Die Taxi-Fahrer am Bahnhof warten auf Fahrgäste. Doch kaum jemand benötigt momentan ihre Dienste. Foto: Christiane Barth
Von Christiane Barth
Sinsheim. Wo sonst mehrere Taxen auf Fahrgäste warteten, ist jetzt meist nur blanker Asphalt zu sehen. Am Bahnhof gehören die mehrheitlich gelben Fahrzeuge zum gewohnten Bild, normalerweise. Die Corona-Krise macht aber auch den Taxiunternehmen schwer zu schaffen, manche kämpfen ums Überleben.
Dari Tharshan, Inhaber der Taxizentrale Sinsheim, beschäftigte vor der Corona-Krise 17 Mitarbeiter. Fünf davon hat er inzwischen entlassen müssen. Auch die Fahrzeugflotte ist von 13 auf sieben Autos geschrumpft. "Die Lage ist sehr schwierig", sagt der 40-Jährige. Langfristige Linderung sei auch mit den staatlichen Hilfen nicht zu erreichen. Er fragt: "Was soll ich denn mit den Mitarbeitern machen, die schon jahrelang bei mir sind? Die kann ich doch nicht einfach entlassen."
Der Einzelunternehmer Thomas Siering hat eine Aushilfe beschäftigt. Doch selbst für sie fällt momentan kaum Arbeit an. Siering erklärt das generelle Wesen der Branche mit einem Satz: "Entweder braucht überhaupt niemand ein Taxi, oder alle rufen gleichzeitig danach." In einer eher kleineren Stadt wie Sinsheim, in der mehrere Einzelunternehmer das Taxi-Geschäft am Laufen halten, würden auch die "Kleinen" genug vom Kuchen abbekommen, sofern die Nachfrage groß ist. "Aber wenn fast gar niemand mehr Taxi fährt, dann läuft der Rest bei den Großen auf", erklärt Siering.
Das Taxigeschäft lebe von den Branchen, die seit längerer Zeit darben und von Aktivitäten, die es gerade nicht gibt. Also von jenen, die nach ein paar Gläsern Bier oder Wein nicht selbst fahren. Von jenen, die ins Hotel möchten, die es von Reisen nach Hause oder ins Stadion zieht. "Das reine Taxi-Geschäft ist fast bis auf null runtergefahren", berichtet der 55-Jährige. "Man kann durchaus sagen, dass wir ums Überleben kämpfen."
Für die Beförderung gelten momentan besondere Regelungen: Der Beifahrersitz darf nicht besetzt sein, außer bei medizinischen Notfällen. Auf dem Rücksitz gelten die Regeln des öffentlichen Personennahverkehrs. Die Fahrgäste müssen Maske tragen. Handelt es sich um Personen des gleichen Haushalts, dürfen bis zu drei Fahrgäste befördert werden. Es dürfen jedoch nicht zwei Personen aus verschiedenen Haushalten gleichzeitig mitfahren. Bei einem Großraumtaxi darf auf jeder Außenseite der Sitzbank eine Person sitzen, auch, wenn diese aus verschiedenen Haushalten stammen. In vielen Autos wurde eine Schutzabtrennung zwischen Fahrer und Gast installiert.
Die Telefonnummer 3777 sei im Bewusstsein der Bevölkerung fest eingeprägt und werde meist zuerst gewählt. Es ist die Nummer des größten Taxi-Unternehmens in Sinsheim, Taxi Streib. Wer sich nicht auskennt, schaut meist ins Internet. Um dort angezeigt zu werden, müssen Taxiunternehmen Geld an die Suchplattform "Google" zahlen. Das sei vor allem für Krankenfahrten wichtig. "In Sinsheim und Umgebung lebt man als Taxiunternehmen zu mindestens 50 Prozent von den Krankentransporten", verdeutlicht Siering.
Diese sorgen auch bei Tharshan dafür, dass sein Betrieb noch läuft. Hinzu kamen bislang Schülerfahrten, etwa zum SRH Berufsbildungswerk nach Neckargemünd. Das reine Taxi-Geschäft sei "komplett kaputt". Bis März könne er so noch überleben, dann seien die Rücklagen vollständig aufgebraucht.