Clown Buffo alias Armin Meisner-Then sorgte nicht für die komischen Momente zum Auftakt des „Kultursommers 2020“. Foto: Berthold Jürriens
Helmstadt-Bargen. (bju) Der Mensch stolpert immerzu, sodass der Clown die komische Kunst des Stolperns entwickelt hat. Diese lehrt jeden, über das eigene Stolpern zu lachen und immer wieder aufzustehen. "Immer einmal mehr als man hingefallen ist", rät Clown Buffo alias Armin Meisner-Then. Eine wichtige Botschaft an diesem sommerlichen Abend unter freien Himmel im Hof der Werkstattbühne des Figurentheaters "Fex".
Clown Buffo machte den Auftakt des "Kultursommers" zum Thema "Clownerie zwischen Unsinn und Philosophie". Mit einer Mischung aus humorvollen "Nummern" verzauberte er das Publikum. Mit Einblicken in sein Handwerk und in die sieben Grundregeln der Clownerie ließ er auch das Entzaubern nicht zu kurz kommen. Die Grundzüge des clownesken Verhaltens und dessen Wirkung erklärte er bei seinen einzelnen Nummern, von denen man gerne mehr gesehen hätte. Die Gitarre und die "Quetsche" ersetzten sein obligatorisches Saxofon, das durch die Corona-Pandemie eine Verbannung erfahren hat.
"Warum bin ich Clown geworden?", stellt der gebürtige Franke, gekleidet mit übergroßem karierten Mantel, roter Nase und weiteren Clowns Attributen, die Frage an die Theaterbesucher. Natürlich fehlte die Kleiderbügelnummer nicht, die aber auch hier für Lacher sorgte. Der pensionierte Lehrer erzählte wahrhaftige Episoden aus seinem Leben, in dem er als Kind mehrmals durch Tollpatschigkeit Kopfverletzungen davongetragen habe. "Ich rannte nach meinem Sturz von der Leiter durch das Dorf, hielt meine Hand auf den blutenden Kopf und rief ’Hilfe, ich bin bewusstlos’".
Vielleicht war das der Beginn seiner Clown-Karriere. Denn die archetypische Handlung eines Clowns besteht darin, zu stürzen oder zu scheitern. Wie sehr er die "Tücke des Objekts" in seine "Berufung" einbindet, sahen die Zuschauer bei der Bananen-Nummer. Clown Buffo versuchte vergeblich, in die Südfrucht zu beißen, die immer wieder abknickte. Erst mit "beherztem Zugreifen" kam er in den Genuss der süßen Frucht in Form von "Bananen-Pampe". "Eigentlich eine Nummer, bei der ich immer einen Gast auf die Bühne bitte. Aber Corona hat daraus eine Solonummer werden lassen und das war heute die Premiere", erzählt Meisner-Then. Aber auch die funktionierte beim Publikum. "Überhaupt sind 50 Prozent bei der Clownerie Publikumskontakt", ergänzt er, nachdem er sich auf umständliche und lustige Art mit einem langen Schal auseinandergesetzt hatte.
Den "wichtigen Kontakt mit den Gästen" zeigte Clown Buffo beim "verbalen Ping-Pong" mit einem Theaterbesucher. Ein Vergnügen für die anderen, die bestens unterhalten wurden und anschließend auch die Erklärung für das Gelingen dieser Nummer serviert bekamen. Der 67-jährige Meisner-Then, der auch Seminare und Workshops leitet, erzählte vom "dummen August" im Zirkus, der – bunt bemalt– die Zuschauer durch Tollpatschigkeit zum Lachen bringt. "Sein Gegenspieler ist der ‚Weißclown’, der die Norm symbolisiert. Hinzu kommt oft der Zirkusdirektor als die Obrigkeit".
Der Clown sei schon immer eine Figur gewesen, die Grenzen überschreitet und deren Verhalten unberechenbar ist. "Nonsens und Philosophie stecken in ihm", sagte Meisner-Then weiter, der anschließend mit John Cages Stück "4’33" aufhorchen ließ – oder auch nicht. "Ich kann 70 Variationen von diesem Stück spielen", kündigte Clown Buffo mit erwartungsvollem Blick an. Nur wenige im Publikum schienen "4’33" zu kennen, denn in diesem Werk von Cage wird kein einziges Instrument gespielt, sodass auch Clown Buffo – mal pantomimisch Klavier spielend, Beine überschlagend oder stehend, aber immer stumm – für viereinhalb Minuten Stille sorgte.
Zum Abschluss ein "Flamenco" auf einem Bein und viel Beifall der Gäste. Fazit: Keine Schenkelklopfer oder platten Witze, sondern Humor und Komik der leisen Art. Buffo gehört zu der Mehrheit der naiven Clowns, die ihre Gefühle nicht bewerten, denn alles was sie tun, kommt von Herzen. Das zeichnete auch Meisner-Then an diesem Abend besonders aus.