Ulfert Hagemeier aus Waibstadt ist der Vorsitzende des Schalke-Fanclubs „Sportfreunde Kurpfalz 04“ und geht davon aus, dass beim heutigen Fußball-Bundesligaspiel keine beleidigenden Spruchbänder gegen Dietmar Hopp auftauchen werden. Foto: Christian Laier
Von Christian Laier
Waibstadt. Wird es am heutigen Samstag wieder beleidigende Spruchbänder gegen Dietmar Hopp geben? Die TSG Hoffenheim spielt um 15.30 Uhr in Gelsenkirchen gegen den Traditionsverein FC Schalke 04. Nach den unschönen Vorkommnissen im letzten Heimspiel gegen den FC Bayern München befürchten viele TSG-Fans, dass die Protestaktionen fortgeführt werden könnten. "Gegen Herrn Hopp wird beim Spiel auf Schalke nichts passieren", hofft Ulfert Hagemeier. Der Waibstadter Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglied "auf Schalke" wird wie bei jedem Heimspiel von seinem Stehplatz aus das Fußball-Bundesligaspiel verfolgen und seine Mannschaft anfeuern. "Der bestehende Konflikt richtet sich gar nicht direkt gegen Dietmar Hopp. Die Ultras haben ihn in letzter Zeit allerdings ,benutzt‘, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen", erklärt Hagemeier. Im Kern gehe es um einen Konflikt zwischen den Fans und dem Verband, weil dieser sich nicht an seine Zusage gehalten habe, keine Kollektivstrafen mehr gegen die Fans einzelner Vereine auszusprechen.
Hagemeier ist der Vorsitzende des Fanclubs "Sportfreunde Kurpfalz 04", den er 1993 gegründet hat. Der Club vereint rund 300 Fans der beiden Vereine Schalke 04 und 1. FC Magdeburg. Ein Fanclub für zwei Vereine? Hagemeier stammt aus der Nähe von Magdeburg und ist von Kindesbeinen an Fan des FC Schalke. "In der DDR habe ich die Spiele des 1. FC Magdeburg im Stadion besucht und illegal im Westradio die Reportagen über die Spiele des FC Schalke verfolgt", erzählt Hagemeier. Der Höhepunkt seiner Fan-"Karriere" war in der Saison 1977/78 der Besuch des Heimspiels zwischen seinen beiden Herzensvereinen Magdeburg und Schalke im damaligen Pokal der Pokalsieger.
Für heute hat der umtriebige Vorsitzende wieder eine Busreise seines Fanclubs zum Spiel organisiert. Ungefähr die Hälfte der Schalker Heimspiele pro Saison besucht der Fanclub mit einem Reisebus. "Das Reisen in der Gemeinschaft macht mir am meisten Spaß", erzählt Hagemeier. Er investiert viel Zeit und Geld in seine Fußballleidenschaft. "Schalke 04 nimmt in meinem Leben einen relativ großen Platz ein", sagt der Mann, der in den letzten Jahren fast alle internationalen Auswärtsspiele seines Vereins besucht und die Fanclubreisen dorthin organisiert hat. "Der Stadionbesuch selbst ist leider nicht mehr das Erlebnis wie früher. Tore braucht man gar nicht mehr bejubeln, da sie erst Minuten lang vom Video-Schiedsrichter überprüft werden und oft zurückgenommen werden. Die positiven Emotionen gehen dadurch verloren. Den Videobeweis sollte man schnellstmöglich wieder abschaffen", spricht Hagemeier aus, was viele Fußballfans über die technische Errungenschaft denken.
"Und wenn dann noch Beleidigungen unter der Gürtellinie gegen einzelne Personen dazukommen, dann macht es erst recht keinen Spaß mehr. Persönliche Beleidigungen gehen überhaupt nicht", findet der engagierte Fußballfan. Sein Verhältnis zur TSG Hoffenheim bezeichnet der eingefleischte Schalke-Fan als "neutral". Er differenziert genau zwischen den von den sogenannten "Traditionsfans" wenig geschätzten und relativ neu hinzu gestoßenen Clubs wie Hoffenheim und Leipzig. "Dietmar Hopp hat seinen eigenen Heimatverein mit seinem Vermögen in die Bundesliga geführt. Das ist für mich persönlich etwas ganz anderes als das Projekt von RB Leipzig, die vor ihrem Aufstieg die Lizenz eines anderen Vereins aufgekauft haben", findet der Kenner der Fußballszene.
Soziales Engagement vor Ort beweist sein Fanclub mit der regelmäßigen finanziellen Unterstützung von jungen Sportlern. Jedes Jahr findet in Waibstadt ein Sommerfest des Fanclubs statt, an dem befreundete Schalke-Fanclubs zu Gast in Waibstadt sind und sich beim Fußball-Mehrkampf sportlich messen. Den gesamten Erlös der Veranstaltung geben die Sportfreunde dann weiter. So sind über die Jahre mehrere tausend Euro zusammengekommen.
Aktuell sind die Sportfreunde Kurpfalz Trikotsponsor der Jugend-Faustballer des Turnvereins Waibstadt, der C-Jugend der Sportgemeinschaft Waibstadt und der Mädchenmannschaft des TSV Reichartshausen. Vor kurzem fand ein Ausflug mit der C-Jugend der SG zu einem Bundesliga-Heimspiel der Schalker inklusive umfangreichem Kulturprogramm statt. "Als Jugendlicher war der Fußball mein Leben. Heute möchte ich der örtlichen Jugend im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas zurückgeben", berichtet Hagemeier über seine Motivation.
"Die aktuellen Fan-Proteste haben meiner Meinung nach einen gesellschaftlichen Hintergrund, der sich leider auf den Fußball überträgt", findet Hagemeier. "Vielen in unserem Fanclub gefällt das nicht, was in den Stadien derzeit passiert. Einige Mitglieder gehen deshalb auch nicht mehr zu den Spielen mit", bedauert er die aktuelle Entwicklung. Was würde er tun, wenn es heute doch zu Beleidigungen gegen Dietmar Hopp kommt? "Selbst eingreifen kannst du nicht gegen die Ultras, das wäre zu gefährlich", weiß der erfahrene Stadiongänger. "Wenn ich aber einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass der Verband sich mit den Fans an einen Tisch setzt, die Problematik mit den Strafen löst und den Videobeweis wieder abschafft. Alles andere würde den Fußball in seiner Entwicklung zurückwerfen", findet Hagemeier.