Auf dem Sinsheimer Kirchplatz sollten an Heiligabend zwei Gottesdienste unter freiem Himmel stattfinden, elektrische Teelichter hätten als Markierung für die Besucher den Mindestabstand sicherstellen sollen. Doch die Veranstaltungen wurden abgesagt. Foto: Christian Beck
Sinsheim/Kraichgau. (cbe) Die Corona-Krise sorgt in einigen Bereichen für Unsicherheit. Dies betrifft auch die Kirchen. Welche Gottesdienste an Weihnachten gefeiert werden, ist zum Teil noch nicht klar, denn dies hängt teilweise von der Sieben-Tages-Inzidenz ab. Klar ist seit Donnerstag jedoch: In einigen Gemeinden fallen die klassischen Gottesdienste aus.
Bei den Protestanten fallen alle Präsenzgottesdienste in Bad Rappenau, Obergimpern, Ehrstädt, Grombach, Heinsheim, Siegelsbach, Wollenberg, Berwangen, Kirchardt, Mühlbach, Daisbach, Waibstadt, Hoffenheim, Zuzenhausen und Spechbach bis 10. Januar aus. In Epfenbach und Sinsheim gibt es keine Präsenzgottesdienste an Heiligabend.
Ob in den restlichen Gemeinden Weihnachten gemeinsam in der Kirche gefeiert werden kann, bleibt abzuwarten. In Stebbach soll die endgültige Entscheidung des Kirchengemeinderats am Montag getroffen werden, aus manchen anderen Gemeinden lag die Entscheidung am Freitag noch nicht vor. Und selbst wenn Gemeinden beschließen, dass ein Gottesdienst mit Besuchern stattfinden soll, ist es möglich, dass daraus nichts wird. Denn ab einer Inzidenz von 300 findet bei den Protestanten überhaupt kein Präsenzgottesdienst mehr statt. Freitag lag der Wert im Rhein-Neckar-Kreis bei 256,6. Ob bei den Protestanten gemeinsam gefeiert wird oder nicht, kann möglicherweise erst an Heiligabend entschieden werden.
In der katholischen Seelsorgeeinheit Sinsheim-Angelbachtal gehen die Verantwortlichen, Stand Freitag, davon aus, dass Gottesdienste gemeinsam gefeiert werden. Lediglich die Kinder-Krippenfeier an Heiligabend, 16.30 Uhr in Steinsfurt, fällt aus. Dekan Thomas Hafner erklärt, dass auf Abstandsregeln und weitere Sicherheitsvorkehrungen großen Wert gelegt wird. Vor diesem Hintergrund hält er es für vertretbar, Präsenzgottesdienste zu feiern. "Ich habe beim Einkaufen mehr Bedenken, mich anzustecken, als in der Kirche", sagt er.
Stand Freitag, werden Katholiken also in einigen Gemeinden Gottesdienst feiern, während bei Protestanten manche Kirchen geschlossen bleiben. Dass dies nicht bei jedem Verständnis hervorruft, versteht Dekanin Christiane Glöckner-Lang. Sie verweist darauf, dass die Voraussetzungen unterschiedlich sind: So sei es in kleineren Kirchen schwieriger, den Infektionsschutz zu gewährleisten. Dass fast alle Gottesdienste im Freien abgesagt wurden, darunter auch jene auf dem Sinsheimer Kirchplatz, erklärt sie mit der Situation, die dort kaum zu beherrschen sei. Es sei durchaus möglich, dass unangemeldete Gottesdienstbesucher auf den Kirchplatz kommen, und Grüppchenbildung nach der Feier sei auch kaum zu verhindern. Für die Sinsheimer Protestanten gibt es die Weihnachtsbotschaft also nur digital.
Doch beide Dekane betonen, dass an den Feiertagen zahlreiche Online-Gottesdienste gesendet werden. Bei den Katholiken gibt es Podcasts, bei denen Seelsorger und Musikbeiträge zu hören sind. Hierzu gibt es laut Hafner viel positive Rückmeldung, so dass dieses Idee weitergeführt werden soll. Und die schwierige Lage habe obendrein viele kreative Ideen hervorgebracht: In Mühlbach wird der Pfarrer an Heiligabend mit einem Esel durchs Dorf laufen und den Leuten die Weihnachtsbotschaft bringen, erzählt Glöckner-Lang. Auf dem Aussiedlerhof Schwab zwischen Angelbachtal und Östringen gibt es eine Stallweihnacht, berichtet Hafner. Und in Dühren gebe es ein ökumenisches Projekt in Form eines Krippenspiels mit drei Stationen, bei dem ein Traktor mit Anhänger durch den Ort fährt.
"So vielfältig ist die Weihnachtsbotschaft noch nie zu den Menschen gekommen", sagt Glöckner-Lang. Sie und Hafner betonen, dass dies nur dank vieler Ehrenamtlicher möglich ist. Und beide gehen davon aus, dass von diesen Erfahrungen einiges mitgenommen werden kann in eine Zeit, in der sich nicht mehr alles am Corona-Virus orientiert.