Selcuk Toker steht inmitten seines Obst- und Gemüsegeschäfts. Ganz so üppig wie gewohnt ist das Angebot derzeit nicht. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Wiesenbach. Die Regale sind auf den ersten Blick bestens gefüllt: Es gibt Paprika, Tomaten, Zucchini und noch vieles mehr. Dennoch fehlt die eine oder andere Frucht, die es vor der Coronakrise hier noch gab. "Wir bekommen momentan keine exotischen Früchte mehr aus Thailand oder Kolumbien", sagt Selcuk Toker, Inhaber des Obst- und Gemüsegeschäfts "Toker". Zusammen mit seiner Frau Kibar betreibt er den Laden. Der Grund: Wegen des eingeschränkten oder eingestellten Flugverkehrs gibt es keine Möglichkeit, aus weit entfernten Ländern Obst ins Ausland zu transportieren und bis die Früchte auf dem Schiffsweg ankommen würden, wären sie verdorben. Zurückgegriffen wird daher auf andere Anbauländer.
Normalerweise transportieren Passagiermaschinen die Früchte im Lagerraum des Flugzeugs, berichtet Selcuk Toker. Weil aber viele Flugverbindungen seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie aufgrund der wenigen Passagiere ausfallen, kommt Obst aus verschiedenen Ländern nicht mehr an. Eine Frucht davon ist etwa die Pitaya. Die sogenannte Drachenfrucht wird überwiegend in Nicaragua, China oder Vietnam angebaut. Momentan wird sie aus Vietnam bezogen, anstatt etwa aus Nicaragua. Ähnlich sieht es bei der bekannteren Litschi, einer chinesischen Haselnussfrucht, aus.
Selcuk Toker kauft seine Waren jeden Tag frisch auf dem Großmarkt in Mannheim. "Es ist ein großer geschmacklicher Unterschied, ob die Waren mit dem Flugzeug oder per Schiff transportiert werden", berichtet er. Mangos etwa kommen sowohl auf dem Luft- wie auch auf dem Wasserweg nach Deutschland. Die per Flugzeug transportierten Waren seien qualitativ besser, weil sie nicht so lange unterwegs sind und fruchtiger schmecken, so Toker. Auch preislich macht sich der Unterschied bemerkbar. Ein Aufkleber weist in dem Wiesenbacher Lädchen etwa bei Mangos darauf hin, dass es sich um Flugware handelt.
Weitere Auswirkungen der Coronakrise seien auch schon leicht spürbar, etwa bei Obst und Gemüse aus Italien oder Spanien. Vor der Krise lieferten diese Länder mehrmals wöchentlich nach Deutschland, jetzt sei es ein oder zwei Mal weniger in der Woche, so Toker. Die Bundesregierung hat die Einreisebedingungen für Lkw-Fahrer von Lebensmitteltransporten verschärft: Sie müssen einen negativen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist. "In Italien und Spanien fehlen teilweise Erntehelfer", weiß Toker. Das habe zur Folge, dass die Waren nicht so schnell ins Ausland transportiert werden. Im Frühjahr und Sommer arbeite er mit Obst- und Gemüsebauern aus der Region zusammen. Allerdings gehe die Saison erst los, wenn es wärmer werde.