Eppingen

Der Schädling wechselt zur Ersatzbaumart

Verlust vieler Altbäume droht - Förster kämpfen im Eppinger Wald mit allen Mitteln gegen die Ausbreitung der Borkenkäfer

21.03.2019 UPDATE: 22.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Förster Jürgen Stahl mit Jungpflanzen: Der Verlust an Altbäumen ist groß, und die für dieses Jahr geplanten 25.000 Euro für neue Bäume werden wohl deutlich überschritten. Archivfoto: Armin Guzy

Eppingen. (guz) Es scheint fast, als hätten die winzigen Käfer ein feines kollektives Gespür für die langfristigen Auswirkungen der Misere, die sie selbst auslösen. Und machen sich vom Acker, oder besser unter die nächste Rinde, unter der sie eigentlich nichts zu suchen haben: Der Eppinger Förster Jürgen Stahl stellt in seinem Revier Ottilienberg immer öfter fest, dass sich der Fichten-Borkenkäfer inzwischen auch in Douglasien einnistet.

Bemerkenswert daran ist zweierlei: Der Schädling nimmt das vorweg, was die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg jüngst in einem Klima-Szenario ermittelt hat: Der Landkreis Heilbronn wird bis zum Jahr 2050 für Fichten "gänzlich ungeeignet" sein. Als wüsste er dies, befällt der Fichtenborkenkäfer ausgerechnet die trockenheitstolerantere Douglasie, die, obwohl sie pilzbefallgefährdet ist, inzwischen als eine der Ersatzbaumarten für die Fichte gehandelt wird. In diesem Jahr sollen im Eppinger Forst alleine 1550 Douglasien neu gepflanzt werden, außerdem 2550 Weißtannen. Dennoch "Der Nadelholzanteil von 20 Prozent wird nicht zu halten sein", prognostizieren die Förster nun für den Eppinger Wald, immerhin der zweitgrößte im Regierungspräsidium Stuttgart.

Und es scheint noch schlimmer zu kommen: Auch die Hauptbaumart in Eppingen, die Buche, die 35 Prozent des Bestands ausmacht, leidet unter der zunehmenden Trockenheit und unter Schädlingsbefall. Aktuell, so geht aus der Antwort des Forstamts auf eine Anfrage des Gemeinderats hervor, fehlen dem Wald gegenüber einem "Normaljahr" rund 400 Liter Regen pro Quadratmeter. Daher, und wegen der Käfermisere, sei nicht nur in diesem Jahr mit "weiteren flächigen Ausfällen" zu rechnen, sondern insgesamt mit einer Veränderung der Baumartenzusammensetzung, mit erheblich höheren Kosten für Neuanpflanzungen und zugleich mit geringeren Erträgen, weil durch das Überangebot an Käfer- und Sturmholz die Preise auf dem Holzmarkt verfallen.

Die Förster hoffen zwar nach wie vor, dass sich manche Baumarten auf natürliche Weise vermehren und an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen. "Mit dem Verlust vieler Altbäume auch bei unserer Hauptbaumart, der Buche, müssen wir aber leider rechnen", teilten die Förster Stahl, Michael Meny und Martin Rüter in einem gemeinsam verfassten Schreiben dem Gemeinderat mit - verbunden mit der Hoffnung, dass der Rückhalt für die Förster "auch in schwierigen Zeiten so gut bleibt wie in den letzten, erfolgreichen Jahren".

In den zurückliegenden Wochen haben die Förster im Kampf gegen die Verbreitung der Käfer von allen Mitteln Gebrauch gemacht, die ihnen zur Verfügung stehen: Die befallenen Stämme werden gefällt, entrindet, teilweise - als letzte Abwehrmöglichkeit - auch gespritzt, und weit außerhalb des Waldes gelagert - in Eppingen im Gewann Tiefental oder gleich in den Sägewerken, die allerdings längst an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt sind.

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Dennoch müsse damit gerechnet werden, dass der Bestand an überwinternden Borkenkäfern im Boden und unter der Rinde sehr hoch ist. Vielerorts werde erst jetzt sichtbar, wie stark der Befall durch die Käfergeneration des vergangenen Jahres tatsächlich war. Noch für diesen Monat wurde daher auch eine leistungsfähige "Hacker"-Firma beauftragt, die Kronen der befallenen Bäume zu Kleinholz zu verarbeiten, um die befürchtete und bereits einsetzende Massenvermehrung der verschiedenen Borkenkäferarten zu bekämpfen.

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