Neckarbischofsheim/Hüffenhardt

Woher kommen die Millionen für den Bahn-Ausbau?

Die Finanzierung des "Lückenschlusses" ist ein weitaus größeres Problem als die technische Umsetzung der Querspange

16.09.2018 UPDATE: 17.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Vorrang für die Bahn: Gutachter der Uni Stuttgart sehen in mehreren Varianten für die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn eine "sinnvolle Option" für den Personennahverkehr. Nun wird das Vorhaben nach standardisierten Kriterien genauer geprüft und bewertet. Foto: Endres

Neckarbischofsheim/Hüffenhardt. (hv/z) Der angedachte Lückenschluss der Bahnlinien durch das Krebsbachtal und das Elsenztal scheitert eher an finanziellen als an technischen Problemen. Machbar und zudem mit vielen Vorteilen behaftet wäre die Querverbindung allemal, so waren sich die Teilnehmer einer Gesprächsrunde, bestehend aus Politikern, Bürgermeistern und Gemeinderäten einig. Sie waren anlässlich des ersten Lokschuppenfests des Fördervereins der Krebsbachtalbahn in Hüffenhardt zusammengekommen.

Und auch bei der Zielsetzung bestanden keine Differenz: Es könne nicht auf Dauer darum gehen, einen alten Triebwagen zwischen Neckarbischofsheim-Nord und Hüffenhardt pendeln zu lassen, sondern es gehe um den Erhalt der Strecke, ihre Reaktivierung und ihren Ausbau. Man wolle, so verdeutlichte Fördervereinsvorsitzender Hans Vogt den Sinn der Gesprächsrunde, mit allen Beteiligten ins Gespräch kommen und die Möglichkeiten der weiteren Entwicklung der Strecke ausloten.

Die Diskussionsleitung hatte Helmut Beck, der langjährige Sinsheimer Bürgermeister und Vereinsmitglied. Er wies in seinem einleitenden Überblick darauf hin, dass es wohl keine Diskussion geben dürfe, die Strecke zu erhalten. Die topografischen und technischen Fragen der Anbindung nach Bad Rappenau seien mit den heutigen Mitteln alle zu beantworten. Allenfalls bei der Finanzierung - eine Grobschätzung erwartete Kosten von über 40 Millionen Euro - gebe es Diskussionsbedarf. Die Region müsse mit einer Stimme sprechen, um die Politik in Stuttgart auf die Dringlichkeit der Strecke und die dazu erforderliche Bereitstellung der Mittel aufmerksam zu machen. Beck betonte, dass der Schienenverkehr die einzige Möglichkeit darstelle, nachhaltig die Straßen zu entlasten.

Hermino Katzenstein, Landtagsabgeordneter für Bündnis 90/Grüne, konstatierte, dass die Untersuchungen durch das Verkehrswissenschaftliche Institut der Uni Stuttgart positive Signale ergeben habe. Wichtig sei, dass auch die Folgeuntersuchungen günstig ausfielen. Mit der Übergabe seiner Beitrittserklärung zum Förderverein wollte er unterstreichen, dass die Krebsbachtalbahn eine "Herzensangelegenheit" für ihn sei.

Bad Rappenaus Oberbürgermeister Sebastian Frei verwies darauf, dass der Lückenschluss ausschließlich auf der Gemarkung der Kurstadt erfolge, was neben finanziellen und planerischen Lasten umfangreiche Grundstücksneuordnungen mit sich bringe. Ohne erhebliche Unterstützung durch das Land könne Bad Rappenau das nicht leisten. Dies betonte auch Neckarbischofsheims Rathauschefin Tanja Grether, die in der Finanzierung das größte Problem ausmachte. Hüffenhardts Bürgermeister-Stellvertreter Heiko Hagner zeigte dafür Verständnis. Hüffenhardt selbst stehe hinter Erhalt und Ausbau der Bahn. Man sei sich aber auch bewusst, dass die Gemeinde nach dem Verteilerschlüssel wohl die geringsten Lasten zu trage habe.

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Carsten Strähle als Vorstand der Erms-Neckar-AG und Vertreter des Eigentümers kann mit der Reaktivierung der Schwäbischen Albbahn auf ein erfolgreiches Projekt verweisen, das auch auf die Krebsbachtalbahn anwendbar sei. Mit Gerhard Schnaitmann, dem Vertreter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, war er sich einig, dass vor allem ein verlässlicher Verkehr im Stundentakt als erste Stufe eingeführt werden müsse. Dieser würde vom Land bestellt und bezahlt. Beide halten die Einrichtung eines Regelverkehrs in den nächsten fünf bis sieben Jahren für ein realisierbares Ziel. Damit wäre ein Schritt zum Erhalt der Bahnlinie getan.

Das Lokschuppenfest erlebte einen Besucheransturm, der die kühnsten Vorstellungen des Fördervereins übertraf. Dazu trug neben dem sonnigen Wetter sicherlich auch die Band "Mir sans" bei, die mit alpenländischem Rock einheizte. Erst nach mehreren Zugaben durften die Musiker von der Bühne. Für den Förderverein war das eine ganz neue Erfahrung. Zwar wurden schon mehrere kleinere Veranstaltungen organisiert, doch einen ganzen Tag mit Bewirtung und Musik gab es noch nicht. So konnte man dann am Ende des Tages ob der großen Resonanz zufrieden sein.

Vorrang für die Bahn: Gutachter der Uni Stuttgart sehen in mehreren Varianten für die Reaktivierung der Krebsbachtalbahn eine "sinnvolle Option" für den Personennahverkehr. Nun wird das Vorhaben nach standardisierten Kriterien genauer geprüft und bewertet. Foto: Endres

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