St. Leon-Rot. (seb) Ein "Gedankenspiel", vielleicht eine "historische Chance", womöglich "Spinnerei", aber auf jeden Fall Wert, durchkalkuliert zu werden, das gab Bürgermeister Dr. Alexander Eger in der jüngsten Gemeinderatssitzung Vertretern des Regierungspräsidiums Karlsruhe mit auf den Weg. Nachdem der geplante Ausbau der A 5 auf sechs Spuren ausführlich dargelegt wurde (wie schon in Walldorf, die RNZ berichtete), schilderte man auch die Lärmschutzmaßnahmen an der Autobahn.
Der Bürgermeister forderte Axel Speer (Leiter des Referats 44, Straßenplanung), durch einstimmigen Beschluss des Rats bestärkt, zu einer Kostenschätzung auf, was ein Lärmschutztunnel um die A 5 zwischen St. Leon und Rot auf einer Länge von rund 300 Metern kosten würde. Denn, so argumentierte Eger, anstatt zwischen den Ortsteilen quasi "erhöhte Mauern" zu errichten, könne man dem näherkommen, wovon St. Leon-Rot seit Jahrzehnten spreche: dass die zwei Ortsteile zusammenwachsen.
Hintergrund sind die aufwendigen Baumaßnahmen, die mit dem Lärmschutz einhergehen. Kai Zumkeller, Nicole Trachte und Adriane Ahrens vom Regierungspräsidium stellten sie näher vor. Drei Autobahnbrücken müssen demnach komplett erneuert werden, um die geplanten sechs Meter hohen Lärmschutzwände tragen zu können: am Kehrgraben, über die Kronauer Straße und über die L 546 zwischen Rot und St. Leon. Die Brücke am Feldscheuerweg, nördlich der Gemeinde, soll darüber hinaus ertüchtigt und verbreitert werden. Durch eine noch nicht näher bezifferbare Kostenbeteiligung kann die Gemeinde auch Einfluss auf die Gestaltung der Brücken nehmen, etwa wenn darunter Fahrbahnen verbreitert oder Radwege angelegt werden sollen. Darüber hinaus wird der Fahrbahnbelag der Autobahn erneuert.
"Wenn eh alles in dem Bereich neu gemacht wird", meinte Eger, könne man sich auch die Tunnellösung überlegen, man müsse eben die Kosten beider Varianten vergleichen. Ein "Deckel" auf die Autobahn wäre optimaler Lärmschutz. "Ich sehe keine Chance für einen Deckel", stellte Axel Speer klar. "Die Vorzeichen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht gut", so Kai Zumkeller. Als sie eine grobe Kostenschätzung von 80.000 Euro pro Meter abgaben - ohne weitere Kostenfaktoren wie Planung, Erdarbeiten oder Nebenkosten - kam Eger auf 24 Millionen Euro. Zuschuss oder Kostenbeteiligung des Bundes in Höhe der jetzt vorgestellten Investitionen eingerechnet, wäre man ihm zufolge in einem nicht völlig utopischen Rahmen, "dafür bauen andere Gemeinden eine Stadthalle". Ein Lärmschutztunnel um die Autobahn könne die Gemeinde "auf Jahrzehnte hinaus strukturell weit nach vorne bringen". Andernorts habe es geklappt, hier wolle niemand sich vorwerfen lassen, "die Chance verpennt zu haben".
Als "Traum für uns" und "die richtige Lösung" bezeichneten die Gemeinderäte einhellig die Einhausung der Autobahn. Zumal der achtspurige Ausbau der Autobahn bereits zumindest im "weiteren Bedarf" angemeldet sei, man müsse das also in die Überlegungen einbeziehen, auch wenn es in ferner Zukunft liege. Theo Vetter (Freie Wähler) betonte, der Lärmschutz müsse auf jeden Fall an die für die kommenden Jahre prognostizierte Erhöhung des Verkehrsaufkommens angepasst werden.
Ferdinand Speckert (CDU St. Leon-Rot) hob hervor, dass die "Dauerbelastung der Bevölkerung nicht hinnehmbar" sei, an A 5 und auch an der A 6 nahe dem Autobahnkreuz sei angemessener Lärmschutz unabdingbar. Martina Krenzke (Grüne) bat das Regierungspräsidium fürs nächste Mal um genaue Pläne, gerade was den Flächenverbrauch durch den Autobahnausbau angeht. "Am Herzen" lag ihr auch, die Brückenspanne über der L 546 zu erweitern, "da geht es zurzeit arg eng zu".