19 Geflüchtete, die momentan noch in der Unterkunft „Am Schafbaum“ untergebracht sind, ziehen am 27. August in eine Unterkunft im Gewerbegebiet nach Fürfeld. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. "Sie sind für uns der Beweis, dass Juristen auch Menschen sind", sagte Oberbürgermeister Sebastian Frei zu Jeanette Renk-Mulder und dankte ihr sogleich für ihre "aufopferungsvolle Arbeit im Sinne der Menschlichkeit". Die Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte der Stadt stellte in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause ihren Bericht zum aktuellen Sachstand der Flüchtlingshilfe vor.
Momentan leben rund 370 Geflüchtete aus 14 verschiedenen Ländern – der Großteil davon kommt aus Syrien (48 Prozent), dem Irak (19 Prozent) oder Afghanistan (zwölf Prozent) – in der Kurstadt. Und die Tendenz steigt. "Die Lage ist sehr dynamisch aktuell", sagte Renk-Mulder. Unterbracht sind die geflüchteten Menschen in 76 privaten und 17 städtischen Wohnungen sowie in drei Camps. So gibt es zwei vom Landratsamt betriebene Gemeinschaftsunterkünfte in der Kernstadt und Bonfeld sowie die städtische Unterkunft "Am Schafbaum" in der nur Männer leben. Voraussichtlich am 27. August sollen die 19 Bewohner aus dem Zentrum der Kurstadt nach Fürfeld umziehen.
Der größte Anteil an Geflüchteten lebt nach wie vor mit 166 in der Kernstadt. 88 Menschen leben in Bonfeld, 37 in Obergimpern und jeweils 20 in Zimmerhof und Grombach. Generell sind in jedem Stadtteil Geflüchtete untergebracht, führte Renk-Mulder aus, die sogleich das große ehrenamtliche Engagement ihrer Schützlinge lobte. Zusammen mit 50 Einheimischen hätten 20 Neu-Bad Rappenauer schon "viele Herausforderungen gemeistert". So organisiere man gemeinsam kulturelle Veranstaltungen, erarbeite Projekte und halte Vorträge.
Beispielsweise sei das Projekt "Frauen kommen an" ein großer Erfolg gewesen. Zusammen mit den Flüchtlingshilfen in Eppingen und Sinsheim habe man das Projekt zur persönlichen und beruflichen Entwicklung der zugewanderten Frauen ins Leben gerufen. In dessen Rahmen wurden drei große gemeinsame Veranstaltungen und monatliche bedarfsorientierte Workshops pro Stadt angeboten. Zusätzlich gab es ein individuelles Coaching und einen Sprachkurs für Frauen mit Kleinkindbetreuung. Rund 50 Frauen aus der Kurstadt hätten daran teilgenommen, und die Hälfte davon fand im Anschluss einen Job.
Aber die Ehrenamtlichen vermitteln die Neubürger auch an Vereine, gestalten zusammen mit ihnen die Freizeit und unternehmen Ausflüge. Dazu leisten sie Sprachhilfe oder unterstützen bei der Arbeitssuche oder den Hausaufgaben.
Die Ziele des Netzwerks "Gemeinsam in Bad Rappenau" und der Flüchtlingsbeauftragten sind es, die Zugewanderten zu begleiten und bei der Integration in die Gesellschaft zu unterstützen. Darüber hinaus sollen einer Parallelgesellschaft, Radikalisierung und Strafffälligkeit vorgebeugt werden. Was gut klappe, wie Renk-Mulder betonte. Denn 310 Geflüchtete hätten eine Wohnung, 80 eine Arbeit und 17 eine Ausbildung gefunden. Aber Zugewanderte benötigten auch Chancen und Perspektiven. "Integration ist keine Einbahnstraße und eine Daueraufgabe."
In den nächsten Jahren möchte Renk-Mulder weitere "Chancen zur Begegnung schaffen" und kulinarische wie kulturelle Projekte auf die Beine stellen. Darüber hinaus soll mit den Schulen, Kindergärten und dem Jugendhaus "Maximal" zusammengearbeitet werden.
Von Seiten des Gremiums wurde die Integrationsbeauftragte für ihr Handeln durchweg gelobt. Birgit Wacker (Grüne) beschrieb Renk-Mulder als jemanden, der "immer zur Stelle ist und trotz Unwegbarkeiten nie das Lachen und den Optimismus verloren hat". Aber auch die ehrenamtlichen Mitstreiter wurden bei der Lobeshymne bedacht, denn viele "sind schon jahrelang aktiv und unterstützen, wo sie nur können", sagte ÖDP-Gemeinderat Jochen Hirschmann.