Bernd Vogel (rechts) hat seinen ersten Baum 1992 gepflanzt; Sara Zahi (M.) und Markus Breitenfelder (l.) suchten und maßen so lange, bis sie den passenden gefunden hatten. Fotos: Becker
Von Alexander Becker
Angelbachtal. Auch wenn die jüngste Verschärfung der Schutzmaßnahmen gegen Corona vielen Menschen die Adventseinkäufe vermiest hat – auf den Weihnachtsbaum will trotzdem kaum jemand verzichten. Das bedeutet Hochsaison für Bernd Vogel in seinem "Weihnachtsbaumland" am Ortsausgang in Richtung Östringen. Dort wachsen nicht nur unzählige Fichten und Tannen, die man auf Wunsch auch selbst schlagen kann, sondern es ist im Laufe von fast drei Jahrzehnten ein regelrechtes Weihnachtsdorf entstanden.
"1992 habe ich hier den ersten Baum gepflanzt", schildert Vogel die Anfänge des Geschäfts, während er gerade ein Pärchen berät. "Wir sind heute zum ersten Mal hier und wohnen seit eineinhalb Jahren in Angelbachtal. Anfangs wussten wir gar nicht, dass es hier so etwas gibt", sagt Markus Breitenfelder, während er eine Blaufichte misst. "Die ist ideal für die Schwiegermutter", meint Vogel, der Breitenfelder und dessen Freundin Sara Zahi letztendlich auch noch eine Nordmannstanne verkauft. Einen dritten Baum, allerdings aus Holz ausgesägt, gibt es kostenlos dazu. Der stammt aus dem Fundus an weihnachtlichem Dekorationsmaterial, das Vogel in mehreren Holzhütten anbietet.
Im Weihnachtsbaumland Vogel gibt es zwar auch einen Weihnachtsmann, doch schaut der eher traurig: Wegen Corona darf er keine Kinder auf den Schoß nehmen.Auch ein Weihnachtsmann wartet dort auf Kinder, muss aber wegen der Corona-Pandemie Abstand halten. Ebenfalls fehlt der übliche Glühwein-Ausschank, um die Hygieneregeln einzuhalten. Deshalb desinfiziert Vogel auch jeden Baum, bevor er an die etwas weniger zahlreiche Kundschaft abgegeben wird. "Der Umsatz ist wegen Corona natürlich niedriger als sonst", sagt er, doch liege das größtenteils an den fehlenden Gewerbekunden. "Eine Firma hat von mir immer 200 Bäume bekommen, die sie während einer Weihnachtsfeier an ihre Kunden verschenkt hat. Das Fest konnte wegen Corona nicht stattfinden, also wurden auch die Bäume nicht gebraucht", erklärt Vogel, bei dem sich die Corona-Krise in dieser Form bemerkbar macht.
Bei einem seiner Helfer geschieht dies anders: "Eigentlich bin ich Restaurantleiter im Schloss Schwetzingen. Da dort wegen des Lockdown jetzt nichts läuft, dachte ich, ich packe stattdessen hier mit an", erklärt Jochen Reinhard. Warum es bei Vogel stattdessen nach wie vor viel zu tun gibt, glaubt Stammkunde Hubert Bender zu wissen: "Das Ambiente hier ist ganz anders als zum Beispiel im Baumarkt. Hier kommt man richtig in Weihnachtsstimmung und zahlt dafür auch mal gerne etwas mehr", erklärt der Östringer. "Und ich verschenke ja auch viel", betont Vogel gleich, der Kindern gerne etwas aus seinem Dekorationsartikel-Sortiment mitgibt. Außerdem komme ein Teil des Umsatzes aus dem Christbaumverkauf den Spendenaktionen "Kinder unterm Regenbogen" von Radio Regenbogen und "Weihnachtsbäume helfen Kindern" vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger zugute.
"Hier ist alles naturnah, ökologisch, ohne Chemie", geht Vogel abschließend auf jüngst veröffentlichte Tests ein, nach denen viele Christbäume mit Pestiziden belastet sind. "Viele Bäume werden aus Norddeutschland oder sogar Dänemark über 1000 Kilometer hier runter gekarrt. Dort wurden sie mit vielen Pestiziden großgezogen, aber bei uns ist alles Handarbeit", schließt Vogel die Mitglieder des unter anderem von ihm initiierten Verbandes "Christbaum aus Baden-Württemberg" mit ein. "Das hier ist für mich Leidenschaft pur", sagt Vogel, bevor er sich dann schon wieder um den nächsten Kunden kümmert – damit trotz Corona-Krise zumindest niemand auf einen Weihnachtsbaum verzichten muss.