Baufirma pleite - Schnelles Internet kommt noch langsamer
BBV koordiniert Glasfaserausbau nun selbst - Bauarbeiten gehen erst im Januar wieder richtig los

Von Anjoulih Pawelka
Epfenbach/Kraichgau. Die Epfenbacher müssen wohl noch einige Zeit auf das schnelle Internet warten. Das wurde nun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates klar. Er sei geschockt gewesen, als er erfahren habe, dass die Verlegearbeiten für den Glasfaserausbau von der Firma "Telsita" eingestellt worden seien, sagte Bürgermeister Joachim Bösenecker. Seinen Unmut konnte er persönlich bei der BBV kundtun, denn Pressesprecher Arno Maruszczyk war vor Ort.
Maruszczyk entschuldigte sich mehrmals, sagte auch Dinge wie: "Es ist peinlich, unbegreiflich", wollte aber nicht wirklich mit der Sprache rausrücken, woran es nun liege, dass "Telsita" die Bauarbeiter abgezogen hat. Offizielle Begründung: Corona und die Angst der Mitarbeiter, über das Weihnachtsfest nicht bei den Familien sein zu können. "Wir lassen das so stehen", erklärte Maruszczyk noch am Dienstagabend. Keine 24 Stunden später sagte er auf Nachfrage der RNZ: "Wenn man kein Geld mehr hat, kann man auch nicht mehr bauen." Kurzum: Das Tiefbauunternehmen ist wohl pleite. Die BBV nehme den Ausbau nun selbst in die Hand und lasse die Arbeiten nicht mehr über einen Generalunternehmer durchführen. Die Zusammenarbeit mit dem Tiefbauunternehmen würde beendet.
Nun gehe es darum, die Baustellen winterfest zu machen und diese abzusichern. Dafür hat die BBV bereits einige Arbeiter engagiert. Der Hoffnung, dass die Bauarbeiten mit genügend anderen Kräften möglichst schnell fortgeführt werden, gab Maruszczyk im Gemeinderat eine Absage. Das werde "mit ganz klarer Sicherheit nichts mehr" in diesem Jahr. Im Januar würde man zusätzliche Bautrupps schicken, hieß es dann am Mittwoch. Maruszczyk rechnet mindestens mit einer Verzögerung von zwei bis drei Monaten. Einige wenige Projekte würden allerdings noch ausgeführt. Dazu gehört zum Beispiel das Neubaugebiet in Zuzenhausen – Epfenbach allerdings nicht.
Auf die zum Teil chaotischen Ausführungen wie Löcher, die ewige Zeit offen stehen und nicht zu Ende gebrachte Maßnahmen des Subunternehmens "Telsita" angesprochen, gab Maruszczyk zu, dass man der BBV den Vorwurf machen könne, dass sie zu spät und nicht energisch genug gegengesteuert habe. Trotzdem verwies Maruszczyk auch immer wieder darauf, dass der langsame Ausbau nicht nur die Schuld der BBV sei. Die Firma habe Verträge. "Wir können nicht immer so, wie wir wollen." Es gäbe noch ganz andere Leute, die zur Verzögerung betrügen. Damit meinte er unter anderem auch den Zweckverband, dessen Dokumentation der verlegten Rohre, in denen die Kabel des Glasfasers laufen, nicht professionell sei. Er deutetet an, dass teils wohl auch "Google Maps"-Karten ausgedruckt wurden, in denen mit Filzstift der Verlauf der Rohre eingezeichnet sei.
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Wie unstrukturiert und wenig nachvollziehbar der Ausbau abläuft, zeigt auch das Beispiel von Christa Arnold. Sie beschwerte sich im Gemeinderat, dass seit September ein riesiger Graben auf dem Gehweg vor ihrem Haus klafft. Auf die Straße kommt sie nur noch über eine kleine Bücke, was vor allem für ihren gehbehinderten Mann enorm schwierig sei. Maruszczyk versicherte ihr, das Loch umgehend zu schließen. "Ihnen glaube ich auch nichts mehr", erwiderte Arnold wütend, was Maruszczyk durchaus verstehen konnte. Am Mittwochmorgen waren dann allerdings Arbeiter vor Ort. Drei Mann haben mit Schaufeln versucht, den über die ganze Breite des Hauses laufenden Graben zu schließen. "Ich bin fix und fertig", sagt die 74-Jährige.
Einen genervten Eindruck machte auch Gemeinderat Manfred Hafner (CDU), als er Maruszczyk fragte, ob es die BBV 2021 noch gäbe. "Der BBV geht es fantastisch", erwiderte Maruszczyk, der eine Garantie gab, dass jeder, der einen Vertrag abgeschlossen habe, auch schnelles Internet bekomme. Nur wann, das konnte er nicht sagen. Und auch auf Nachfrage der RNZ ließ der Pressesprecher durchblicken, dass es die Firma einiges zusätzliches Geld koste, den Ausbau selbst zu koordinieren. Alleine um die 60.000 Euro würde der Abtransport des Erdaushubs kosten.



