Bad Wimpfen. (guz) Zigtausende Besucher haben am Sonntagmittag den Umzug der Wimpfener Faschingsgesellschaft (WFG) nicht nur mitverfolgt, sondern sich oft auch aktiv ins närrische Treiben gestürzt. Bunt, laut und fröhlich ging’s zu beim größten Umzug in der Region, an dem diesmal 110 Gruppen teilnahmen.
Vorneweg die verschiedenen Abteilungen der WFG, dahinter die befreundeten Vereine – so formierte sich ein langer Zug, der sich die gut zweieinhalb Kilometer von Bad Wimpfen im Tal bis hinauf durch die bunt geschmückten Gassen der Altstadt schlängelte. Fast drei Stunden dauerte das Spektakel, bei dem fast die ganze Stadt mitfeierte: Viele Fenster entlang der Umzugsstrecke standen sperrangelweit offen – Logenplätze für die Hausbewohner, die nicht selten Familie und Freunde zum Gucken eingeladen hatten. Zu sehen gab es Tanzeinlagen, Schabernack, Akrobatik und viele fantasievolle Kostüme.
"Erzähl doch keine Märchen" – unter dieses Motto hatte die WFG ihren 69. Umzug gestellt – und der Wimpfener Turnverein hatte dazu auch gleich einen Seitenhieb an Bürgermeister Claus Brechter parat: "Clausi, mach das Freibad auf", forderten die neonpink und -grün gewandeten Turner angesichts des seit Monaten geschlossenen und offenbar schmerzlich vermissten Mineralfreibads.
An zwei Ansagestellen wurden die teilnehmenden Gruppen begrüßt und dem Publikum vorgestellt. Auf der ersten, einem Truck an der Neutorstraße, übernahmen dies der stellvertretende Sitzungspräsident Gerhard Maier und seine Tochter Ilka, die vor 20 Jahren selbst WFG-Prinzessin war und seither am närrischen Virus laboriert. Dass die Sicherheitsvorgaben inzwischen "gewaltig" sind und den Teilnehmern reichlich Mehrarbeit bringen, daraus machten Vater und Tochter keinen Hehl, zeigten aber auch Verständnis. Inzwischen darf schweres Wurfmaterial, beispielsweise Mehl- und Backmischungen, nur noch von den Wagen heruntergereicht werden. Werfen, wie einst üblich, ist inzwischen verboten – zu gefährlich. Erlaubt sind hingegen weiterhin "Wurfgeschosse" wie Kamellen oder Popcorn, die dementsprechend freigebig in die Zuschauerreihen flogen. Einige hunderte Kilo sollen es gewesen sein.
Garden, Tanzmariechen, Dutzende von Guggenmusikgruppen befreundeter Karnevalsgesellschaften mit dynamischem Klangstakkato, wilde Hexen, Vampire und Zottelwesen – insgesamt wohl an die 3000 Narren – sorgten für ausgelassene Stimmung in der historischen Stauferstadt und ihren engen Gassen.
"Ganz Wimpfen feiert", freute sich Ilka Maier, auch wenn ihr in diesem Jahr ein wenig die Sonne fehlte. Angesichts der Wetterprognosen, die Regen hatten befürchten lassen, waren die Organisatoren aber zufrieden, dass das Wetter hielt und die Schminke nicht verlief.
Drei Stunden später traf sich der harte Narren-Kern noch zur After-Umzugs-Party in der Alten Kelter, dem früheren Domizil der WFG. Natürlich wurde es spät, und am heutigen Montag geht’s für die WFG schon wieder weiter in der Nachbarstadt Heilbronn. Das karnevalistische Leben ist eben eng getaktet. "Da muss man als Narr durch", lacht Gerhard Maier. Er muss es wissen, schließlich ist er seit 22 Jahren dabei.
Info: Mit der Verbrennung des Fassebutzen vor dem Wimpfener Rathaus endet die WFG-Kampagne am Aschermittwoch.
Fastnachtsumzug in Bad Wimpfen 2019 - Die Fotogalerie