Tafel-Helfer richten am letzten Öffnungstag gemischtes Obst. Foto: Alexander Becker
Sinsheim. (abc) Bedürftige haben es in Corona-Virus-Zeiten schwerer, weil der Tafelladen in der Burggasse jetzt, wie berichtet, den Betrieb eingestellt hat. War dieser Schritt im Vorfeld vor allem mit den beengten Platzverhältnissen dort begründet worden, zeigte sich am letzten Öffnungstag ein weiterer Effekt: Die Ehrenamtlichen haben deutlich weniger Lebensmittelspenden erhalten.
"Normalerweise bekommen wir jeweils sechs Kisten Bananen und Mandarinen. Das fehlt jetzt fast alles", bedauerte Erika Volz, eine von etlichen ehrenamtlichen Helferinnen das deutlich geringere Angebot an frischem Obst und Gemüse. Schuld daran seien "besorgte Kunden", die bei den laut Bundesregierung unnötigen Vorratskäufen die Regale der Supermärkte geleert hätten.
"Ich verstehe nicht, warum die in den Läden so viel hergeben", wunderte sich Kollege Gerd Zuber darüber, dass auch Grundnahrungsmittel wie Mehl und Zucker mancherorts mittlerweile knapp würden. Und somit bliebe auch nichts mehr für den Tafelladen übrig.
Das Einsammeln, Einsortieren und Auspreisen der Sachspenden wäre aber ohnehin schwierig geworden. "Einige Helfer haben sich schon abgemeldet, weil die Räume hier so klein sind. Aber dafür muss man Verständnis haben", entgegnete Peter Volz, einer der Vorsitzenden.
Der vorübergehende Verkaufsstopp bringt aber noch weitere Schwierigkeiten mit sich: "Niemand weiß im Moment, wann wir hier wieder öffnen können. Deshalb reduzieren wir heute die Preise von Anfang an, damit möglichst alles verkauft wird und wir nichts wegwerfen müssen", beschrieb Volz die Strategie. Währenddessen füllten Roswitha Dabruck und Erika Volz Schalen mit Mischobst, damit keine einzelnen Sorten übrig blieben. "Alle Tafelläden in der Region schließen jetzt, weil einfach keine Ware mehr da ist."
Damit wird den Ärmsten der Armen von einem Tag auf den anderen die oftmals wichtigste Quelle für günstige Lebensmittel entzogen. "Das ist schon schlimm, die meisten Supermärkte haben auch nichts", beklagte sich einer der Wartenden vor dem Eingang zur Tafel. "Wir haben uns schon Vorräte angelegt", verriet eine ältere Dame weiter hinten in der Schlange und betonte, dass die Situation in Deutschland deutlich besser sei als anderswo.
"In Kasachstan sind die Sachen mittlerweile zwei- bis dreimal so teuer geworden", hat die Russlanddeutsche von dort lebenden Verwandten erfahren. Das mag daran liegen, dass der zentralasiatische Binnenstaat viele Lebensmittel aus China importiert. Nun seien die Grenzen dorthin geschlossen und die Versorgung mit dem Nötigsten deutlich schwieriger.
"Wir glauben, es geht alles vorbei", gab sich die Dame jedoch optimistisch, die Corona-Krise überwinden zu können. Danach wird auch der Tafelladen wieder öffnen. Aber wann genau das sein wird, steht derzeit noch in den Sternen.