Die Fahrradinfrastruktur zu verbessern ist einer der Vorschläge, der bei der Klimakonferenz anklang. Foto: Archiv
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Die Themen Energie, Mobilität und Konsum standen im Mittelpunkt der zweiten Klimakonferenz, zu der die Stadt Wiesloch eingeladen hatte. Wie bereits bei der Premiere im vergangenen November wurden der Meinungsaustausch und die Ideenfindung pandemiebedingt per Internet angeboten.
Mehr als zwei Stunden lang wurde in den unterschiedlichen Workshops diskutiert. Zudem wurden Vorschläge eingebracht, die sich mit Energieeinsparung, Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs und dem persönlichen Verhalten bei Konsum und Einkauf beschäftigten. "Wir sind auf einem guten Weg und es ist erfreulich, dass die Beteiligung aus der Bürgerschaft angestiegen ist", sagte Oberbürgermeister Dirk Elkemann zum großen Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Waren es vor einigen Monaten 47 Interessenten, die sich zugeschaltet hatten, konnte die Klimaschutzmanagerin der Stadt, Rebekka Mandler, dieses Mal 71 Personen begrüßen. "Wir haben das Konzept inzwischen gemeinsam mit dem beauftragtem Büro ,Energy Effizienz’ weiter ausgebaut und auch die Auswertung einer Online-Umfrage, an der 263 Personen teilgenommen haben, vorgenommen." Für Mandler ist dies ein großartiges Ergebnis, es habe die Erwartungen im Hause übertroffen.
Elkemann betonte, man sei nunmehr auf dem guten Weg, abstrakte Vorstellungen in konkrete Ideen umzusetzen. "Das Thema lebt und viele wollen sich einbringen", konstatierte er. Es sei von Anfang klar gewesen, die Öffentlichkeit miteinzubinden, um die nächsten Schritte auf eine breite Basis zu stellen. Das Ziel in Wiesloch ist, bis 2040 klimaneutral zu werden.
Um dieses, wie Elkemann sagte, "ehrgeizige Vorhaben" auch tatsächlich umsetzen zu können, wurden verschiedene Themengebiete zur Diskussion gestellt. So wurde ausführlich im Segment "Energie" über die Alternativen zu Gas und Öl gesprochen und in der Analyse, wie man in den kommenden Jahren vorgehen könnte, bestimmte Vorgaben aufgestellt. Moritz Horn von "Energy Effizienz" zufolge werden zwar bereits einige Ölheizungen ersetzt: "Aber wir haben die Vorstellung, dies weiter zu steigern. Im idealen Fall können wir im Verlauf der Jahre vollständig auf Ölheizungen verzichten." Dazu müssten zum einen weitere Anlagen gebaut werden, die Biomasse in Energie umwandeln, zum anderen spielt auch die Solarenergie in dem Konzept eine entscheidende Rolle, ebenso der Ausbau der Fernwärme.
Als ein wichtiger Punkt wurde dabei die Intensivierung der Beratung angesehen. "Förderungen müssen mehr publik gemacht werden", war zu hören und der Vorschlag folgte direkt: Es sei sicherlich sinnvoll, von städtischer Seite eine Sprechstunde anzubieten. Dort könnten Informationen über Zuschüsse und technische Details an Interessierte weitergegeben werden. Es sei von großer Bedeutung, Ängste und Widerstände bezüglich energetischer Maßnahmen abzubauen oder zu minimieren, hieß es. Über Windkraft wurde ebenfalls gesprochen, jedoch sieht es dafür in Wiesloch aufgrund der topografischen Gegebenheiten eher ungünstig aus. Bei Fotovoltaik-Anlagen könnte die Stadt wiederum selbst eine Vorreiterrolle einnehmen und auf allen öffentlichen Gebäuden – soweit es die Dachkonstruktion zulässt – diese "Stromerzeuger" anbringen. "Vor allem Schulen und Kindergärten eignen sich besonders", wurde angeregt.
Ähnlich wie im November plädierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür, den öffentlichen Nahverkehr zu optimieren, um weniger private Autos auf den Straßen zu haben. Auch die vielen Fahrzeuge der Zustellungsdienste sind vielen ein Dorn im Auge. Von einer Seite kam der Vorschlag, in Wiesloch nur noch ein einzelnes Unternehmen für die Auslieferung zuzulassen – oder für die direkte Zustellung auch nur noch Lastenfahrräder zu nutzen.
Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet wurde ebenfalls angeregt. Car-Sharing, also das gemeinsame Nutzen eines Autos, sollte verbessert, die Fahrradinfrastruktur optimiert und eine Alternative zu den an manchen Schulen überhand nehmenden "Elterntaxis" geboten werden, lauteten weitere Kommentare. "Da gibt es bereits die Möglichkeit, einen ,Laufbus’ wie an der Schillerschule zu nutzen."
Zudem angesprochen wurde die "Zero Waste Kampagne" mit dem Ziel, Müll zu vermeiden und beispielsweise Verpackungen zu reduzieren. "Gerade im privaten Bereich hat der Verpackungsmüll enorm zugenommen, sicherlich durch den verstärkten Online-Einkauf", klagte ein Teilnehmer. "Vielleicht könnten zentrale Sammelstellen Abhilfe schaffen, zumal die AVR den zusätzlichen Verpackungsmüll, der neben der Tonne platziert wird, schon seit längerer Zeit nicht mehr mitnimmt", so eine Anregung.
Zum "privaten Umdenken und Ändern des eigenen Verhaltens" kamen unterschiedliche Vorschläge. Nach dem Motto "vor der eigenen Haustüre kehren" wurde eine Aufklärungskampagne über nachhaltigen Lebensstil vorgeschlagen. Darin sollten auch Schulen mit eingebunden werden. Konkret geht es darum, nur Lebensmittel zu kaufen, die hierzulande auch wachsen. "Derzeit können wir alles kaufen und für die Anlieferung solcher Produkte müssen Tausende Kilometer zurückgelegt werden, was unter dem Strich den CO2-Haushalt enorm belastet", lautete eine Äußerung. In eine ähnliche Richtung ging die Idee, eine Art persönlichen Tages-Check zu erstellen: Damit lasse sich überprüfen, was tatsächlich notwendig sei – oder eben nicht. Dies könne eine Basis für eine Bewusstseinsänderung sein.
"Wir werden jetzt all die Vorschläge und Anregungen mit in unsere weitere Arbeit integrieren", kündigten Rebekka Mandler und Moritz Horn an. Bereits Anfang März geht es in eine weitere Runde. Dann soll der Gemeinderat informiert werden.