Würfel-Theater Sinsheim

"Theatralik" vom Feinsten

Würfel-Ensemble brilliert in dem Lustspiel "Glaubersalz zum Nachtisch" mit menschlichen Unzulänglichkeiten

24.03.2019 UPDATE: 25.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Die Schauspieler des Sinsheimer Amateur-Theaters brillierten bei der Premiere ihres neuen Stückes „Glaubersalz zum Nachtisch“ im städtischen Kulturquartier. Foto: Ulrich Brefka

Von Ulrich Brefka

Sinsheim. "Was zieht im Theater? Was den Frauen gefällt. Was gefällt den Frauen? Was von ihrer Sache handelt. Was ist ihre Sache? Was sie Liebe nennen", soll der österreichische Roman- und Bühnenautor Hermann Bahr in einem Brief an seinen berühmten Freund George Bernhard Shaw geschrieben haben. Die Rottweiler Autorin Heidi Mager scheint mit ihrem im Jahr 2002 veröffentlichten Lustspiel "Glaubersalz zum Nachtisch" diesen fast schon "ketzerisch" anmutenden Worten - wohl wissend - "Futter" zu geben.

Foto: Ulrich Brefka

Reijo Winkler, "Chef" und zugleich einer der Akteure des Sinsheimer Würfeltheaters, beweist gemeinsam mit seinem "bunt zusammengewürfelten Haufen", wie er selbst seine theaterverrückte Crew nennt, jenes untrügliche Gespür bei der Auswahl der Stücke, auf welches ambitionierte Kleinkunstbühnen - streng an Bahrs Worten entlanghangelnd - nicht verzichten können. Die Premiere des fröhlichen Zweiakters "Glaubersalz zum Nachtisch" sorgte jedenfalls für eine "volle Hütte".

Der an allem herummäkelnde Amadeus Motzer befindet sich mit seiner Gemahlin Ellen sowie deren Schwester Marie - die zu allem Übel auch noch Amadeus’ frühere Verlobte ist - widerwillig in einer Fasten- und Wellnesskur. Mit unwiderstehlichem Gockelgehabe gesellt sich Markus Junghans hinzu, der unglücklicherweise mit Amadeus ein Zimmer teilen muss und schließlich, zur Enttäuschung der Damenwelt, vom "ewigen Motzer" der Hochstapelei überführt wird.

Die kurbegleitenden Betreuungs- und Therapiemaßnahmen des medizinischen Personals - Frau Dr. Schnabel sowie Schwester Monika - lassen den gewünschten Erfolg missen. Selbst die obligatorische Medikation mit "Glaubersalz zum Nachtisch" - einem schnell und zuverlässig wirkenden Abführmittel - erfährt nur marginale Beachtung.

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Reijo Winkler in der Rolle des "motzenden", des alles und jeden kritisch beäugenden Amadeus spielt seinen Part dabei so überzeugend, dass man sich nur schwer vorstellen kann, wie er da wieder "herauskommt". Martina Seel, die sich Motzers Gattin Ellen "antun" darf, gefällt sich in nahezu jeder Szene in ihrer weiblichen List, geht in ihrer Rolle förmlich auf: ein authentisches Ehepaar - durch stete Lacher im Theaterrund eindrucksvoll "unterfüttert". Die quasi "zwischen den Stühlen" agierende Erika Beaujot als Ellens Schwester Marie verwächst zusehends mit ihrem raffinierten "Dreh".

Und trotz kaum fruchtender Bemühungen erweist sich Aesculaps irdische Assistenz, Traudel Reich sowie Alina Vigano, als kompetent und konsequent - als würden Rolle und Realität nahtlos ineinander übergehen. Bliebe noch die erheiternde Frage, wie Jürgen Habich seinen perfekt verkörperten "Job" als Frauenheld "Junghans" wohl "unbeschadet" in den grauen Alltag überführt.

"Glaubersalz zum Nachtisch" - oder: Die Strafe folgt auf dem Fuß. Wie auch immer: auf jeden Fall "Theatralik" vom Feinsten.

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