Lichteffekte im Stadion ließen die Besucher staunen. Zum Abschluss gab es zudem noch ein zehnminütiges Feuerwerk. Foto: dpa
Sinsheim. (RNZ) Auf der digitalen Datumsanzeige am Kartenautomaten stand "24. Januar 2009, 12.58 Uhr". Dietmar Hopp zog den Magnetstreifen seines VIP-Tickets über den Scanner und öffnete die Tür zum Business-Bereich. Damit war die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim quasi offiziell eröffnet.
Ein historischer Moment für die TSG 1899 Hoffenheim an jenem Samstag voller Überschwang, Freudentränen und Dankbarkeit. Rund 30.000 Zuschauer auf den Rängen erlebten eine vierstündige Eröffnungsfeier mit atemberaubendem Spektakel, ergriffenen Reden und einem Fußballspiel, dass die Profis des damaligen Trainers Ralf Rangnick gegen eine Auswahl der Metropolregion mit 6:2 gewannen. Allerdings waren die Tribünen beim Eröffnungskick noch nicht ganz gefüllt. Für die ersten La-Ola-Wellen reichte es trotzdem. Die Euphorie an diesem Tag war groß.
Auch für den emotionalen Höhepunkt sorgten die Fans selbst. "Dietmar Hopp, wir danken Dir": Mit minutenlangen Sprechchören feierten sie den gerührten Mäzen, der den Traum von der Arena hatte wahr werden lassen und von einem "weiteren großartigen Tag in der Vereinsgeschichte" sprach. Von seinem legendären Handschlag mit Sinsheims damaligem OB Rolf Geinert über den Spatenstich am 25. Mai 2007 bis zum Eröffnungstag war es ein langer, spannender Weg für alle Beteiligten gewesen.
109 Firmen hatten an dem 60-Millionen-Euro-Projekt geschafft und das "schönste Fußballstadion Deutschlands" gebaut, wie Ministerpräsident Günther Oettinger im Brustton der Überzeugung sagte. Er wünschte "Hoffe" sogar die Meisterschale. Dennoch war er der Einzige, der während seiner Rede ausgepfiffen wurde. Ansonsten war Jubel in diesen Stunden, die in der Choreografie auch Platz ließen für sympathische Symbolik.
10 Jahre Rhein-Neckar-Arena - Die Fotogalerie"1899" stand an diesem Eröffnungstag auch für zwei Geburtstagskinder. So wurde auf dem Rasen die 99-jährige Sinsheimerin Paula Fischer gefeiert. Und neben ihr stand Simon Ernstberger aus Sinsheim-Weiler, der 18 Jahre alt wurde. Für die ganz große Show sorgten aber andere, nachdem Stadionsprecher Mike Diehl das Mikro übernommen hatte. Mit Tommy Schleh, Enrico Zabler und Chris Hanke stellte er die neue Fan-Hymne "Wir sind Hoffe" vor.
Die "Drum Connection" trommelte, was das Zeug hielt. Absoluter Star am frühen Abend war jedoch der Violinist David Garrett, der unter anderem die Hoffenheimer Tor-Hymne geigte. Und zum Schluss gab es dann noch ein zehnminütiges Musik-Feuerwerk mit 1500 Effekten. Es war der spektakuläre Abschluss eines unvergesslichen Tags, der für die ganze Region von besonderer Bedeutung war.
"Es ist ein Stadion für die ganze Metropolregion Rhein-Neckar", sagte zum Beispiel Heidelbergs Oberbürgermeister, Eckart Würzner. Was sich auch in ihrem Namen widerspiegelte: Rhein-Neckar-Arena. "Stadion stimmt, Name stimmt", befand Hopp. Einen Geld gebenden Namenssponsor gab es damals noch nicht. Zum Unmut mancher Fans haben sich die Zeiten erst vor kurzem drastisch geändert. Das "Rhein-Neckar" vor dem Namen ist weg. Und "Pre Zero" hat "Wirsol" als Namensgeber abgelöst. Für Kritiker stimmt inzwischen nur noch das Stadion.
Auch Aussagen des damaligen Eppelheimer Bürgermeisters, Dieter Mörlein, hat die Geschichte korrigiert. Damals, am Sinsheimer Eröffnungstag, versprach er, dass in zehn Jahren auch in seiner Stadt "ein großes Stadion" stehe. Trotz? Lange hatten die Chancen ja nicht schlecht gestanden, dass "Hoffes" Arena neben der A5 zwischen Heidelberg und Eppelheim gebaut wird.
Was sich seit dem 24. Januar 2009 nicht geändert hat, sind die Staus bei der An- und Abreise. Mittags standen die Fans auf der A6 auf zehn Kilometern Länge, weil es zwischen Sinsheim und der Raststätte Kraichgau Süd gekracht hatte. Auch Busse und Bahnen waren so voll wie heute. In der Logistik und Infrastruktur hat sich freilich viel getan. Rund um die Arena sah es bei ihrer Eröffnung noch aus wie auf der Baustelle. Wer neben den Wegen abkürzen wollte, stand knöcheltief im Matsch. Und auch an den Einlasskontrollen war es noch etwas chaotisch. Drehkreuze rotierten ohne Vorwarnung von ganz alleine und nur dem Sicherheitspersonal war es zu verdanken, dass alle reinkamen. Aber das war nur eine Randnotiz an diesem historischen Tag für die TSG und die Region.