Derzeit sind die Bahnsteige am Bahnhof Rot-Malsch 140 Meter lang. Im kommenden Jahr sollen sie auf 210 Meter verlängert werden. Dann können Züge mit drei Triebwagen halten - mehr Platz also für die Fahrgäste. Kostenpunkt des Ausbaus: knapp 3,1 Millionen Euro. Foto: Kloé
Malsch. (oé) Seit Jahren schon laufen die Planungen für den Ausbau des Bahnhofs Rot-Malsch. Jetzt sind die Vorbereitungen so weit gediehen, dass die Bauarbeiten voraussichtlich im März 2019 beginnen können. Dann sollen die Bahnsteige an der Station Rot-Malsch um 70 auf 210 Meter verlängert werden, damit die S-Bahn-Züge auf der Strecke Heidelberg-Bruchsal künftig in Dreifachtraktion (das heißt drei zusammengekoppelte Triebwagen) fahren können. Damit erhöhen sich die Sitzplätze in den Zügen um 50 Prozent: von bisher 500 in Doppeltraktion auf künftig 750.
Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) reagiert damit auf den Erfolg der S-Bahn. Ursprünglich war man am Bahnhof Rot-Malsch von 1200 Nutzern täglich ausgegangen. 2017 waren es dem VRN zufolge bereits 2620 Fahrgäste, die hier täglich ein- und ausstiegen. An anderen Bahnhöfen ist es nicht anders. Die Folge: In den Zügen herrscht drangvolle Enge, besonders im Berufsverkehr. Mit dem jetzigen Ausbau soll sich das ändern. Bis spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 sollen die Züge in Dreifachtraktion fahren. Bei optimalem Verlauf könnte dies sogar schon im September 2019 der Fall sein.
Vertreter der Bahn, des VRN und des Rhein-Neckar-Kreises haben das Projekt jetzt in Malschs Gemeinderat vorgestellt. Ein Thema waren dabei die enormen Kostensteigerungen. So belaufen sich die Gesamtkosten für den Umbau des Bahnhofs Rot-Malsch (inklusive eines 20-prozentigen Sicherheitspuffers) jetzt auf knapp 3,1 Millionen Euro. Bei der Planung 2014 war man noch von knapp 2,2 Millionen Euro ausgegangen.
Die Vertreter von VRN und Bahn begründeten die Kostensteigerungen zum einen mit dem rechtlich aufwendigen Planfeststellungsverfahren, das als Kostentreiber gewirkt habe, vor allem aber mit der aktuell boomenden Baukonjunktur und den gestiegenen Marktpreisen. Das Projekt wird zu 80 Prozent von Bund und Land finanziert, die restlichen 20 Prozent teilen sich Kreis und Anliegerkommunen. Malschs Anteil erhöht sich nun von gut 140.000 auf knapp 200.000 Euro. Für St. Leon-Rot steigt der Kostenanteil von 163.000 auf 270.000 Euro.
Besonders kritisch beäugt wurden im Rat die "exorbitant" gestiegenen Planungskosten. Diese stünden in keinem Verhältnis zu den Baukosten (wobei sie im Vorfeld vertraglich sogar auf 24 Prozent gedeckelt worden waren). Über die Höhe der Planungskosten könne man "nur den Kopf schütteln", meinte etwa Gemeinderat Konrad Fleckenstein (Freie Wähler). Im privaten Bereich wäre dies undenkbar, lautete die mehrfach geäußerte Kritik.
Die Vertreter von Bahn und VRN verwiesen allerdings auf die besonderen Anforderungen bei Bahnprojekten. Es handle sich um einen "sicherheitssensiblen Bereich". So müssten Sicherheitsposten die Arbeiten überwachen. Die Kosten dafür seien binnen Jahresfrist um 100 Prozent gestiegen. All dies fließe in die Planungskosten mit ein.
Auf die Kritik an der langen Planungs- und Verfahrensdauer seit 2008 (Uwe Schnieders, CDU) reagierten die Projektverantwortlichen mit dem Hinweis auf die schwierige Taktung von Bauprojekten an hoch belasteten Bahnstrecken. Die Baumaßnahmen müssten Jahre im Voraus geplant werden.
Am Ende war man sich im Gremium bei aller Kritik einig, dass das Projekt "ohne Alternative" sei (Tanja Becker-Fröhlich, Grüne) - gerade mit Blick auf die täglichen Staus auf den Straßen. Würde man die Zustimmung verweigern, "wären wir die Lachnummer der Nation", meinte Konrad Fleckenstein. Denn dann würden die Züge in Dreifachtraktion durchfahren und Rot-Malsch wäre "abgehängt".
Uwe Schnieders beklagte zwar die "enorme Kostensteigerung", sah aber auch die Notwendigkeit. "Wir leben von der Hoffnung, dass sich der Gemeindeanteil nicht weiter nach oben bewegt." Die Projektverantwortlichen beruhigten: "Dabei bleibt es", sagten sie.