Schürze, Lippenstift und Feuerwehr – für Annette Klingmann kein Widerspruch. Foto: kaz
Schönau-Altneudorf. (aham) Inzwischen wird sie nicht mehr schief angeschaut. "Aber am Anfang war ich ein ganz schöner Exot", erinnert sich Annette Klingmann. Und das nur, weil sie eine Frau ist. Seit 29 Jahren ist die heute 48-Jährige bei der Feuerwehr und seit zwölf Jahren steht sie sogar an der Spitze der Feuerwehrabteilung von Altneudorf. Damit ist sie die einzige Kommandantin im Rhein-Neckar-Kreis. "Und in den benachbarten Kreisen gibt es meines Wissens nach auch keine", sagt Klingmann.
Wenn es also Zusammenkünfte der Kommandanten gab oder sie bei der Landesfeuerwehrschule als einzige Frau an einem Lehrgang teilnahm, fiel die Power-Blondine schon auf. Da schielten so manche Männer verwundert auf die drei silbernen Sterne und Streifen auf ihrem Dienstgradabzeichen, die sie als Kommandantin ausweisen. "Aber jetzt kennt mich jeder", sagt die Altneudorferin, die ihre Uniform auch mal mit hohen Absätzen und Lippenstift trägt und als Oberbrandmeisterin den höchsten Rang erreicht hat, der in einer Stadt in der Größe von Schönau möglich ist.
Und Klingmann ist froh, dass Frauen zunehmend die "Männerdomäne" Feuerwehr aufmischen. "Es gibt jetzt immer mehr Frauen in Führungspositionen", erzählt Klingmann. "Eine Zugführerin ist nichts Ungewöhnliches mehr." Aber bis das Männer-Frauen-Verhältnis bei den Floriansjüngern ausgewogen sein wird, geht noch einige Zeit ins Land, meint Klingmann. "Frauen haben mit Kindern, Job und Haushalt einfach wenig Zeit", sagt die 48-Jährige. "Und die Feuerwehr ist nun einmal viel Arbeit."
Das sei auch tatsächlich mit ein Grund, weshalb sie und ihr Ehemann – der übrigens über seine Frau zur Feuerwehr kam – keine Kinder haben. Sie arbeitet zwar als Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie in der Kinderklinik in Heidelberg, doch Anfang der 2000er Jahre dachte sie darüber nach, zur Berufsfeuerwehr zu wechseln. Drei Jahre lang hat sie es versucht, war bei Vorstellungsgesprächen in Heidelberg, Mannheim, Frankfurt und Stuttgart. Und wurde nicht genommen. "Ich vermute, dass es an meinem Geschlecht lag", meint Klingmann. "Damals waren Frauen noch die Ausnahme."
Über all das spricht Klingmann ohne Gram. Denn in all den Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr – die ersten drei Jahre in Neckarsteinach, danach in ihrer Heimat Altneudorf– habe ihr Frausein nie eine Rolle gespielt. "Ich war immer gleichwertig", berichtet sie, betont aber auch: "Bei der Einsatztaktik mache ich mir schon Gedanken über Männer und Frauen." So würde sie im Ernstfall niemals zwei Frauen gemeinsam in einen Innenangriff schicken. Die 15 Kilogramm schwere Ausrüstung, die schwere körperliche Arbeit: "Da ist man froh, wenn man einen starken Mann an der Seite hat." Denn körperlich und kräftemäßig seien Männer nun einmal im Vorteil. Das stört sie nicht: "Im Innenangriff kommen auch schmächtige Männer an ihre Grenzen", weiß die Kommandantin.