Hermann Layher vor der neuen Halle 3. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Museumspräsident Hermann Layher ist einer, der große Dinge gern in schwäbischer Nonchalance ausdrückt. Einem, der die Concorde und die Tupolew 144 auf dem Dach stehen hat, nimmt man es ab, wenn er von "einigen Eisen" spricht, die das Technik-Museum "im Feuer hat". In der neuen Halle 3, in der das Technik-Museum Sinsheim ab Pfingsten jährlich wechselnde Sonderausstellungen zeigen wird, sei bei deren Pfahlgründung extra ein Pfeiler in der Mitte gesetzt worden, "damit ein Flugzeug drauf passt".
"Ist ein Pfeiler da", ist Layher überzeugt, "kommt auch ein Flugzeug". Und ist genug Platz für Sonderschauen, dann kämen diese auch. Dies sei so in einem Museum "von Fans für Fans". Rund 3500 Mitglieder auf der ganzen Welt habe der Museumsverein, sagt dessen Vorsitzender Dr. Günter Köpke, früher Chefarzt der Gynäkologie im Heilbronner Plattenwald-Klinikum. Diese seien Sammler und Fahrer automobiler Schätze, und hätten wiederum die Eigenschaft, "zu kommen, wenn das Museum ruft".
Rainer Mörch hat’s hierzu nicht weit. Früher Autohausbesitzer, heute Privatier, ist der Sinsheimer ein Nachbar des Museums. Mörch ist profunder Kenner und Sammler von Alfa Romeo - der Marke, die Layhers Tochter Vanessa als künstlerische Leiterin bei der ersten Sonderausstellung zu Pfingsten in Szene setzen wird. Neben dem Museum sollen sich auch dessen Gestalter verjüngen, schildern Layher und Köpke.
Zum Beraterstab zählen Kenner wie Kuno Hug. Foto: Tim Kegel
Beratend zur Seite stehen Kompetenzen wie Kuno Hug, langjähriger Macher der Rallye Heidelberg-Historic und eine Figur in der europäischen Klassikerlandschaft. Sie wollen bald, neben Mörchs bekannter Alfa-Sammlung, den ersten Zwölfzylinder-Vorkriegsrennwagen nach Sinsheim holen, den Achille Varzi durch die Kurven gewuchtet hat, aber auch den aktuellen Formel-1-Boliden, und insgesamt "eine Vorstellung zustande bringen, die euch aus den Socken haut", sagte Hermann Layher am Dienstag vor den versammelten Journalisten.
"Big frame, halt" - mit der bekannten Jagd nach Superlativen will man die Museumsbesucher verjüngen: Zu den Hoch-Zeiten der Concorde kamen über eine Million Besucher jährlich ins Museum, zur Zeit sind es, wie Pressesprecherin Simone Ligner weiß, jährlich ziemlich konstant um die 600.000. Nun hofft man, dass die Gäste genauso nachwachsen, wie die Oldtimer "nachwachsen", wie Layher es nennt: Der erste VW Golf ist heute Oldie, der Fahrzeugtyp selbst sei Kult.
Die neue Halle 3, in der das Technik-Museum künftig auf 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche Sonderausstellungen zeigt. Foto: Tim Kegel
"Tausende Besucher bei VW-Treffen" sind für Layher ein Indiz dafür, "dass man etwas zu dem Thema auf die Beine stellen kann". Und so sprudelt es bei ihm wie Hochoktaniges beim Boxenstopp: "Mythos Mercedes, AMG, Citroën 2CV, Renault 5, Lamborghini, VW Käfer", Ideen gibt’s genug. Die jährlich wechselnde Sonderschau in Halle 3 soll dazu animieren "einmal im Jahr ins Museum zu schauen".
Die Halle 3 entstand derweil - nach längerer Planungszeit aufgrund des weichen Bodens in der Neulandstraße - binnen knapp vier Monaten. Vier Millionen Euro investiert das Museum.
Das Sinsheim-Fähnchen. Foto: Tim Kegel
Und auch hier wieder - "big frame" - Rollstuhlfahrer könnten aufs Dach der Halle, sagt Layher. Ein Fahrstuhl soll sie dort hinbringen. In Schaukästen in der Hallenwand sollen Blicke aufs edle Blech von außen möglich sein. Der Museums-Eintritt soll sich indessen nicht verändern, sagt Hermann Layher. Definitiv würden auch Teile der historischen Bahnhofsbrücke von Sinsheim am Gebäude angebracht. "Als Balkon". Ein weiteres Eisen im Feuer: "aus demselben Material wie der Eiffelturm". Über all dem soll die Sinsheim-Fahne wehen - "im Bauplan ist sie eingezeichnet".