Auch in Sinsheim hatten die Landwirte sich zu einer Protestaktion zusammengefunden und in der Nacht nahe der Burg Steinsberg ein Mahnfeuer entzündet. Foto: Ulrich Brefka
Von Ulrich Brefka
Sinsheim-Weiler. Vor wenigen Wochen waren Tausende Bauern mit ihren Traktoren nach Berlin sowie in andere Städte aufgebrochen, nun zeigte sich der Protest auch im Kraichgau. Um ihren Unmut gegenüber einschneidenden agrar- sowie umweltpolitischen Vorgaben und Auflagen, verbunden mit teils herabsetzender Kritik zu zeigen und mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, hatten Landwirte am Samstagabend unterhalb der Burg Steinsberg ein weithin sichtbares Mahnfeuer entzündet.
Die Mitinitiatoren der Sinsheimer Sektion der bundesweit aktiven Bewegung "Land schafft Verbindung" (LsV), Detlev Geyer sowie Peter Zipse, erklärten, weshalb sie gerade hier, inmitten des Reblandes, mit ihrem "flammenden" Protest auf politische Ungereimtheiten hinweisen wollen. Der Steinsberg sei seit etwa 25 Jahren ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. Falls die vorgesehenen agrarpolitischen Maßnahmen greifen würden, wäre eine Bewirtschaftung, wie in diesem Fall der Weinanbau, nicht mehr möglich. Dies betreffe auch den ökologischen Weinanbau sowie den Anbau der Apfelbeere "Aronia", sagen die Bauern.
"Pflanzenschutzmaßnahmen sind unentbehrlich, wenn wir Erträge haben wollen", betonte Zipse – und dies seien nun mal in erster Linie Herbizide und Fungizide. Ungefähr ein Drittel des Kraichgaus sei Landschaftsschutzgebiet und damit Anbaugebiet für Obst sowie Feldfrüchte. "Ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, die der Pilz-, Schädlings- sowie Unkrautbekämpfung dienen, mindert die Erträge um 40 bis 50 Prozent", ergänzte der Landwirt.
Geyer richtete den Blick noch auf das erfolgreiche Volksbegehren "Rettet die Bienen" in Bayern. Dieser Vorstoß beinhalte Forderungen, die bei ihrer Erfüllung beispielsweise dem Rapsanbau auch zugleich den Todesstoß versetzen würden. Ökologisch sei die Ölfrucht nun mal nicht anbaubar. Jeder Landwirt sei mit der Natur traditionell eng verbunden und wolle sie daher auch erhalten. Daher erwarte man Wertschätzung – nicht nur von Seiten der Politik.
Bei allen gesetzlichen sowie verwalterischen Entscheidungen müssten auch die im LsV organisierten Landwirte eingebunden sein. "Wir wollen mit am ,Runden Tisch‘ in Stuttgart sitzen, wenn elementare Entscheidungen für unsere Existenz fallen", legte Geyer nach. Dies sei dem LsV aber bis dato noch nicht erlaubt. Vorerst vertrete noch der "Bauernverband" alleine die Interessen der Landwirte. Dies geschehe aber solidarisch. Man sei sich in allen relevanten Punkten einig.