An der Sporthalle in Siegelsbach (das Foto zeigt den Stand im Dezember 2019) sind inzwischen die Abriss-Arbeiten und Teile der Erdarbeiten beendet. Doch aufgrund der Corona-Krise pausiert Großprojekt der Gemeinde. Die für den Rohbau zuständige Firma hat die Baustelle zwar eingerichtet, nun aber ihre Mitarbeiter aus Siegelsbach abgezogen. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau/Siegelsbach. Corona hier, Corona da: Das neuartige Virus hat das Weltgeschehen fest im Griff, und niemand kann sich mehr der Tatsache einer ernstzunehmenden Pandemie verwehren. Die Rathäuser der Region schließen für den Publikumsverkehr und arbeiten fortan hinter verschlossenen Türen, Gemeinderatssitzungen wurden verschoben. Jeder einzelne ist direkt von den Einschränkungen, die erlassen wurden, um die Infektionswelle zu verlangsamen, betroffen. Veranstaltungen wurden abgesagt, Kinos, Schwimmbäder, Bars und weitere Ausflugsziele wurden geschlossen, Restaurants dürfen nur noch bis 18 Uhr öffnen, und das auch nur dann, wenn sie einen Mindestabstand von 1,5 Metern, besser zwei Metern, zwischen den Tischen gewährleisten können.
Vor allem wirtschaftlich macht das Virus vielen Menschen zu schaffen. Wie sieht es auf den Großbaustellen in der Region aus? Welche Auswirkungen hat das neuartige Corona-Virus auf die Großprojekte bei denen es sich sowohl für private als auch kommunale Bauträger um Investitionen handelt, die sich nicht gerade im Centbereich bewegen? Eine Bestandsaufnahme:
Die Arbeiten am Sporthallen-Neubau in Siegelsbach pausieren momentan. In den letzten Wochen wurde der Zeitplan des größten Bauprojekts der jüngeren Geschichte der Gemeinde mehrfach über den Haufen geworfen – der fürs dritte Quartal 2021 angedachte Fertigstellungstermin dürfte nur schwer zu halten sein. Erst sorgte das Sturmtief "Sabine" bei den Abrissarbeiten für eine ungewollte Unterbrechung. Anschließend machte Dauerregen den geplanten Erdarbeiten einen Strich durch die Rechnung. Und nun Corona. "Die Baufirma hat ihre Leute zurückgezogen", sagte Bürgermeister Tobias Haucap im Gespräch mit der RNZ. Die Rohbaufirma hatte bereits ihren Kran aufgestellt und die Baustelle für die folgenden Arbeiten eingerichtet. Wann es nun weiter geht, ist unklar.
Nicht von der abermaligen Pause betroffen sind immerhin die Mittel aus dem Topf zur Sportstättenförderung. Die 291.000 Euro – rund zehn Prozent der geschätzten Gesamtkosten – fließen in jedem Fall. Diese mussten lediglich bis November 2019 abgerufen werden. Kriterium war der Baustart bis zu diesem Zeitpunkt. Allerdings rechnet Haucap mit höhren Baukosten, die sich, wie er schätzt, aber auch in Grenzen halten werden. "Eine verlängerte Bauzeit sorgt für Mehrkosten", sagt der Siegelsbacher Bürgermeister. "Von einem bösen Erwachen gehen wir aber nicht aus." So kämen lediglich höhere Mietgebühren für Bauzäune oder Wasser- und Stromversorgung auf die Gemeinde zu.
Von "business as usal" berichtete hingegen "ViA6West"-Sprecher Michael Endres. Bisher sei die Lage auf den Baustellen auf der Autobahn 6 zwischen Sinsheim und Wiesloch sowie Bad Rappenau und Heilbronn normal. Aber es gebe bei den Büroarbeiten Einschränkungen, so dass sich manche Kollegen im "Home Office" befinden. Um den "Fremdkontakt auszuschließen", hält der Autobahnbetreiber vermehrt Telefon- und Videokonferenzen ab, anstatt sich persönlich im Büro zu treffen. Ebenso wurden die Besucherführungen auf der Baustelle bei Heilbronn bis auf weiteres gestrichen.
Auswirkungen, auch in puncto der Kita- und Schul-Schließungen seien bei der ViA6West nicht spürbar gewesen, sagt Endres. Viele Mitarbeiter kämen nicht aus der Region, sondern von anderen Niederlassungen und hätten keine Familie im Hintergrund.
Sich ein "worst case"-Szenario mit einem Corona-Fall bei den Bauarbeitern auszumalen, fiel Endres schwer. Ein Vorteil sei aber, dass die Baustellen autonom voneinander arbeiten. Sollte ein Corona-Fall beispielsweise an der A 6 in Wiesloch bekannt werden, würden die Arbeiten in Heilbronn nicht zum Erliegen kommen. In puncto Hygiene habe man alles umgesetzt und versuche Zusammenkünfte möglichst zu vermeiden. "Wir sind ja keine Firma wie Audi, in der Leute konzentriert auf einem Punkt arbeiten", sagt Endres. Der Automobilbauer lässt, wie er am Dienstag mitteilte, seine Produktion bis zum Wochenende auslaufen.
Gar nicht erst gestartet werden die Arbeiten derweil im Bad Rappenauer Stadtteil Obergimpern.Dort hätten in dieser Woche eigentlich aufwendige und von langer Hand geplante Kanal- und Straßensanierungen erfolgen sollen. "Damit hätten wir große Probleme. Wir setzten alles daran, die Maßnahme zu verschieben", sagte Tiefbauamtsleiter Erich Haffelder. Am kommenden Montag hätten die Bagger für die Straßensanierung anrollen sollen. "Ich will nicht, dass die Straße aufgerissen wird."
Entspannter sieht Daniel Ruscheinsky, Geschäftsführer des Best Western-Hotels sowie des 24-Stunden-Autohofs in Bonfeld, die aktuelle Lage. "Am Wochenende sind die Übernachtungszahlen stark zurückgegangen. Das hat mich Corona zu tun. Das kann sich jeder vorstellen." Die Leute seien aufgrund von Kurzarbeit, Kinderversorgung oder Home-Office weniger unterwegs. "Jeder versucht seine Wege zu minimieren."
Probleme auf der Hotel- und Bikini-Museums-Baustelle sieht er aber nicht: "Wir haben eine Etage geöffnet. Die zwei weiteren sind fertig, aber es ist kein Bedarf da. Beim Museum sind wir in den letzten Zügen." Da der Autohof seiner Versorgungspflicht nachkomme, bleibe dieser auch geöffnet. "Die Lkw müssen ja auch tanken, um die Waren anzubringen."