Die Mittagspäuschen in der "alla hopp!"-Anlage verlaufen friedlich. Abends sieht das manchmal anders aus. Die Stadt sucht nach Vandalen. Helfen Streetworker? Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Drei Fälle von Vandalismus binnen weniger Tage brachten offenbar das Fass zum Überlaufen. Auch die kritischen Stimmen von Anwohnern aus dem Vorjahr sind noch in Erinnerung. Jedenfalls erwägt das Rathaus jetzt den Einsatz von Streetworkern auf der Alla-Hopp-Anlage im Postgarten. Rechtzeitig zum Wiederaufleben der Freizeitaktivitäten unter freiem Himmel wolle man "aktiv werden", hieß es gestern. Wie genau das vonstatten gehen soll, ist aber noch unklar.
Dass der vor einem knappen Dreivierteljahr eingeweihte Bewegungs- und Begegnungspark mitten in der Innenstadt gut angenommen wird, ist unbestritten. So gut, dass es über den gesamten Sommer des zurückliegenden Jahres zu hartnäckigen Anwohnerprotesten gekommen war: Mit Plakaten, Facebook-Posts und Leserbriefen verschafften sich unmittelbare Nachbarn Luft. Und das bereits kurz nach dem Eröffnungsfest. Es kam zu heftigen Diskussionen bei der Einwohnerfragerunde im Gemeinderat, zu Dauerklingeln im Polizeirevier - bis heute führen manche Buch darüber, was, wann, wo und wie oft passiert, zwischen Trampolin und Trimm-Dich-Geräten.
Die Stadt reagierte mit einer Beschränkung der Öffnungszeiten, mit Beschilderungen und zahlreichen Verboten. Weder Grillen, noch Rauchen, noch das Feierabendbier ist nun mehr erlaubt. Auch Radiohören und Radfahren nicht. Außerdem müssen auch Anwohner seither ihren Vierbeiner durch die Anlage tragen. Hundeklos mit Tütenspendern? Fehlanzeige.
Und so schien sich beim ersten Sonnenstrahl die Geschichte zu wiederholen: "Oft machen wir bis nachts um elf kein Auge zu", sagten Anwohner jetzt. Die Grundstücke seien "nichts mehr wert", werde befürchtet. Und dem Ersuchen um Sicht- und Lärmschutz sei auch noch keiner nachgekommen. Im Kontakt mit der Stadt wäre man indessen, Treffen hätten stattgefunden und fänden noch statt. Aus Sorge, es sich zu verscherzen, halte man sich namentlich dann doch lieber raus.
Tatsächlich gebe es "diverse Jugendgruppen, die Probleme machen", räumte gestern Oberbürgermeister Jörg Albrecht ein. Erstmals eskaliert war die Situation bereits letzten Frühherbst, als es zu handfesten Schlägereien mit mehreren Verletzten gekommen war. Dann die Vandalismusfälle an den "alla hopp!"-Sanitäranlagen im Februar und März - mehrere tausend Euro Belohnung will die Stadt zahlen für den handfesten Hinweis zur Ergreifung der Täter.
Passiert ist in dieser Hinsicht bislang trotzdem nichts. Und auch ein Sicherheitsdienst - eingeschaltet kurz nach den Anwohnerprotesten und jährlich rund 10.000 Euro teuer - sowie eine weitere geschaffene Stelle beim städtischen Ordnungsdienst brachten nicht die erhofften Ergebnisse: Wann die Vandalen ans Werk gingen, ist unklar; vermutlich nachts, wenn niemand Streife läuft. Und auch den sich unters Publikum mischenden Sicherheitsdienstlern ist ein entscheidender Coup noch nicht geglückt.
"Junge Leute und Uniformen - Sie wissen ja", sagte OB Albrecht gestern vieldeutig: Möglicherweise könne Vorbeugung, "Streetwork", Straßensozialarbeit ja hilfreich sein: "Jemand auf Augenhöhe", sagt Albrecht, "jemand, der sagt: Hey, lass’ das mal. Das ist nicht okay; und der einen Draht hat." Ob die Stadt hierzu erneut Personal einstellt, oder ob "mit einem Sozialverband, der diese Kompetenzen hat kooperiert" werden soll - all das werde im Moment überlegt und müsse am Ende vom Gemeinderat abgesegnet werden. "Wir sind da nicht weit", ist Jörg Albrecht ehrlich, "die Idee ist keine Woche alt."
Überlegt werde auch, etwaige Streetworker "ausgehend vom Postgarten" an anderen "sensiblen Orten" im Gebiet der Kernstadt einzusetzen. Darunter fallen dürften das Bahnhofsviertel, die Uferwege entlang der Elsenz, das Freibadumfeld oder die Einfallstraßen in die Gewerbegebiete Neulandstraße, Breite Seite und in Richtung der Fohlenweide. Jugendliche selbst hatten beim kürzlich stattfindenden Jugendmeeting der Stadt diese Angaben gemacht.
Ob dadurch der laute, wenn auch nicht sonderlich zahlenstarke Protest abebbt? Der OB reagiert mit Achselzucken: "Wir tun, was wir nur können", sagt er mehrfach; ertappte Vandalen und Ruhestörer könnten "auf keinen Fall mit der Milde der Stadt rechnen." Andererseits liege der Park nun einmal "in der lebendigen Innenstadt."