Sandhausen

Hausärzte impfen im Walter-Reinhard-Stadion

Nach Ostern geht im Stadion ein kommunales und von den örtlichen Hausärzten geleitetes Impfzentrum in Betrieb.

30.03.2021 UPDATE: 31.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Hier geht’s lang: die Ärzte Andreas Eschelbach (l.) und Matthias Lampert mit Assistentin Sonja Stamm. Foto: Alex

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Während auf Bundes- und Länderebene noch über das Impfen in Hausarztpraxen diskutiert wurde, war man in Sandhausen schon einen bedeutenden Schritt weiter: Im Walter-Reinhard-Stadion geht nach Ostern ein kommunales und von den örtlichen Hausärzten geleitetes Impfzentrum in Betrieb. Dabei wird vor allem ein Problem gelöst, das bei der öffentlichen Diskussion zuletzt häufig unbeachtet blieb: Der Normalbetrieb in den Praxen wird kaum davon beeinträchtigt, dass ausgewählte Patienten von den ihnen vertrauten Doktoren im Akkord den begehrten Pieks erhalten.

Diese Idee der fünf ortsansässigen Hausarztpraxen hat Modellcharakter: Erstmals in der Region wird ein Impfzentrum von örtlichen Ärzten betrieben. In den Räumen des Walter-Reinhard-Stadions sollen von montags bis freitags die Patienten der jeweiligen Praxen geimpft werden. Als Starttermin hofft man auf den 7. April – dies hänge vom Zeitpunkt der Impfstoff-Lieferung ab. Ein Unterschied zur Organisation in den Impfzentren der Landkreise: Impfwillige müssen – beziehungsweise können – sich nicht selbst um einen Termin bemühen; die Hausärzte nehmen unter ihren jeweiligen Patienten selbst eine Priorisierung vor und kontaktieren diese.

"Ich habe schon vor einigen Wochen mit meinen Kollegen hier in Sandhausen darüber gesprochen", berichtet Hausarzt Matthias Lampert im Gespräch mit der RNZ. Damals sei man sich bereits einig gewesen, dass Impfungen in den Räumen der Praxen parallel zum laufenden Normalbetrieb "sehr schwierig" umzusetzen wären. Etwa wäre es kaum möglich, alle wartenden Patienten mit entsprechendem Abstand zueinander in den Räumen einer Praxis unterzubringen und gleichzeitig die 15-minütige "Nachbeobachtung" in Folge einer jeden Corona-Impfung zu gewährleisten.

"Die Gemeinde war dabei sehr kooperativ", lobt Lampert die Reaktionen aus dem Rathaus auf die Idee. Der 62-Jährige, der seit rund 30 Jahren als Hausarzt in der Hopfengemeinde tätig ist, traf sich bald nach Entstehung der Idee mit Verwaltungsvertretern vor Ort im Stadion. Die Räume dort seien ideal: Hier gibt es einen barrierefreien Eingang, einen Empfangs- und einen Warteraum. Fünf abgetrennte Impfkabinen wurden mit Stellwänden eingerichtet, es gibt einen Wartebereich für die Nachbeobachtung, einen Notfallbereich mit Liegen sowie einen separaten Ausgang. "Das funktioniert alles nach Einbahnstraßenregelung", erklärt der Arzt mit Blick auf den Infektionsschutz.

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Zudem gibt es im Stadion Kühlschränke, in denen der Impfstoff gelagert wird. Die ersten Dosen habe Lampert in den vergangenen zwei Tagen bestellt, sagt er. Genauso wie bei anderen Arzneien laufe dies über "Bezugsapotheken", die wiederum Zugang zum Großhandel haben. Bei der ersten Lieferung werde das Biontech-Präparat erwartet. "Inzwischen ist ja bekannt, dass auch Biontech fünf Tage lang im Kühlschrank aufbewahrt werden kann", so Lampert. In Zukunft sei für die wöchentlich bestellenden Hausärzte nur noch der Impfstoff von Astra-Zeneca vorgesehen. "Aber wer das entscheidet, entzieht sich unserer Kenntnis." Auf Menge und Art des gelieferten Impfstoffs habe man keinen Einfluss.

So werden die Ärzte der fünf Sandhäuser Praxen Eschelbach, Lampert/Predikant, Korth, Müller und Süfling im täglichen Wechsel jeweils ihre Patienten impfen. Lampert und sein Team werden dienstags an der Reihe sein: "Unsere Praxis wird auch an diesen Tagen zu den normalen Sprechzeiten weiterlaufen weil wir das Glück haben, das als Gemeinschaftspraxis stemmen zu können."

Ort des Geschehens

Die Terminvergabe erfolge aktiv vonseiten der Hausärzte. "Ich habe eine Liste meiner Patienten, die ich alle individuell kenne. Und ich priorisiere nach Risiko", so Lampert. Natürlich werde dabei beispielsweise der chronisch kranke 60-Jährige dem kerngesunden 70-Jährigen vorgezogen, sagt er. "Die Impfverordnung lässt diesen Spielraum auch zu." Die Umsetzung durch Hausärzte sei ein weiterer Vorteil gegenüber dem Vorgehen in den Zentralen Impfzentren, wo hingegen in "festen Schubladen" gedacht und entschieden werde.

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