Von Falk-Stéphane Dezort und Armin Guzy
Bad Rappenau. Nach wenig mehr als einem Jahr ist schon wieder Schluss: Bislang hatte das Sonnenhotel "Salinengarten" in Bad Rappenau seinen Gästen zwar bereits per Aushang und auf der Homepage mitgeteilt, dass der Betrieb Corona-bedingt bis 14. Mai ruht, aber auch später wird sich daran nichts ändern. Buchungsanfragen für einen späteren Zeitpunkt wurden am Montag bereits mit Bedauern abgelehnt, weil der Betrieb "vorerst" nicht wieder aufgenommen werde. Auf RNZ-Nachfrage bestätigte Karina-Anna Dörschel, Geschäftsführerin der "Sonnenhotels Deutschland GmbH" mit Sitz in Goslar, dass das Unternehmen den Pachtvertrag lösen und das Vier-Sterne-Haus auch nach dem 14. Mai nicht mehr weiterführen will.
Die rund 30 festangestellten Mitarbeiter seien am Donnerstag über die Entscheidung informiert worden. Die betriebsbedingten Kündigungen werden zum 1. Juni wirksam, "ein paar Kollegen" würden wohl an einen der anderen Standorte der Gruppe wechseln.
"Das war keine einfache Sache", sagte Dörschel, die ihrer Aussage nach erstmals in ihrem Unternehmerleben und "nach langer und intensiver Diskussion" einen solchen Schritt vollziehen musste. Aber man müsse die Schließung im "Gesamtkontext" der Gruppe sehen, die, neben dem "Salinengarten", elf weitere Hotels und Resorts betreibt, drei davon in Österreich. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass es bei diesem einen Objekt bleibt", sagte Dörschel.
Zur Eröffnung im Februar 2019 waren sie noch frohen Mutes (v.l.): Architekt Alexander Schleifenheimer, Oberbürgermeister Sebastian Frei, Sonnenhotel-Geschäftsführerin Karina-Anna Dörschel, Projektleiter Werner Durst und Kruck & Partner-Geschäftsführer Joachim Kruck. Foto: Falk-Stéphane DezortDie Gruppe hatte erst im vergangenen September das Hotel "Weingut Römmert" in Volkach am Main eröffnet, das in derselben Sterne-Kategorie angesiedelt ist. Dass die Gruppe – mit Ausnahme des Stammhauses – alle ihre Hotels von Investoren bauen lässt und dann pachtet, schlägt in der Corona-Zeit herbe auf die Finanzen durch: Die Pachtverträge laufen weiter, während die Einnahmen auf null gesunken sind. Dörschel sprach nun von "Refinanzierung der Corona-Verluste" und "strukturellen Aufgaben" für die Sonnenhotel-Gruppe. Wie viel Pacht die Gruppe monatlich für den "Salinengarten" in Bad Rappenau bezahlt, war nicht zu erfahren.
Gebaut hat das Prestige-Objekt in der Kurstadt bekanntlich eine siebenköpfige Investorengruppe, die sich aus "langfristig orientierten Privatpersonen" um den Heilbronner Projektentwickler "Kruck und Partner" zusammensetzt. Nach jahrelangem Hin und Her um den Standort unmittelbar neben dem "Rappsodie"-Bad und darüber, wie sich die denkmalgeschützte Villa "Botsch" in das Gesamtensemble integrieren lässt, hatte der Gemeinderat schließlich zugestimmt. Im Mai 2017 hatten dann die Bauarbeiten für das damals auf 17 Millionen Euro Gesamtkosten geschätzte Projekt begonnen. "Ein solches Hotel steht schon lange auf unserer Wunschliste", hatte der damalige Bad Rappenauer Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen beim Spatenstich betont. Nun währte der Traum nur kurz: Das Hotel war erst im Februar 2019 eröffnet worden, hatte dann allerdings – zumindest in den ersten Monaten – auch eine beachtliche Auslastung von durchschnittlich 70 Prozent gemeldet.
"Für uns kam das auch etwas überraschend", sagte Joachim Kruck, Geschäftsführer der Heilbronner Baufirma und Sprecher der Investorengruppe. Die Sonnenhotel-Gruppe sei auf ihn mit dem Wunsch zugegangen, den Pachtvertrag aufzulösen. So befänden sich Investoren und Pächter "seit wenigen Wochen in Verhandlung". Final unterschrieben sei aber noch nichts. "Wir sind relativ weit, brauchen aber noch verschiedene Zustimmungen."
Nach langem Hin und Her im Gemeinderat fiel im Mai 2017 der Startschuss für die Bauarbeiten. Foto: Armin GuzyHinter der künftigen Nutzung des Gebäudes steht noch ein Fragezeichen. So könnte es – sofern sich ein neuer Betreiber findet – wie bisher als Hotel genutzt werden. "Wir sind in engem Kontakt zu einem Beratungsunternehmen, das auf Interimsmanagement und Betreibersuche spezialisiert ist", erklärt Kruck. Er ist sich sicher, dass der Standort "prinzipiell funktionieren kann". Und die Sonnenhotel-Gruppe sei damals nicht der einzige Interessent gewesen, die das Hotel in Bad Rappenau pachten wollte. Allerdings hätte in der aktuellen Corona-Krise "jeder Betreiber logischerweise andere Probleme, als nach neuen Standorten zu suchen". Kruck geht davon aus, dass es durchaus sein kann, dass das Gebäude über Monate leer stehen wird.
Als Alternative zur Weiternutzung stehen auch der Umbau zu sogenannten "Serviced Apartments" – also zu voll möblierten Zimmern, die für verschiedene Zeiträume buchbar und mit alltäglichen Utensilien komplett ausgestattet sind – oder Betreutes Wohnen im Raum. "Wir rechnen beide Varianten durch", erklärt Kruck.
Bei einem Umbau zu einer Anlage für Betreutes Wohnen seien dann viele der bisher getätigten Investitionen umsonst gewesen. "Dafür müssten wir vieles zurückbauen", sagt Kruck, obwohl das Hotel sich gerade durch seine von vornherein eingeplante Barrierefreiheit von anderen Häusern abhebt und dafür auch von der Plattform "Reisen für alle", einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt, zertifiziert wurde.
Auch die Rendite falle geringer aus, sagt Kruck, sei aber sicherer. Ein Hotel könne hingegen deutlich höhere Gewinne erzielen, aber bringe – wie sich in der Corona-Zeit deutlich zeigt – als Betreiberimmobilie auch ein höheres Risiko mit sich. Das betreute Wohnen "wäre mit Sicherheit nicht die wünschenswerte Option", betont der Unternehmer. Das klare Ziel sei es, den Standort als Hotel weiterzuführen.
Dieter Wohlschlegel, Geschäftsführer der Bad Rappenauer Touristikbetrieb GmbH (BTB), wollte die schlechte Nachricht zunächst kaum glauben und war am Montagvormittag noch damit befasst, sie zu verifizieren. Auch wenn die Stadt nicht finanziell am "Salinengarten" beteiligt ist, schmückte sie sich doch gerne mit dem Renommee des viel beachteten 132-Betten-Hauses auf dem Kurhügel – und verliert nun auf einen Schlag den größten und sternereichsten Beherbergungsbetrieb in der Stadt. "Wir sind sehr daran interessiert, dass das Haus weitergeführt wird", versicherte Wohlschlegel.
Auch Oberbürgermeister Sebastian Frei wünscht sich, dass das Gebäude als Hotel weitergenutzt wird. Der Rathauschef ist traurig, dass das Sonnenhotel schließt. Man habe die Erwartung und Hoffnung gehabt, dass sich das Hotel in der Stadt und Region etabliert. "Wir sind überzeugt, dass das Hotel in die Landschaft passt." Frei glaubt nicht, dass eine schnelle Lösung gefunden werden kann. Auch er weiß, dass "die Branche unter enormem Druck" steht und somit das Gebäude eine längere Zeit leer stehen könnte.