In Walldorf ist man überzeugt: Nur mit einer Querspange von der Autobahn direkt auf den SAP-Campus kann man die Monsterkreuzung entlasten. Das Land würde aber lieber die A5-Anschlussstelle ausbauen, die Kreuzung würde dadurch näher an Walldorf heranrutschen. Foto: Pfeifer
Von Timo Teufert
Walldorf. Wie kann man die Verkehrsprobleme rund um Walldorf lösen? Um diese Frage ging es auch beim Besuch von Regierungspräsidentin Sylvia Felder am Mittwoch in der Astorstadt. Zusammen mit den Fraktionsvertretern von CDU, SPD und FDP machte Bürgermeisterin Christiane Staab deutlich, wie nötig zum Beispiel ein vierspuriger Ausbau der L723 zwischen Walldorf und der A6-Anschlussstelle Wiesloch/Rauenberg ist. Und auch das Thema Querspange und zusätzliche A5-Ausfahrt kam zur Sprache.
"Das Thema Mobilität treibt uns um, denn durch die über 22.000 Arbeitsplätze in Walldorf haben wir viele Pendler", erklärte Christiane Staab nach dem Besuch. Vor der Coronakrise sei es vor allem zu den Stoßzeiten auf der L723 fast täglich zu langen Staus gekommen. "Die Straße war schon vor vielen Jahren am Ende ihrer Kapazität", so Staab.
Die L723 zwischen Walldorf und Rauenberg soll vierspurig ausgebaut werden,. Foto: PfeiferDeshalb habe man 2011 mit den Planungen für einen vierspurigen Ausbau begonnen und sei 2013 ins Planfeststellungsverfahren gegangen. "2016 kam ein neues Hochwassergesetz und wichtige Teile der Ausbaustrecke liegen jetzt im Hochwassergebiet", so Staab. Deshalb habe man neue Planungen und neue Gutachten in Auftrag geben müssen. "Da haben wir unheimlich viel Zeit verloren", bedauert Staab. Sie habe Felder die Walldorfer Sorge mitgeteilt, dass nun erst das Autobahnkreuz Walldorf umgebaut werde. "Wenn wir bis dahin nicht die L723 als Ausweichstrecke ausgebaut bekommen, wird es einen Supergau beim Verkehr geben", ist sich die Bürgermeisterin sicher.
Das Land sei nun mit dem schnellen Ausbau am Zug. Denn man selbst habe bereits Punkte des Mobilitätspaktes, der zwischen Land, Kommunen, Großunternehmen und Verkehrsbetrieben 2018 geschlossen wurde, erfüllt. Der Pakt sieht vor, dass neben dem Ausbau der L723 das Verkehrssystem insgesamt leistungsfähiger und nachhaltiger werden soll. "Wir fördern alternative Mobilitätsformen und haben einen Schnellbus zwischen Sinsheim und Walldorf eingerichtet", sagt Staab.
Der andere neuralgische Punkt, die Autobahnabfahrt der A5 und die von Walldorf gewünschte Querspange, wurden ebenfalls thematisiert. Um den Verkehr zu entzerren, soll eine direkte Verbindung von der westlichen Abfahrt der A5 zum SAP-Campus geschaffen werden. Beim Land sieht man den Bedarf allerdings nicht, will stattdessen Anschlussstelle zum Vollkleeblatt ausbauen.
An der Kreuzung zur B3 soll ein Vollkleeblatt für den besseren Verkehrsfluss sorgen. Foto: Helmut Pfeifer"Jedes Herangehen an die Struktur der Monsterkreuzung führt zu einer Verschiebung nach Osten, was ein massiver Eingriff in die geplanten Neubaugebiete wäre", sagt Staab. Auf diese Gebiete sei die Stadt aber angewiesen, weil der Druck auf den Wohnungsmarkt unheimlich groß sei. "Wir brauchen deshalb eine Lösung, die den Verkehr an der Autobahn aufnimmt und über eine noch zu definierende Wegstrecke direkt zum westlichen Campus der SAP führt, ohne dabei den Monsterknoten zu berühren", sagt Staab.
Die Sorge um die geplanten Wohngebiete ist bei Felder angekommen. "Ich habe aber deutlich gemacht, dass dieses Thema politisch diskutiert werden muss. Ohne politischen Willen können wir keine neuen Straßen bauen", so die Regierungspräsidentin. Heißt im Klartext: Die Stadt Walldorf muss ihre Wünsche klar formulieren und über die Landtagsabgeordneten versuchen, dass der Umbau in den Generalverkehrsplan aufgenommen wird, dessen Fortschreibung ansteht. Auch Wiesloch versucht, zusammen mit Dielheim, die Umgehung von Altwiesloch wieder in den Plan zu bekommen.
Dass es zu Stoßzeiten auf der L723 zu riesigen Problemen komme, müsse man nicht diskutieren: "Diese Probleme sind bekannt", so Felder. Ihre Behörde habe aber auch nicht nur den Blick auf eine Gemeinde, sondern müsse das gesamte Verkehrsgeschehen im Auge behalten.