SV Sandhausen

Kommt mit der Erweiterung ein Sportplatz auf Stelzen?

Die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" pocht auf ihre eigenen Varianten. Parken soll unter dem Fußballfeld zwar möglich sein, eine Versiegelung aber vermieden werden.

12.10.2021 UPDATE: 13.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 37 Sekunden
Oben Fußball spielen, darunter parken: Eine solche Lösung aus dem österreichischen Krems schlägt die BI auch für Sandhausen vor. Foto: Dyckerhoff & Widmann Gesellschaft mbH/Linz

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) lässt nicht locker: Nein, die Deutsche Fußball Liga (DFL) fordere keine zwei weiteren Trainingsplätze für den Zweitligisten SV Sandhausen (SVS) – sondern nur einen. Und ja, der Profiverein könnte sein Kapazitätsproblem auch ohne die Versiegelung zusätzlicher Flächen lösen – zum Beispiel mit einem Fußballfeld auf Stelzen, direkt über einem bestehenden Parkplatz. Diese Überzeugungen gehen aus einer BI-Mitteilung hervor, die deren Sprecherin Petra Weiß nun veröffentlicht hat. Darin drückt die Initiative auch ihr Bedauern darüber aus, dass die von ihr am Runden Tisch eingebrachten Varianten nicht in der September-Sitzung des Gemeinderats präsentiert wurden.

Hintergrund

> Der Runde Tisch wurde per Gemeinderatsbeschluss vom Oktober 2019 einberufen, um Alternativen zum bis dahin vorgesehenen Projekt "Sportzentrum Süd" zu erarbeiten, das zwei neue Sportplätze und 140 Parkplätze für den SV Sandhausen (SVS) vorsah. Auslöser waren die immer

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> Der Runde Tisch wurde per Gemeinderatsbeschluss vom Oktober 2019 einberufen, um Alternativen zum bis dahin vorgesehenen Projekt "Sportzentrum Süd" zu erarbeiten, das zwei neue Sportplätze und 140 Parkplätze für den SV Sandhausen (SVS) vorsah. Auslöser waren die immer stärkeren Proteste insbesondere der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) gegen die mit dem "Sportzentrum Süd" verbundene Rodung von 2,5 Hektar im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt. Seit Januar 2020 tagte der aus Vertretern der Gemeindeverwaltung, der vier Ratsfraktionen, der BI sowie betroffener Vereine bestehende Runde Tisch dreimal – ein viertes und letztes Mal im Dezember 2020 zusammen mit dem gesamten Gemeinderat.

Bei den stets nicht-öffentlichen Sitzungen wurden vier Varianten erarbeitet, die der Öffentlichkeit im Rahmen der Gemeinderatssitzung im September erstmals vorgestellt wurden. Drei Varianten sehen den Umzug eines der Nachbarn – entweder FC Sandhausen oder Tennisclub 1970 – vor; dabei würde der SVS zwei weitere Sportplätze erhalten, eine Variante beinhaltet den Bau eines dieser beiden Felder auf dem jetzigen Parkplatz des Walter-Reinhard-Stadions. Als "großen Wurf" brachte der SVS zudem die "Stadionvariante" ein: An der Autobahn A 5 bei den Sandhäuser Höfen würde ein neues Stadion samt fünf Sportplätzen entstehen, auf dem jetzigen SVS-Gelände wäre demnach ebenso wie gegenüber am Walter-Reinhard-Stadion ein Wohngebiet geplant. luw

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Als "ausführlich und final geklärt" beschrieb Bürgermeister Hakan Günes in dieser Sitzung "das Erfordernis zweier weiterer Plätze", nachdem er dies wie berichtet anhand der aktuellen DFL-Statuten und eines Schaubildes erläutert hatte. Er griff damit einen Streitpunkt auf, der seit einer Bürgerveranstaltung im Frühjahr 2019 zum Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" vor sich hin brodelte: Braucht der SVS einen oder zwei zusätzliche Sportplätze, um den geforderten Bedarf für sein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu erfüllen? Auch die DFL selbst konnte damals auf RNZ-Nachfrage nicht klären, welche Zahl im Fall des SVS korrekt ist.

Die damaligen Statuten schienen bewusst schwammig formuliert. Im Mai 2019 wurden diese Richtlinien aber überarbeitet: Jetzt werden ausdrücklich drei Fußballplätze gefordert, "welche der exklusiven Nutzung durch das Leistungszentrum vorbehalten sind". Aus der derzeitigen Belegung der vier vom SVS genutzten Sportplätze – ohne Stadion, aber inklusive des auch von SVS-Kindern genutzten Platzes am Friedrich-Ebert-Schulzentrum – schloss Günes auf ein "Delta von zwei Plätzen", die das NLZ vorzuweisen habe.

Die BI aber hält diese Frage nicht für "final geklärt". "Die Bürgerinitiative hält weiter daran fest, dass nach DFL-Statuten und einem Vergleich des Bestandes vor Ort nur ein weiterer Platz gefordert wird", teilt sie nun mit. Dabei verweist sie auf ein "juristisches Gutachten", das dies bestätige. BI-Sprecherin Weiß erklärte dazu auf Nachfrage, dass eine diplomierte Juristin die DFL-Regeln analysiert und mit dem "Ist-Zustand" beim SVS verglichen habe. Demnach "klar aus den Statuten ersichtlich" sei, dass – neben den drei "exklusiven Trainingsplätzen" für das NLZ – die Bundesligamannschaft "ganzjährig" über einen Trainingsplatz verfügen müsse. In der Addition bedeute dies: "Die DFL fordert also vier Plätze."

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Aktuell könne der SVS auf drei Plätzen trainieren, so die BI: auf den beiden Plätzen hinter dem BWT-Stadion und auf dem Platz im Walter-Reinhard-Stadion. "Es fehlt also in der Summe ein Trainingsplatz", schließt die Initiative daraus. Zudem geht sie auf das Argument ein, es werde ein weiterer Platz benötigt, weil Naturrasen auch eine "Regenerationszeit" brauche und nicht ganzjährig bespielt werden könne. "Das ergibt absolut Sinn, aber das ist nicht von den DFL-Statuten abgedeckt", entgegnet Weiß auf Günes’ Verweis auf ebenjene Statuten. So könnten nach Ansicht der BI Ausweichmöglichkeiten etwa auch durch Kooperationen mit benachbarten Fußballvereinen organisiert werden – ohne gleich zwei Sportplätze zu errichten.

Schließlich gehe es der Initiative nicht nur um den Schutz von Wald, sondern auch um die Vermeidung von Flächenversiegelung. "Besondere Zeiten erfordern Ressourcenschonung, kreative Lösungen und Kompromissbereitschaft", heißt es in der Mitteilung. Entsprechend werden nochmals die zwei von der BI am Runden Tisch eingebrachten Alternativen hervorgeholt, die bisher nicht als dessen "Ergebnisse" anerkannt werden: Erstens schlägt man einen Trainingsplatz auf dem bisherigen Parkplatz am Walter-Reinhard-Stadion vor, daneben könnte demnach ein mehrgeschossiges Parkdeck den Verlust der Stellplätze ausgleichen. Als zweite Variante nennt die BI "einen geständerten Trainingsplatz" am Walter-Reinhard-Stadion: Die Parkplätze würden nicht verloren gehen, als Beispiel bezieht man sich auf eine bestehende Anlage im niederösterreichischen Krems, gefertigt von der Linzer Firma "Dyckerhoff & Widmann". "Der Runde Tisch war ja auch auf einem guten Kompromissweg", sagt dazu Weiß, "und unsere Vorschläge wären ein guter Kompromiss gewesen, auf den sich alle hätten zubewegen können".

"Wenn es unbedingt noch ein zweiter Platz sein muss", fügt die BI-Sprecherin noch an, "dann käme dafür aus unserer Sicht ein Teil der Ackerfläche neben den Parkplätzen im Bereich der Sandhäuser Höfe in Frage". Dies habe die Initiative bereits vor zwei Jahren vorgeschlagen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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