Als "Alltagsheld" ist Metin Aktay am Montag ab 20.15 Uhr im SWR zu sehen. Foto: privat
Von Tim Kegel
Sinsheim. Dieser 17. September 2014 sollte sein Leben ordentlich umkrempeln: Inzwischen hat Metin Aktay ein Buch veröffentlicht, ein zweites ist in Arbeit; Zeitungen und Radiosender kamen auf den 46-Jährigen zu. Und auch die Sportkarriere als Schiedsrichter bekam noch einmal einen zusätzlichen Dreh. Doch das ist noch nicht alles: Am kommenden Montag steht Metin Aktays Fall im Mittelpunkt bei "Kriminalreport Südwest", einem neuen Format des Fernsehsenders SWR.
Alles begann damit, dass Metin Aktays Frau in der Sinsheimer Innenstadt mit dem Auto über ein grobes Stück Metall fährt. Ein Müllkorb, wie sich heraus stellt; von jugendlichen Vandalen von einer Brücke auf die Straße geworfen. Sie ruft Metin an, der ist zufällig in der Nähe - und erblickt Sekunden später den heranrasenden Streifenwagen "und drei Jugendliche, die davonrennen". Als zwei von ihnen Aktays Weg kreuzen, geht alles sehr schnell: Er stellt sich ihnen in den Weg, hält sie fest. Die Streifenbesatzung kommt zu Fuß gespurtet.
Insgesamt vier Jugendliche waren an diesem Spätsommerabend auf einem regelrechten Raubzug durch Sinsheim, mehrere Diebstähle und Sachbeschädigungen konnte man ihnen nun nachweisen. "Das ging so schnell. Da denkst du nicht viel, da handelst du bloß", erklärt Aktay. An ein eventuell gezücktes Messer oder eine Waffe dachte er gar nicht. "Aber ich bin kräftig", sagt er, "bewegt euch bloß nicht" habe er den zwei Halunken gedroht, einen von ihnen in den Schwitzkasten genommen.
Wie einen Helden feiern sie Aktay, knapp zwei Monate später. Großes Aufgebot im Sinsheimer Rathaus, versammelt sind unter anderen Oberbürgermeister Jörg Albrecht, Thomas Köber, Polizeipräsident in Mannheim, und Erhard Loy, Chef des Sinsheimer Polizeireviers. Sie bezeichnen Metin Aktay und sein Eingreifen als beispielhaft. Er habe sich ausgesprochen couragiert, umsichtig, vorbildlich und selbstlos verhalten, lobt Köber. Die Aktion heißt "Beistehen statt Rumstehen" und wird vom Verein Kommunale Kriminalprävention organisiert und betreut. "Das macht mich stolz", sagt Aktay, der seit über 40 Jahren in Sinsheim lebt, "ich liebe meine Stadt und dieses Land". Die damals 17- und 18-jährigen Täter wurden von der Polizei als "äußerst aggressiv" beschrieben, sie lebten im Sinsheimer Jugendstift.
Ein Ereignis, das Metin Aktay seither immer wieder einholt, auf positive Weise: Diverse Medien kommen regelmäßig auf den hauptberuflichen Angestellten und langjährigen Schiedsrichter zu, feiern ihn als Positivbeispiel, auch für Integration. Oft werden sie dann aufmerksam auf die umtriebige und verbindliche Art des Deutschtürken. Und das, was er sonst noch so macht: Schon im September 2014 schrieb er an seinem Buch, das 2017 erschienen ist.
"Heimatlos und Zerrissen" heißt es, keine leichte Kost und eine intime Aufarbeitung seines nicht immer einfachen Lebenswegs, bei dem Sport immer eine Hauptrolle gespielt hat. Seit 29 Jahren pfeift er Spiele, "Ich pfeife" ist der Arbeitstitel seines derzeitigen Manuskripts. Die TSG 1899 Hoffenheim ist sein Verein, seit er Jugendlicher war, sieht er so gut wie jedes Spiel. Seine Ziele seien es nun, einen Dokumentationsfilm zu den essenziellen Fragen von Migranten und Einheimischen zu drehen und damit zur Verständigung "und zur Bildung des Nachwuchses" beizutragen, dies mit Seitenblicken auf den Sport. Metin Aktay sagt, dass die Ereignisse im September 2014 "definitiv" zu all dem beigetragen haben.
Info: Der Beitrag für den "Kriminalreport Südwest" wurde am 22. August in Sinsheim gedreht. In dem "Fahndungs- und Präventionsmagazin" des SWR wird Metin Aktay unter der Rubrik "Alltagshelden" zu sehen sein. Sendetermin ist am kommenden Montag, 10. September, ab 20.15 Uhr.