Das Bad Rappenauer Unternehmer-Duo Sahil Singh (links) und Alexander Melnikow wollen mit „Lyn’s“ für indisches Flair in den deutschen Küchen sorgen. Sie verkaufen traditionelle Gewürzmischungen und Tees. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau.Die indische Küche gehört zu den Top-Zehn-Küchen der Welt. Landauf landab bringen zahlreiche Restaurants die südasiatischen Gerichte auch in Deutschland auf die Teller. Doch wer auch in den heimischen vier Wänden die Speisen nachkochen will, sieht sich zunächst mit größeren Problemen konfrontiert. Denn oftmals hapert die Umsetzung an fehlenden oder nicht originalgetreu zusammengestellten Gewürzen. Diese Marktlücke haben die beiden Bad Rappenauer Sahil Singh und Alexander Melnikow für sich entdeckt und wollen die Nische mit ihrem Online-Shop "Lyn’s" schließen.
Die Idee kam dem 23-Jährigen Singh und dem 20-Jährigen Melnikow Anfang 2020. "Ich liebe es, mir Kochvideos anzuschauen und zu kochen", sagt Singh. Doch ihm gehe es nicht allein ums Essen, sondern auch um die Geschichte dahinter. Er selbst hat indische Wurzeln und fühlt sich in der indischen Küche zu Hause. "Aber wenn man etwas Spezielles kochen wollte, war es immer aufwendig, die Zutaten zu besorgen", sagt Singh. Und in Deutschland würden größtenteils Produkte zwar unter den indischen Namen verkauft, allerdings bemerke man bei einem genaueren Blick auf den Inhalt, "dass es wenig damit zu tun hat".
Für die indische Küche seien die Gewürze enorm wichtig. "Wir haben die traditionellen Rezepte", betont Singh. Zwar gebe es auch Fachhändler, die importierte Ware verkaufen, doch er habe nicht nur in seinem Freundeskreis bemerkt, dass viele nicht wüssten, wo man das Gewürz kaufen soll oder wie man es beim Kochen richtig einsetzt. "Wir möchten es den Leuten einfach machen", sagt Melnikow.
Im vergangenen August ist das Duo mit seiner Firma an den Start gegangen. Produziert wird regional im Landkreis in einer Gewerbeküche. "Wir verpacken alles von Hand. Das hat einen gewissen Charme", findet das Duo. Unterstützung erhalten die beiden von ihren Müttern. Nach Singhs Mutter wurde auch das Unternehmen benannt. Zunächst sollte die Firma "Lyn’s Kitchen" heißen, letztendlich habe man sich aber für einen "eingängigeren Namen", nämlich "Lyn’s" entschieden. Seine Mutter Lynette habe ihn inspiriert, da sie früher selbst Tees und Gewürze gemischt und dann verschenkt hat.
Traditionelle Tees und Gewürze im Angebot
Für Singh ist "Lyn’s" in jungen Jahren bereits das zweite Unternehmen, das er aufbaut. Sein Glück hat der 23-Jährige, der Wirtschaftsingenieurswesen in Karlsruhe studiert, vor einigen Jahren bereits mit einem eigenen Modelabel versucht. Damals hat er die Produktion nach England abgegeben. Dies habe er dieses Mal vermeiden wollen. "Wenn eine kleine Firma etwas abgibt, hat sie wenig Einfluss", betont der 23-Jährige. Denn bereits ein Gramm im Mischverhältnis mehr oder weniger könne bei Gewürzen einen großen Unterschied im Endprodukt machen.
Aktuell werden unter www.lyns.eu neben zwei Teesorten – Desi Chai und Kahwa Chai – auch die verschiedenen Gewürzmischungen – Garam Masala, Tandoori Masala und Pav Bhaji Masala – angeboten. Vor allem Letzteres sei "hier kaum zu bekommen", meint Singh. "Die Leute sollen die richtige indische Küche kennenlernen können." Kenner und Profis können sich mit 85 Gramm-Gewürzgläsern eindecken. Für Einsteiger oder als Geschenk bieten die beiden aber auch eine Box, bestehend aus fünf Reagenzgläsern, an, die mit Kostproben der Tees und Gewürze gefüllt sind. Zusammen werden sie mit Rezeptideen in einer Pappbox verpackt und verschickt.
"Wir verfolgen auch einen sozialen Aspekt", sagen die beiden. Denn die Produktion beziehungsweise den Aufbau der Geschenkboxen hätten sie als einzigen Arbeitsschritt ausgelagert. Und zwar hat dies für die Jung-Unternehmer eine Behindertenwerkstatt in Stuttgart übernommen. "Wir versuchen, so klimaneutral wie möglich zu arbeiten", betont Singh. Zwar könne man damit auch erst anfangen, wenn sich das Unternehmen etabliert hat. "Wir wollen die Werte aber von Anfang an klar definieren und bei uns verankern."
Zwar laufe der Vertrieb momentan auch Corona-bedingt nahezu ausschließlich über den Online-Shop, doch die beiden wollen auch versuchen "andere Wege aufzubauen". So habe man schon Kontakt zu regionalen Gastronomen aufgenommen. Und in Siegelsbach werden die Boxen bereits in einem Blumenladen in der Barbarastraße verkauft. "Unser Fokus liegt aber auf dem direkten Verkauf."