strafe sagt er, es mache einen Unterschied, ob jemand durchfahre oder ob er Veränderungen am Gelände vornehme. "Wir bekommen immer mehr Beschwerden über Fehlverhalten auf den Wegen aus der Bevölkerung", berichtet Bürgermeister Peter Seithel. Auch was den Umgangston der Mountainbiker angehe.
Das "Bikerdrom Malschenberg" scheint auch nicht ungefährlich zu sein. "Die Feuerwehr war schon achtmal im Einsatz und nachdem einer auf den Kopf gestürzt war, kam sogar der Rettungshubschrauber", erzählt einer der Lauffreunde und ergänzt: "Vor allem ältere Leute und Familien mit kleinen Kindern fühlen sich gestört, wenn die angestochen kommen."
Und nicht zuletzt ist das Gebiet Lebensraum für viele seltene und gefährdete Pflanzen und Tiere. Der Gemeindeverwaltungsverband weist darauf hin, dass hier Habicht, Sperber, Mittelspecht, Rotmilan und zahlreiche geschützte Fledermausarten zu Hause sind. "Sie alle sind auf Ruhe angewiesen."
Die beiden Lauffreunde haben durchaus Verständnis, dass Leute Spaß in der Natur suchen, und fragen, ob der Gemeindeverwaltungsverband nicht für die Mountainbiker andere Strecken finden könne. Der wiederum verweist auf den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald mit seinen frei zugänglichen Trails, die unter www.mtb-geo-naturpark.de/index.php abgerufen werden können.