Einsatz am Bach: Die Feuerwehr legte in der Allee eine Ölsperre, damit die gallertartige Masse nicht davon trieb. Foto: Feuerwehr
Neckarbischofsheim. (kel) Knapp zehn Monate nachdem eine aus Obergimpern angeschwemmte Giftfracht den Fischbestand des Krebsbachs auslöschte, läuteten wieder die Alarmglocken am ansonsten so idyllischen Bachlauf: Eine schmierige, gelbliche Masse waberte am Donnerstag im Wasser und rief Feuerwehr, Polizei und Wasserwirtschaftsamt auf den Plan. Am Freitagnachmittag dann Entwarnung: Der Stoff, vermutlich eine Art Gießharz, hat der Bachfauna offenbar nicht geschadet. Der Angelsportverein fand bei einem Kontrollgang jedenfalls keine Kadaver. Aber Fragen bleiben. Vor allem diese: Wie gelangte die seltsame Masse in den Bachlauf?
Passanten hatten sich über den Schmierfilm im Krebsbach im Bereich von Bürgermeister-Neuwirth-Straße und Allee gewundert. Sie glaubten außerdem, Benzingeruch wahrzunehmen. Die Feuerwehren aus Neckarbischofsheim und Untergimpern legten sicherheitshalber eine Ölsperre und verhinderten so das Abdriften der Masse. "Wie Kaugummi", so beschrieb es Udo Rödler, Vorsitzender des Angelsportvereins Krebsbach, habe sich die Substanz in der Hand angefühlt. Die Petri-Jünger vom Krebsbach sind gebrannte Kinder, was Bachverschmutzungen angeht. Mehrfach schon war der Fischbestand durch Fremdeinwirkung reduziert worden, im vorigen Mai gab es einen Totalverlust, nachdem Futtermittel von einem Bauernhof ins Wasser geschwemmt worden war. Erst vor drei Wochen hatten die Angler den Bach wiederbelebt und 3500 Fische, vor allem Forellen, eingesetzt.
Noch ist die Substanz nicht genauer untersucht. Laut Wasserrechtsamt könnte es sich um Epoxidharz oder um eine ähnliche Chemikalie auf Harzbasis handeln, die in der Regel als Abdichtungsmasse genutzt wird. Diese Stoffe kommen vor allem in der Kunststoff- und Holzverarbeitung zum Einsatz. Sie sind als umweltgefährdend eingestuft, aber vergleichsweise reaktionsträge.
Wie kommt der Stoff in das Wasser? Im innerstädtischen Bachabschnitt, in dem die Substanz auftauchte, gibt es keinen Produktionsbetrieb, der Kunstharze verwenden würde. Aber in der Allee ragen drei Rohre ins Bachbett. Es sind die Überläufe aus unterirdischen Regenrückhaltebecken, die den Krebsbach flankieren, weiß Roland Herbold vom städtischen Bauamt. Aus einem dieser Rohre könnte die Substanz ins Wasser gelangt sein, spekuliert Herbold.
Zwar gibt es keine Verbindung zum Netz der Abwasserkanäle, aber Straßenschächte sind an dieses Leitungssystem gekoppelt. Gut möglich, so meint Herbold, dass die fremde Substanz einfach in einen Gully gekippt worden war. Das kann schon vor geraumer Zeit passiert sein, wenn sich das Material ablagerte und erst später aus dem Becken gespült wurde. Dass eines der Abflussrohre verstopft war, spricht für diese These. Die Stadt will das jetzt noch genauer untersuchen und das Rohrsystem durchspülen lassen.
Beim Angelsportverein war man indes froh, dass man diesmal mit dem Schrecken davon gekommen ist. Dennoch: Anzeige gegen Unbekannt wurde erstattet.