Der Turnverein Germania erweckte beim Kerweumzug in St. Ilgen die bunte Flower-Power-Zeit zu neuem Leben und überzeugte damit die Sandhäuser Jury. Foto: Geschwill
Von Sabine Geschwill
Leimen-St. Ilgen. Der Stadtverwaltung kam Aushilfs-Kerweborscht Ralph Panzer vom Karnevalclub Frösche zuvor: Er eröffnete mit seinen beiden Kerweschlackeln Klaus Häuseler und Stefan Riemensperger nicht nur in Leimens größtem Stadtteil St. Ilgen die "Diljemer Kerwe", sondern weihte kurzerhand auch die frisch sanierte und aufgehübschte "Neue Mitte" rund um Rathaus und Alte Fabrik ein. Angesichts der vielen Mühen und des Sanierungsfleißes erhalte St. Ilgen für seinen schönen Ortskern nun den Zusatz "Perle im Rhein-Neckar-Kreis", wusste er zu berichten.
Als Ortspolizist machte Panzer zusammen mit seinen beiden Kerweschlackeln und Kerweschlumpel "Toleranta I. vom Bürgeramt St. Ilgen" auf die Parkplatzsituation im Stadtteil aufmerksam; er knöpfte sich die Parksünder vor, monierte aber auch die von der Stadt beschlossene Einführung von Parkgebühren: "Parken in Dilje koschd jetzt Geld, was uns Fröschen gar nicht gefällt. Drum verteilen wir mit lautem Quaken Fröschekarten für kurzes Parken." Das konnte man auf einer überdimensionalen Parkscheibe lesen.
Der Wado-Ryu-Dojo-Verein präsentierte seine Karatekunst. Foto: Geschwill
Lustige Geschichten aus dem Ortsgeschehen durften nicht fehlen. Ralph Panzer gab eine Story nach der anderen zum Besten. Einmal ging es um den Wasserklau auf dem Friedhof. Ein anderes Mal wurde der Terminhinweis "Am kommenden Wochenende" für das Feuerwehrfest der St. Ilgener Wehr auf die Schippe genommen.
Und schließlich widmete sich Panzer der Rathaussanierung, die in St. Ilgen gerade in vollem Gange ist. Seit die Verwaltungsmitarbeiter samt Amtsleiter sanierungsbedingt ein anderes Quartier bezogen hätten, stehe komischerweise auch die Rathausuhr still, rügte der Kerweborscht. Er fragte in die Runde, ob Uwe Sulzer neben seiner Amtsleitertätigkeit im Rathaus möglicherweise auch den Job als "Glöckner von Dilje" innehabe. Jedenfalls sei man froh, wenn die Sanierung zu Ende sei und die Mitarbeiter wieder an Ort und Stelle ihre Büros beziehen können. Dann störe kein Baugerüst mehr und St. Ilgens "Neue Mitte" könne glänzen.
Oberbürgermeister Hans D. Reinwald absolvierte den Fassbieranstich. Ihm assistierten unter anderem Aushilfs-Kerweborscht Ralph Panzer, Kerweschlumpel "Toleranta I." und Kerweschlackel Stefan Riemensperger (v. l.). Foto: Geschwill
Für die thematisch gut bestückte Kerwerede bekam Ralph Panzer viel Applaus. Der gebühre aber nicht ihm, ließ Panzer gleich wissen. Er sei nur der Aushilfs-Kerweborscht. Die geschliffene Rede habe Dieter Sterzenbach geschrieben. Der Frösche-Vorsitzende, der seit Jahren meisterhaft zur Kerwezeit in die Rolle des Kerweborschts schlüpft, musste in diesem Jahr krankheitsbedingt pausieren. An Sterzenbach, der unter den Gästen weilte und sich bei der Kerwerede über die Begeisterung des Publikums freute, richtete Panzer die inständige Bitte: "Dieter, werde wieder fit und komm zurück in unsere Mitt’." Diesen Wunsch unterstrichen alle Kerwegäste mit lang anhaltendem Beifall.
Der Fassbieranstich oblag Oberbürgermeister Hans D. Reinwald. Die vergangenen beiden Fassanstich-Malheure in St. Ilgen hatte er in deutlicher Erinnerung: "Ich habe extra ein Seminar besucht und viel geübt", ließ er wissen. "Der Anstich wird jetzt von Erfolg gekrönt sein", war er sich sicher. Zudem habe er sich einen Hammer mit Durchschlagskraft zugelegt. Mit einem halben Dutzend Schläge saß der Zapfhahn fest im Fass und schon Sekunden später floss der Gerstensaft. Der Musikverein St. Ilgen intonierte denn auch sogleich "Ein Prosit der Gemütlichkeit".
Der Karnevalclub Frösche nahm die neuen Parkgebühren im Stadtteil aufs Korn. Foto: Geschwill
Info: Die "Diljemer Kerwe" endet heute. Nach Frühschoppen und Mittagessen in den Vereinszelten laden die Schausteller mit ihren Buden und Fahrgeschäften ein. Um 14.30 und 16 Uhr gibt es ein Kasperle-Theater. Ab 18 Uhr spielt die Band "The Rollers" und ab 20 Uhr steigt die legendäre "Hitparade" der St. Ilgener Vereine.