Epfenbach

BBV verschiebt Breitbandausbau in den Herbst

Es ruckelt auf dem Weg ins schnelle Netz - Gemeinderat enttäuscht

21.03.2019 UPDATE: 22.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Das Problem ist: Die Feinplanung der BBV muss die bestehende Infrastruktur des Zweckverbandes berücksichtigen. Das Privatunternehmen hat jedoch noch keine Einsicht in die Dokumentationen. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Epfenbach. Lächerliche zwei Mbit pro Sekunde und ein bisschen LTE: Mit dieser Übertragungsrate muss sich das Dorf auf der Datenautobahn vorwärts schleppen. Nun macht den Bürgervertretern ein erneuter Aufschub des Breitbandausbaus im Dorf schwer zu schaffen: Die Breitband-Versorgung Deutschland (BBV) kann den ursprünglichen Plan, bereits jetzt, im Frühjahr, die Bagger rollen zu lassen, nicht einhalten. Nun ist vom Herbst als Start der Ausbauarbeiten die Rede - und im Gemeinderat grummelte es heftig. Vor allem auch, weil im Dorf viele Gewerbetreibende durch langsames Internet einen großen Standortnachteil hinnehmen müssen.

Enttäuscht zeigte sich Manfred Hafner: Im Sommer 2018, nach dem glanzvollen Ergebnis der Vorvermarktungsphase, habe die BBV Versprechungen gemacht, um die man sich jetzt betrogen fühle. Etwa sei davon die Rede gewesen, die Feinplanung sei bereits in Arbeit. "Und wenn ich jetzt höre, dass mit der Feinplanung erst jetzt begonnen wird, kann ich das nicht ganz nachvollziehen", machte Hafner seinem Ärger Luft. Das Dorf habe mal wieder den Schwarzen Peter.

Anderorts, wie in Daisbach, habe die BBV bereits mit dem Ausbau begonnen. "Das zeigt doch, dass noch viel Spielraum besteht", monierte Hafner. Dirk Rosenzopf appellierte an den Bürgermeister, auf die BBV einzuwirken und deutlich zu machen, dass sich die Prioritätenliste am Bedarf und am Grad der bestehenden Versorgung orientieren solle. Auch Beate Metzler-Klenk und Günter Reichert äußerten sich "enttäuscht von der BBV."

Arno Maruszcyk, BBV-Projektmanager, erklärt, woran es hakt: Viel Zeit und Arbeit habe es gekostet, die Verträge mit dem Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar, von dem das Unternehmen BBV die bereits bestehende Infrastruktur (also die verlegten innerörtlichen Leitungen) übernimmt, unterschriftsreif zu machen. "Da wird es natürlich zu einem Geldrückfluss an die Kommunen und ans Landratsamt als Vorsitz des Zweckverbands kommen", erklärt Maruszcyk.

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Der Zubringer zur Schnellstraße ist längst da, doch der Zubringer ins schnelle Netz lässt lange auf sich warten. Foto: Barth

Es hake derzeit auch an den juristischen Feinheiten: So könne der BBV erst Einsicht in die Dokumentationen des bereits erfolgten Ausbaus gewährt werden, wenn die Verträge rechtskräftig sind. Dennoch habe man die eigene Feinplanung vorangetrieben, sagt Maruszcyk, diese müsse jedoch überarbeitet werden: Ein ununterbrochenes Update also, bis die neuen Planungen mit den Beständen deckungsgleich sind.

Das Unternehmen muss die bestehenden Leitungen berücksichtigen, hat jedoch keine Einsicht in die Dokumentationen. "Das ist eine höllische Aufgabe und eine Pille, die wir schlucken müssen", sagt Maruszcyk. Dass man sich nicht auf Erfahrungswerte stützen könne, erschwere die Sache zusätzlich. "So einen Fall hat es in Deutschland noch nie gegeben. Da gibt es keine Blaupause, die man kopieren kann."

Dass der Ausbau in Daisbach und Mönchzell nun noch vor Epfenbach erfolgt, das sich ja seit Jahren als Vorreiter des Breitbandausbaus im kommunalen Schulterschluss sieht, dafür hat Maruszcyk eine simple Erklärung: In diesen Gemeinden läge keine Bestandsinfrastruktur vor, die man erst berücksichtigen, in die eigenen Planungen einarbeiten und wo man sich erst an den Lückenschluss herantasten müsse.

Zudem habe der Stromnetzbetreiber, die EnBW, in Daisbach gerade mit Tiefbauarbeiten begonnen, deren Synergien man nutzen wolle. "Sonst müssen wir in zwei Monaten dort wieder aufgraben", erklärt Maruszcyk. Im Übrigen sei Mönchzell mindestens ebenso unterversorgt.

Mit Hinblick auf die verärgerten Epfenbacher betont Maruszcyk: "Es liegt nicht an uns, wir stehen in den Startlöchern." Im Herbst jedoch werde man loslegen. "Im Frühjahr 2020 müssen wir hier fertig sein." Dies nämlich sei die Vorgabe der Investoren, an die man sich halten müsse. Auch an den Rahmenvertrag mit der NetCom BW, dem Betreiber des Zweckverbandsnetzes, dessen Zuführungsstrecke die BBV anmieten muss, müsse man sich halten.

Die Stimmen im Gemeinderat unterdessen klangen alles andere als versöhnlich und verlangten, "Druck zu machen". Friedbert Ziegler äußerte Unverständnis, "dass der Zweckverband, der seinen Betrieb ja eingestellt hat, jetzt nicht mit der BBV zusammenarbeitet - das ist ein Unding." Bürgermeister Joachim Bösenecker dazu: "Die Situation ist für uns alle unbefriedigend." Maruszcyk nimmt im RNZ-Gespräch den Zweckverband in Schutz. "Die Verträge sind unterschriftsreif."

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