Dr. Albrecht Oettinger, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle, will die Präsenzberatung so lange wie möglich aufrecht erhalten. Foto: Christiane Barth
Sinsheim. (cba) Präsenzberatung. Dies ist ein holpriges Wort. Aber eines, das bei den Psychologen momentan hoch im Kurs steht. Anwesend sein, auch physisch, wenn Hilfestellung für die psychische Gesundheit gegeben wird – unter den vorherrschenden Hygienemaßnahmen: Das sei es, was man so lange wie möglich aufrechterhalten wolle. In Möglichkeiten denken, nicht in Einschränkungen: Diese Empfehlung spricht nun Dr. Albrecht Oettinger aus, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle Sinsheim. Die Kurse, die im Herbst begonnen haben, können aller Voraussicht nach zu Ende geführt werden, bleibt der Diplom-Psychologe trotz der Corona-Lage hoffnungsvoll.
Allein die Pekip-Gruppe für Eltern mit Kleinkindern im ersten Lebensjahr musste abgesagt werden. Zunächst habe man die Teilnehmerzahl reduziert, habe den Kurs unter eingeschränkten Bedingungen gestartet: "In der Verordnung vom 2. November wurde dann aber ein ganz klares Verbot für diese Art Kurse ausgesprochen", teilt Oettinger mit. Die Pekip-Gruppen zielen auf die Frühförderung von Babys und den Austausch der Eltern ab. Dies ist jedoch das einzige Kursangebot, das den Corona-Maßnahmen zum Opfer fiel. Alle anderen seien unter "verschärften Bedingungen" wie die Maskenpflicht weiterverfolgt worden. "Wir wollen die Kurse nicht mittendrin abbrechen", verdeutlicht Oettinger.
Wie es weitergeht? "Jetzt werden wir erst mal schauen. Im Moment ist davon auszugehen, dass es eine Verschärfung der Maßnahmen geben könnte und wir beobachten, wie die kommenden Entscheidungen auf politischer Ebene aussehen." Falls eine Verschärfung der Maßnahmen ansteht, werde es wohl schwierig werden, das Gruppenangebot weiterhin aufrecht zu erhalten und die so sehr gewünschte Präsenzberatung weiterhin wie gewohnt anzubieten. Die meisten Kurse dehnen sich bis Ende Dezember aus, ausgenommen die Gruppe "Kinder psychisch kranker Eltern", die langfristig angelegt ist. "Das ist jene Gruppe, die wir so lange wie möglich aufrechterhalten wollen, weil sie für die Kinder so derart wichtig ist", betont Oettinger.
Es gibt einen "Orientierungsrahmen", der für die Psychologische Beratungsstelle die Marschrichtung vorgibt: Das ist die Situation an den Schulen. So lange die Schulen geöffnet bleiben, rechnet Oettinger nicht mit erhöhtem Beratungsbedarf. Er sagt: "Von der Grundsituation hat sich seit dem Frühjahr ja bislang nichts verändert." Falls es jedoch so weit kommen sollte, dass die Schulen wieder schließen müssten, sei damit zu rechnen, "dass die Eltern wieder unter Druck geraten könnten", schätzt Oettinger. Doch wenn die Schulen geschlossen würden, "dann können wir es auch nicht verantworten, mit den Kindern hier bei uns zu arbeiten." Dann werde es schwierig mit Präsenzberatung.
Wie Eltern und Kinder nun gut durch diese Zeit kommen? Der Diplom-Psychologe erklärt das ganz einfach: "Gut auf sich achten und sich auf das konzentrieren, worauf man Einfluss hat, um nicht in die Hilflosigkeit abzurutschen." Im Rahmen der Möglichkeiten bleiben und dort Gutes für sich und andere tun. Kontakte übers Telefon oder über soziale Netzwerke pflegen, die Möglichkeiten innerhalb der Beschränkungen suchen und nutzen. "Natürlich müssen wir jetzt alle mit Einschränkungen zurechtkommen, trotzdem kann man versuchen, genau dort etwas für sich zu tun." Präsent mit sich sein also.