Früher war der Schwarzbach ein beliebtes Ausflugsziel für Familien zum Baden und Boot fahren. Heute erlaubt der geringe Wasserstand diese Aktivitäten nicht mehr. Foto: privat
Von Christian Laier
Waibstadt. "Die Stadt am Wasser" wurde Waibstadt noch bis zum Jahr 1810 genannt. Diese heute nicht mehr geläufige Bezeichnung beruhte darauf, dass die Stadt von der Südseite bis zur Nordwestseite von vier Seen umgeben war. Zudem waren der aus Helmstadt kommende natürliche Schwarzbachlauf sowie der aus Neckarbischofsheim kommende Krebsbachlauf deutlich breiter und tiefer, als es heute der Fall ist.
Waibstadt war im Jahr 1800 noch von Seen umgeben und als die „Stadt am Wasser“ bekannt. Repro: Christian LaierAb 1810 begann die Trockenlegung der Seenlandschaft, um Bauland zu gewinnen, sodass heute von der "Stadt am Wasser" nicht mehr viel zu sehen ist. Die vier Quellwasserseen befanden sich ursprünglich allesamt außerhalb der historischen Stadtmauer. Der 175 Ar große "Waybachsee" an der Ostseite der Stadt dehnte sich von der Stadtmauer bis zum Fuß des Altenbergs und Eichelbergs aus. Heute befinden sich an dieser Stelle die "Waybachgärten". Im Rahmen der Pfahlbohrungen zum Brückenbau in diesem Bereich wurde festgestellt, dass dieser See einst bis zu zehn Meter tief war. In den Bohrkernen wurde Tongeschirr aus der Römerzeit gefunden. Der 35 Ar große "Stadtgrabensee", heute bekannt als "Seegärten", zog sich entlang der Stadtmauer vom Südosten bis zur Nordwest-Ecke und war bis zu 25 Meter breit. Der nur 15 Ar große "Schwarzspiegelsee" lag an der Nordwest-Ecke der Stadtmauer in Richtung Neidenstein. Dieser See war grundlos, morastig und nicht begehbar. Der 12 Ar große "Kregrainsee", besser bekannt als "Fischweiher", wurde beim Bau der Eisenbahnlinie im Jahr 1861 durchquert und teilweise aufgefüllt.
Das Schwarzbachbett wurde von 1865 bis 1870 begradigt und der Krebsbachlauf um rund 500 Meter verkürzt und schließlich im Bereich Seegärten wieder in den Schwarzbachlauf eingebettet. Für die Wasserversorgung der Stadtmühle wurde zu dieser Zeit der Mühlgraben angelegt. Das alte Krebsbachbett dient heute nur noch für den Ablauf der Biesig- und Weyerwiesenquellen.
Im Jahr 1895 war der Bereich des Schwarzbachs rund um das Stauwehr in der Hauptstraße am heutigen Hotel "Waibstadter Hof" ein beliebter Badeort. Die Stadt eröffnete dort das erste Freibad, das sogenannte "Inselbad". Mit einer Sichtschutz-Trennwand durften die weiblichen Badegäste im Mühlbach, die männlichen Schwimmer im Schwarzbach baden. 1930 wurde die Trennwand abgebaut und stattdessen eine Hinweistafel angebracht: "Baden auf eigene Gefahr". In den 1960er-Jahren wurde das ehemalige Freibad zur Parkanlage "Inselgarten" umgestaltet. Noch heute ist dieser Bereich in Anlehnung an die Stechmücken als "Schnogepark" bekannt. Heute befindet sich an dieser Stelle ein öffentlicher Parkplatz. Die Wassertiefe des Schwarzbachs an dieser Stelle ermöglicht schon lange kein Baden mehr.
Im Jahr 1952 konnte man noch junge Männer beobachten, wie sie sich vom meterhohen Schwarzbachwehr in die Fluten des Schwarzbachs stürzten. Foto: privatFrüher wurden der Schwarzbach und der Krebsbach von Jung und Alt aber gerne zum Baden und sogar für Wassersport genutzt. Mit dem Schlauchboot war der Krebsbachlauf auf einer Strecke von zwei Kilometern bis zur Pulvermühle Neckarbischofsheim befahrbar. Bei schönem Wetter waren an warmen Sonntagen immer Boote mit Familien zu beobachten, die vor der Haustüre einen Ausflug aufs Wasser machten. Sogar Militärboote waren zum Fische fangen auf dem Krebsbach im Einsatz.
Wagemutige junge Männer sprangen zu dieser Zeit regelmäßig vom Schwarzbachwehr spektakulär aus mehreren Metern Höhe in den Bach, als es der Wasserstand noch erlaubte. Ebenso diente die "Speckerbrücke" im Specker Weg zu dieser Zeit als gerne genutztes Sprungbrett in den Schwarzbach.